Gaudete – Freuet Euch

Evangelium nach Johannes 1,6-8.19-28

Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes.
Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen.

Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.
Dies ist das Zeugnis des Johannes: Als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu ihm sandten mit der Frage: Wer bist du?,
bekannte er und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht der Messias.

Sie fragten ihn: Was bist du dann? Bist du Elija? Und er sagte: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Er antwortete: Nein.
Da fragten sie ihn: Wer bist du? Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Auskunft geben. Was sagst du über dich selbst?

Er sagte: Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat.

Unter den Abgesandten waren auch Pharisäer.
Sie fragten Johannes: Warum taufst du dann, wenn du nicht der Messias bist, nicht Elija und nicht der Prophet?

Er antwortete ihnen: Ich taufe mit Wasser. Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt
und der nach mir kommt; ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren.

Dies geschah in Betanien, auf der anderen Seite des Jordan, wo Johannes taufte.

Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Gregor der Grosse (um 540 – 604), Papst und Kirchenlehrer, Homilie zum Evangelium, Nr. 7

“Mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt und der nach mir kommt”

“Ich taufe mit Wasser; aber mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt”. Johannes tauft nicht mit Geist, sondern mit Wasser. Er ist nicht befähigt, Sünden zu vergeben. Er wäscht den Leib der Täuflinge mit Wasser, nicht aber den Geist mit Vergebung. Warum also tauft er, wenn er durch seine Taufe nicht Sünden erlässt? Warum? Einfach weil er in seiner Rolle als Wegbereiter verbleiben will. Wie er mit seiner Geburt dem Herrn vorangegangen war, der bald darauf geboren werden sollte, so ging er auch mit seiner Taufe dem Herrn voran, der bald darauf taufen sollte. Er war der Wegbereiter Christi durch seine Predigt und wurde es auch durch seine Taufe, die Abbildung des künftigen Sakraments.

Johannes kündigte ein Geheimnis an mit seiner Erklärung, Christus stehe mitten unter den Menschen und sie würden ihn nicht erkennen; denn der Herr war, als er im Fleisch erschien, in seinem Leib sichtbar, in seiner Majestät aber unsichtbar. Johannes fügt hinzu: “Er, der nach mit kommt, ist mir voraus” (Joh 1,15)… und schiebt die Erklärung für den Vorsprung Christi nach: “weil er vor mir war”. Eigentlich wollte er damit sagen: “Wenn er mir voraus ist – wo er doch nach mir zur Welt kam – so liegt es daran, dass die Zeit seiner Geburt ihn nicht einengt und ihm Grenzen setzt. Von einer Mutter ist er in der Zeit geboren, vom Vater ist er ausserhalb der Zeit gezeugt.” Johannes gibt kund, welch demütigen Respekt er Christus schuldet, wenn er fortfährt: “Ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren”. Nun gab es bei den Alten folgenden Brauch: Wenn ein Mann sich weigerte, das Mädchen zu heiraten, das ihm versprochen war, schnürte er demjenigen die Schuhe auf, der letzten Endes der rechtmässige Gemahl des Mädchens wurde. Hat sich nun Christus nicht als Gemahl der heiligen Kirche offenbart?…  Weil aber die Menschen glaubten, Johannes sei der Christus – was Johannes selber abstreitet –, erklärt er sich für unwürdig, Christus die Schuhe aufzuschnüren. Es ist so, als wollte er deutlich machen: … “Ich masse mir nicht an, zu Unrecht den Namen Gemahl zu tragen” (vgl. Joh 3,29).  

Quelle
Gaudete-Sonntag 2010

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