20. Sonntag im Jahreskreis
Evangelium nach Matthäus 15,21-28
Von dort zog sich Jesus in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurück.
Da kam eine kanaanäische Frau aus jener Gegend zu ihm und rief: Hab Erbarmen mit mir, Herr, du Sohn Davids! Meine Tochter wird von einem Dämon gequält.
Jesus aber gab ihr keine Antwort.
Da traten seine Jünger zu ihm und baten: Befrei sie (von ihrer Sorge), denn sie schreit hinter uns her.
Er antwortete: Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt.
Doch die Frau kam, fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, hilf mir!
Er erwiderte: Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen.
Da entgegnete sie: Ja, du hast recht, Herr! Aber selbst die Hunde bekommen von den Brotresten, die vom Tisch ihrer Herren fallen.
Darauf antwortete ihr Jesus: Frau, dein Glaube ist gross. Was du willst, soll geschehen. Und von dieser Stunde an war ihre Tochter geheilt.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Isaak von Stella (? bis ca. 1171), Zisterziensermönch, Predigt 35, 3. zum Fastensonntag; SC 207
“Gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel”
“Ich bin”, sagt der Herr, “nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt.” Kurz gesagt…: er ist zu dem gesandt worden, dem er verheissen war. “Abraham”, heisst es, “und seinen Nachkommen wurden die Verheissungen zugesprochen” (Gal 3,16). Die in der Zeit gegebene Verheissung wird zu ihrer Zeit erfüllt, und zwar für die Juden von den Juden, wie geschrieben steht: “Das Heil kommt von den Juden” (Joh 4,22). Zu ihnen wurde Christus, der im Fleisch von ihnen abstammt, am Ende der Zeiten geschickt; ihnen war er am Anfang der Zeiten verheissen worden, er, der vor allen Zeiten dazu vorherbestimmt war. Vorherbestimmt für Juden und Heiden; ohne Mittelsperson, im Fleische hervorgegangen allein aus den Juden, wurde er bei seiner Geburt im Fleische denen vorgestellt, denen er verheissen worden war…
Aber das Wort “Israel” bedeutet “einer, der Gott sieht”: es bezieht sich also von Rechts wegen auf jedes vernunftbegabte Wesen. Daher versteht man, dass der Begriff “Haus Israel” auch die Engel einschliesst, jene Geister, die vorherbestimmt waren, Gott zu schauen… Die neunundneunzig Schafe…, … auf dem Berg der Gottesschau und der Auferbauung ihres Hirten, also des Wortes Gottes, weiden frei und lagern furchtlos auf den fetten, immergrünen Auen (Ps 23,2); der Gute Hirt hingegen hat den Platz an des Vaters Seite verlassen, als “die Zeit der Gnade” gekommen war (Ps 102,14). Aus Barmherzigkeit ist er in die Zeit geschickt worden, er, der … von Ewigkeit verheissen war; er ist gekommen, um dem einen Schaf nachzugehen, das sich verirrt hatte (Lk 16,4f)…
Der Gute Hirt ist also gesandt worden, um wieder zusammenzufügen, was zerbrochen war, um zu kräftigen, was schwach war (vgl. Ez 34,16). Zerbrochen war die Fähigkeit des Menschen, sich frei zu entscheiden. Damals, als er sich über sich selbst erheben wollte, ist er gefallen; da er nicht die Kraft hatte sich aufrecht zu halten, stürzte er und zerbrach…, absolut unfähig, sich wieder aufzurichten. Von Christus wurde er schliesslich gestärkt und mit neuer Kraft versehen… Weil er aber noch nicht ganz bei Kräften ist, solange er nicht zusammen mit den Neunundneunzig auf fette Weiden gebracht ist, wird er vom Hirten auf dem Arm getragen: “Die Lämmer trägt er auf dem Arm, die Mutterschafe führt er behutsam” (Jes 40,11).
Lesung
Buch Jesaja 56,1.6-7.
So spricht der Herr: Wahrt das Recht und sorgt für Gerechtigkeit; denn bald kommt von mir das Heil, meine Gerechtigkeit wird sich bald offenbaren.
Die Fremden, die sich dem Herrn angeschlossen haben, die ihm dienen und seinen Namen lieben, um seine Knechte zu sein, alle, die den Sabbat halten und ihn nicht entweihen, die an meinem Bund fest halten, sie bringe ich zu meinem heiligen Berg und erfülle sie in meinem Bethaus mit Freude. Ihre Brandopfer und Schlachtopfer finden Gefallen auf meinem Altar, denn mein Haus wird ein Haus des Gebets für alle Völker genannt.
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