Der Aufbruch, der aus Felsspalten kam
Aufbrüche in der Kirche dort, wo das alte Evangelium wieder ernst genommen wird
Die Tagespost, 16.06.2011, Blog Römische Warte, von Guido Horst
Nicht weit entfernt von Rom verteilen sich die Franziskus-Heiligtümer über das Rieti-Tal – ein beredtes Zeichen dafür, dass Aufbrüche in der Kirche nicht aus Pastoralsitzungen oder Dialogprozessen erwachsen, sondern dort, wo das alte Evangelium wieder ernst genommen wird.
Denn der Heilige, der eine Blüte der Frömmigkeit in ganz Europa heraufführte, war sich nicht zu schade, in Felsspalten zu leben. Und die kann man heute noch sehen, in Fontecolombo etwa, wo auch noch der Stumpf des Baumes zu sehen ist, in dem dem heiligen Franziskus der Legende nach Jesus Christus erschienen sein soll, um ihm die endgültige Regel des Franziskanerordens zu übergeben. In Greccio kann man in die winzige Zelle schauen, die der Heilige dort bewohnte, als er die Weihnachtskrippen erfand. Legenden durchmischen sich mit historischen Berichten, wenn man die Wallfahrtskirchen im heiligen Tal von Rieti besucht, aber viele Quellen, Urkunden und Zeugnisse der Zeitgenossen belegen klar und eindeutig, dass hier in diesen Wäldern etwas ganz Neues im Christentum begann, weil jemand das alte Evangelium wieder ganz ernst genommen hat (und nicht weil in den römischen Papstpalästen Sitzungen und Kommission neue Pastoralpläne ausgearbeitet hätten). Historisch belegt ist aber, dass die Päpste von Anfang an ihre schützende Hand über das neue Pflänzchen gehalten haben, aus dem dann etwas Grosses für die Kirche erwuchs. Ich werde versuchen, in einer der kommenden Ausgaben der Tagespost davon zu erzählen – jetzt ist es Zeit für diese schönen Themen. Denn die steigenden Temperaturen kündigen schon das nahende (journalistische) Sommerloch an.
Rieti-Tal
Montecassino: Die Abtei
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