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Wahre Entwicklung basiert auf moralischen Werten und der Anerkennung der Menschwürde

Rom, kath.net/as, 01. Juli 2011,

Benedikt XVI. an die F.A.O.: Wahre Entwicklung basiert auf moralischen Werten und der Anerkennung der Menschwürde. Von Armin Schwibach

Armut, Unterentwicklung und damit der Hunger sind oft das Ergebnis egoistischer Haltungen, die ihren Ursprung im Herzen des Menschen haben und im sozialen Handeln, im wirtschaftlichen Austausch, in den Bedingungen des Marktes und im fehlenden Zugang zu Nahrung sichtbar werden und sich in die Leugnung des ersten Rechtes eines jeden Menschen auf Nahrung und somit der Freiheit vom Hunger umsetzen. Mit diesen Worten wandte sich Papst Benedikt XVI. am heutigen Vormittag an die Teilnehmer der 37. Konferenz der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (F.A.O.). Pflicht der internationalen Gemeinschaft sei es, sich ohne Zögern für den Sieg über den Hunger durch die Bekämpfung der Spekulationen im Nahrungsmittelbereich einzusetzen.

Der Papst betonte die Notwendigkeit eines Entwicklungsmodells, das die Würde des Menschen respektiert und nicht der frenetischen Ausbeutung der natürlichen Ressourcen erliegt.

Benedikt XVI. erinnerte daran, dass die Arbeiten der Konferenz auf politische Massnahmen und Strategien zu einer Neubelebung des landwirtschaftlichen Sektors, der Niveaus der Lebensmittelproduktion sowie der allgemeinen Entwicklung der landwirtschaftlichen Gebiete verwiesen hätten. In der aktuellen Krise sei jede Anstrengung erforderlich, um die Armut zu beseitigen, was den ersten Schritt zur Befreiung von Millionen von Menschen vom Hunger darstelle.

Das Drama des Hungers dürfe jedoch nicht unter einem rein technischen Schlüssel gelesen werden, so der Papst. Es dürfe nicht verschwiegen werden, dass auch die Nahrungsmittel zu einem Gegenstand der Spekulation geworden seien oder von den Finanzmärkten abhingen, die ohne Regeln oder arm an moralischen Werten und nur im Ziel des Profits verankert seien. Die Gewährleistung der Ernährung schliesse ein, direkt und ohne Zögern auf jene Faktoren einzuwirken, die im Bereich der Landwirtschaft negativ auf der Produktion, den Mechanismen der Verteilung und den internationalen Märkten lasteten.

Die Instabilität und das Ansteigen der Preise für Nahrung erforderten konkrete und notwendig einheitliche Antworten, um zu Ergebnissen zu gelangen, die Staaten als einzelne nicht gewährleisten könnten. Somit müsse die Solidarität zu einem wesentlichen Kriterium allen politischen und strategischen Handelns werden. Es bedürfe dringend eines Entwicklungsmodells, das nicht nur die wirtschaftliche Breite der Bedürfnisse oder die technische Zuverlässigkeit der anzuwendenden Strategien beachte, sondern auch die menschliche Dimension einer jeden Initiative sowie die Fähigkeit zur Verwirklichung einer echten Brüderlichkeit. In dieser Perspektive seien die Institutionen der internationalen Gemeinschaft dazu aufgerufen, konsequent an ihrem Auftrag zu arbeiten, um die Werte der Menschenwürde zu stützen, Haltungen der Verschlossenheit zu vermeiden und besonderen Instanzen Raum zu geben, die als allgemeine Interessen gelten.

Einen besonderen Gedanken widmete Benedikt XVI. der Lage von Millionen von Kindern, die die ersten Opfer der Tragödie des Hungers seien. Die Aufmerksamkeit gegenüber den jungen Generationen könne eine Weise sein, um gegen das Verlassen der ländlichen Gebiete sowie der Arbeit in der Landwirtschaft zu wirken, um es so ganzen Gemeinschaften zu gestatten, mit grösserem Vertrauen in die Zukunft zu blicken. Leider müsse festgestellt werden, dass sich Massnahmen zur Unterstützung und konkreten Hilfe oft nur auf Notsituationen beschränkten, während vergessen werde, dass ein konsequentes Entwicklungskonzept imstande sein müsse, eine Zukunft für jeden einzelnen, für die Familien und die Gemeinschaften zu planen und daher langfristige Projekte zu fördern.

Aus diesem Grund ist es für Benedikt XVI. notwendig, Initiativen zu fördern, durch die die Welt des landwirtschaftlichen Familienbetriebs neu entdeckt werden könne, und dessen zentrale Rolle zu unterstützen, um eine dauerhafte Nahrungsmittelsicherheit zu erreichen. Die ländliche Familie sei nicht nur ein Modell für die Arbeit, sondern für das Leben und konkrete Ausdrucksform der Solidarität, in der die wesentliche Rolle der Frau bestätigt werde.

Abschliessend unterstrich der Papst, dass die Nahrungsmittelsicherheit ein echt menschliches Erfordernis sei. Sie den Menschen in Gegenwart und Zukunft zu garantieren bedeute auch, sich einer frenetischen Ausbeutung der natürlichen Ressourcen zu enthalten, da jede Form von Konsumdenken und Verschwendung die Aufmerksamkeit gegenüber dem für die Landwirtschaft so wichtigen genetischen Erbe und der Biodiversität zu ignorieren scheine. Eine exklusive Aneignung dieser Ressourcen widerspreche dem Auftrag Gottes, die Erde zu bebauen und zu bewahren und so einen gemeinsam geteilten Gebrauch der Güter der Schöpfung zu fördern.

– Viele arme Länder werden Millenniumsziele verfehlen (AFP)

Rom — Zahlreiche arme Länder werden das Millenniumsziel, bis 2015 die Zahl der Hungernden in der Welt zu halbieren, nicht erreichen können. “Die Ausrottung des Hungers bis 2015 wird nicht möglich sein”, sagte der neugewählte Direktor der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO), José Graziano Da Silva, der Nachrichtenagentur AFP. Der Brasilianer machte dafür vor allem die mangelden Finanzmittel und die fehlende internationale Unterstützung verantwortlich.

Der frühere brasilianische Minister für Lebensmittelsicherheit war vor einer Woche zum neuen FAO-Chef gewählt worden. Er übernimmt am 1. Januar 2012 das Amt des Senegalesen Jacques Diouf, der die Organisation 17 Jahre lang geführt hatte. Der 61-jährige Wirtschaftsprofessor ist der erste Südamerikaner, der die UN-Organisation zum Kampf gegen den Hunger leiten wird.

FAO.org
Satzung: der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen:  pdf
Welternährungsprogramm: pdf