Begrüssungszeremonie Pastoralbesuch in der Schweiz
Ansprache von Johannes Paul II.
Flughafen von Kloten (Zürich), Dienstag, 12. Juni 1984
1. Mit grosser Freude komme ich heute in das Land der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Dies ist eine weitere bedeutende Station auf meinem Pilgerweg, der mich seit meiner Berufung zum Bischof von Rom im Namen des Evangeliums zu meinen Glaubensbrüdern und -schwestern und zu vielen Menschen guten Willens in die verschiedenen Länder und Kontinente führt. Gott hat es so gefügt, dass dieser Besuch nicht schon im Frühjahr 1981 erfolgen konnte, sondern erst heute stattfindet.
In dem Augenblick, da ich als Nachfolger des Apostels Petrus den Schweizer Boden betrete, grüsse ich mit Hochachtung und im Geist der Freundschaft und der Liebe Jesu Christi, des Erlösers des Menschen, alle Bürger dieses geschätzten Volkes, besonders die katholischen und evangelischen Christen. Ich grüsse ehrerbietig alle, die diese hier vertreten, vor allem Sie, sehr verehrter Herr Bundespräsident, zusammen mit den Repräsentanten aus Staat und Gesellschaft, den hochwürdigsten Herrn Präsidenten der Schweizer Bischofskonferenz, Bischof Schwery, die Mitbrüder im Bischofs- und Priesteramt sowie alle Gäste, die mich durch ihre Anwesenheit beehren. Aufrichtig danke ich den Verantwortlichen für die freundliche Einladung und dem Herrn Bundespräsidenten für seinen herzlichen Willkommensgruss.
2. Während mein erster Besuch in der Schweiz im Jahre 1982 einigen bedeutenden internationalen Institutionen gegolten hat, die in Ihrem Land gastliche Aufnahme gefunden haben, so will der heutige hauptsächlich ein Pastoralbesuch bei der hiesigen Ortskirche sein. Noch bevor die geschichtliche Entwicklung die freien Städte und Kantone dieser Alpenregion zu einem gemeinsamen Staatsgebilde zusammengeführt hat, war es der christliche Glaube, der die Menschen und Volksstämme dieser majestätischen Berge und Täler trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft und Sprache in der einen Kirche Jesu Christi vereint hat. Von den frühen Anfängen an ist das Christentum tief verankert in der Seele und den Traditionen des Schweizer Volkes. Die vielfältigen Begegnungen der kommenden Tage mögen dazu dienen, uns wieder neu auf diese gemeinsame christliche Berufung zu besinnen und als Gottesvolk des Neuen Bundes zusammen mit Christus Gott, dem Schöpfer und Vater aller Menschen, für seine “Grosstaten” zu danken und ihn zu preisen.
Die Herausforderung, die das moderne Zeitalter für die Menschheit und für das Christentum bedeutet, lässt uns Christen nur um so schmerzlicher die unseligen Spaltungen und Polarisierungen empfinden, die uns wie in der Vergangenheit auch heute noch untereinander entzweien. Das in einer zunehmend säkularisierten Umwelt von allen Christen gemeinsam verlangte Zeugnis für Christus und den von ihm erlösten Menschen verpflichtet uns zu noch grösseren Anstrengungen, um alle äusseren und inneren trennenden Hindernisse allmählich in der vollen Wahrheit und Liebe Christi zu überwinden, “damit die Welt glaubt”. Deshalb freue ich mich auch besonders über die Begegnungen, die ich während meines Besuches mit den getrennten Glaubensbrüdern und -schwestern werde haben können. Gebe Gott, dass diese das gegenseitige Verständnis vertiefen und unser gemeinsames Glaubenszeugnis stärken und weiterentfalten mögen.
3. Meine hohe Wertschätzung gilt bei diesem Besuch zugleich dem ganzen geliebten Schweizer Volk, das sich nicht nur durch seinen blühenden wirtschaftlichen Wohlstand, sondern auch durch seine vorzügliche Gastfreundschaft und solidarische internationale Zusammenarbeit ein grosses Ansehen in der Völkergemeinschaft erworben hat. Seine traditionelle Neutralität sicherte ihm lange Zeiten des Friedens und des sozialen Fortschritts und bot zugleich die günstige Voraussetzung für ein ausgedehntes humanitäres Wirken, besonders in Zeiten schwerer internationaler Konflikte. Es sei hier – stellvertretend für alle anderen Hilfeleistungen, besonders für die notleidenden Völker in den Entwicklungsländern – nur an die Gründung und die verdienstvolle Tätigkeit des Internationalen Roten Kreuzes erinnert.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich schliesslich noch die besondere Verbundenheit der Schweiz mit dem Stuhle Petri durch die Päpstliche Schweizergarde, in der seit mehreren Jahrhunderten junge Schweizer Bürger dem Nachfolger Petri bei der Wahrnehmung seiner vielfältigen apostolischen Aufgaben Schutz und Hilfe gewähren und ihre Treue sogar schon mit ihrem Blut besiegelt haben. Für all das möchte ich durch meinen Besuch dem Schweizer Volk und besonders den katholischen Gläubigen im Namen Christi und der Kirche aufrichtig danken und sie zugleich in der Treue zu ihrer christlichen Berufung und Sendung in der Welt von heute ermutigen und bestärken.
4. Il est naturel que, dès mon arrivée, je m’exprime aussi brièvement dans vos trois autres langues nationales. Car ce pèlerinage me conduit dans ce pays ou la pluralité des traditions linguistiques, ne contredit pas la commune identité des Suisses et leur cohésion; mais elle contribue à enrichir un patrimoine culturel prestigieux. Le rayonnement de la Confédération helvétique est d’autant plus grand que la diversité de ses langues lui permet d’être appréciée par des interlocuteurs très nombreux à travers le monde et de les accueillir généreusement chez elle. En rejoignant la gratitude de tant d’hommes et de femmes pour ce qu’ils ont reçu de vous, je suis heureux d’appeler la Bénédiction de Dieu sur tous les Suisses qui m’offrent à moi-même aujourd’hui leur hospitalité.
Il vostro Paese, crocevia di differenti civilizzazioni, si esprime pure in lingua italiana. Desidero pertanto rivolgere anche in questa lingua un saluto carico di stima e di affetto a tutti i cittadini svizzeri di ogni condizione, categoria ed etnia! Che Iddio Uno e Trino, la cui protezione fu invocata fin dall’inizio della vostra storia nazionale, continui ad elargire su di essi il dono della pace, della concordia operosa, della giustizia, della fraternità e della solidarietà, simboli di antiche e mai assopite virtù su cui poggia il vero progresso integrale del Paese. Dio benedica, per intercessione del vostro patrono, san Nicola da Flüe, la Svizzera e tutti i suoi abitanti.
Gott segne auf die Fürsprache ihres Schutzpatrons, des hl. Nikolaus von der Flüe, die Schweiz und alle ihre Bewohner!
© Copyright 1984 – Libreria Editrice Vaticana
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