Die entscheidende Frage

Darum sind die Seligen und Heiligen für das Leben der Kirche so wichtig

Hl. Franziskus von Assisi

Tagespost, Blog Römische Warte von Guido Horst, 02.08.2011

Wenn im Zentrum des Christentums nicht eine Lehre steht, sondern eine Person: Wo bitte schön kann man der dann begegnen?

Der grosse Heilige mit dem “F”, Franz von Assisi (1181/82-1226), bietet eine gute Gelegenheit, um auf eine Frage einzugehen, die nach den vergangenen Einträgen auf diesem Blog über Selige und Heilige jetzt endlich fällig ist: Wenn es so ist, dass im Zentrum des christlichen Glaubens nicht eine Lehre, sondern eine Person steht, und wenn diese Person, der Fleisch gewordene Gott, als einziger und als einziges in der Lage ist, die tiefsten Sehnsüchte des menschlichen Herzens zu erfüllen, dann möchte man natürlich wissen, wo man diesem Jesus Christus begegnen kann.

In der Eucharistie. So lehrt es die Kirche. Aber ist es wirklich so, dass der Empfang der Kommunion oder die Anbetung des Allerheiligsten die tiefe Sehnsucht nach Glück erfüllt? Die Eucharistie ist eine Speise, eine Nahrung für die Seele. Unverzichtbar. Aber wieviele “trockene Kommunionen” gibt es? Wie oft geht man aus der Kirche hinaus, wie man hineingegangen ist. Ausserdem kann die Eucharistie keine Zapfsäule sein, wo man Glück tanken kann. Die Erfüllung der menschlichen Sehnsucht nach Glück muss etwas mit dem ganzen Leben zu tun haben.

Manchen Mystikern war es gegeben, in der geistigen Vereinigung mit Gott jene unendliche Güte zu spüren, die Jesus Christus jedem Menschen entgegenbringt. Aber Mystiker sein, das ist eine besondere Berufung… Was ist mit uns Normalos? Die Geschichte des heiligen Franz ist etwas verworren, nicht frei von Brüchen, irgendwie auch unperfekt. Am Ende trennte sich Franz wieder von seiner Gemeinschaft, er starb so, wie er angefangen hatte: als nackter Wurm vor Gott. Trotzdem aber hat dieser Mann eine gewaltige Blüte in der Kirche des Mittelalters heraufgeführt. Seine “imitatio Christi”, sein Leben nach dem Vorbild des Herrn, hat er mit äusserster Radikalität gelebt. Aber genau das war es wohl, was seine ersten Gefährten bewog, mit Franz in den Wald zu ziehen. Sie haben in ihm etwas erkannt. In seinen Gesichtszügen wurden die Züge Jesu Christi sichtbar. Und so war es immer wieder in der Geschichte der Kirche: Menschen, die selber mit Jesus Christus eins zu werden versuchten, liessen plötzlich mehr aufscheinen als nur ihre eigene Klugheit oder Bildung, die Vorzüge ihres eigenen Charakters oder die persönliche Ausstrahlung: Sie machten – stets auf ganz andere Weise und unter anderen Umständen – Jesus Christus sichtbar, der seinen treuen Jüngern und Anhängern versprochen hatte, immer bei ihnen zu sein.

Darum sind die Seligen und Heiligen für das Leben der Kirche so wichtig. Die Seligen und Heiligen, die die Päpste offiziell zur Ehre der Altäre erhoben haben und erheben, und jene Selige und Heilige, die im Stillen wirken, als Freunde oder Mütter, als Lehrer oder Väter, als Begleiter und Weggefährten.

Heiliger Franz von Assisi
Deutsche.Franziskanerprovinz: Kunst, Film, etc.

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