Wandern und Kochen sollen das Bistum Chur wieder einen

Bischof Huonder will mit einem “Bistumsjahr” die schwelenden Konflikte beenden

Tagesanzeiger, Michael Meier
 
Bischof Huonder will mit einem “Bistumsjahr” die schwelenden Konflikte beenden. Doch die Kantonalkirchen wurden dazu nicht konsultiert.

Das Bistum Chur ist heillos zerstritten. Bischof Vitus Huonder hat mit seinen Entscheiden die Basis gegen sich aufgebracht und eigene Kaderleute vertrieben. 2012 soll nun mit einem “Bistumsjahr” Remedur geschaffen werden. Das haben Huonder und der Ausschuss des Priesterrates sowie des Rates der Laientheologen letzte Woche beschlossen. Mit diesem speziellen Jahr wolle man “das Bistum als Einheit und Gemeinschaft” neu ins Bewusstsein rufen, heisst es in einem Communiqué. “Es sollen Räume der Begegnung und Wertschätzung geschaffen werden, um ein vertieftes Miteinander anzuregen.”

“Wie ein zerstrittenes Ehepaar”

Gemäss dem bischöflichen Sprecher Giuseppe Gracia geht es an den über das Jahr 2012 verteilten Projekten und Anlässen um Begegnungen in einem eher unüblichen Rahmen. Man denke weniger an Vorträge und theologische Debatten, sondern vielmehr an gemeinsame Aktivitäten wie Wandern, Kinobesuche oder Kochen. Eine Arbeitsgruppe wird jetzt die Planung an die Hand nehmen. Das Projekt habe das Wohlwollen des Bischofs, betont Gracia. Es sei aber keine Initiative von oben, sondern der diözesanen Räte.

Dennoch gehört der eigentliche Ideengeber zur Bistumsleitung. Es ist Bischofsvikar Joseph Bonnemain, ein moderater Priester des Opus Dei. Er wünscht sich, dass sich die Konfliktparteien wie ein zerstrittenes Ehepaar mit neuen Augen anzuschauen versuchen. “Wenn schon, muss das Bistumsjahr von allen getragen werden, sonst müssen wir es vergessen.” Das ganze Bistum solle sich auf den Weg machen.

Stirnrunzeln in Zürich

Allerdings haben die Initianten die Kantonalkirchen bisher nicht konsultiert. Das erstaunt Benno Schnüriger, den Präsidenten des Zürcher Synodalrats (Exekutive). Ein solches Projekt könne man doch nicht allein auf der innerkirchlichen Ebene durchziehen. Gerade die staatskirchenrechtlichen Gremien müssten dafür Geld sprechen. Schnüriger stösst sich auch am Begriff Bistumsjahr. Schliesslich ist der Kanton Zürich nur Administrationsgebiet des Bistums Chur. Man fühle sich in Zürich nur bedingt zum Bistum gehörig, so Schnüriger. “Bischof Huonder ist Administrator, nicht aber unser Bischof.”

Der Pfarrer und Stadtzürcher Dekan Othmar Kleinstein hingegen findet das Projekt gut. Der Priesterrat, dem er angehört, begrüsse den Versuch, sich in Begegnungen neu kennen zu lernen. Ob es etwas bringe, sei freilich eine andere Frage. Die meisten Seelsorger hätten die Hoffnung noch nicht verloren. Kleinstein könnte sich vorstellen, im Bistumsjahr einen Dekanatsausflug nach Chur zu Bischof Huonder zu organisieren.

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