Das jüngste Gerücht: – Wie Gerüchte entstehen

Warum wir sie glauben und verbreiten – Welchen Schaden sie anrichten

Wie man sich wehren kann

Fachjournalist, Juli 2007

“Gerüchte sind wie Falschgeld. Rechtschaffene Menschen würde sie natürlich niemals herstellen, aber sie geben sie bedenkenlos weiter.” Mit diesem Zitat, das Napoleon Bonaparte zugeschrieben wird, beginnt das Buch “Das jüngste Gerücht” von Rechtsanwalt Dr. Michael Scheele. Der Verfasser ist mit der Thematik des Gerüchts und seinen Wechselwirkungen mit dem Journalismus nicht nur als praktizierender Medienanwalt sondern auch als regelmässiger Kolumnist für Tages- und Fachzeitschriften bestens vertraut. Zudem war Dr. Scheele selbst mehrmals Zielscheibe bösartiger Verleumdungen und Gerüchte. Der Autor beschreibt die Wirkung von Gerüchten aus juristischer und journalistischer Perspektive sowie aus dem Blickwinkel des Betroffenen. Dadurch gewinnt der Leser einen einmaligen Einblick in die Wirkungsweise und Ursache von Gerüchten, ihre Bedeutung für die Medien sowie die Mittel mit denen sich Betroffene dagegen wehren können.

Dabei ist es besonders für Journalisten interessant, die Wirkung von Verdachtsberichterstattung aus der Sicht des Betroffenen zu sehen, der selbst über journalistische als auch juristische Praxis verfügt. Die Exkurse in die Gefilde des deutschen Presserechts sind auch für Laien verständlich und nachvollziehbar. Scheele schildert anschaulich und detailliert, wie Gerüchte entstehen, welchen Reiz sie ausüben und welche Gefahr sie für die Betroffenen bergen. Dabei analysiert er die Phänomene sowohl anhand von umfangreich recherchierten wissenschaftlichen Arbeiten als auch aus alltäglichen Schlagzeilen der internationalen und deutschen Medienlandschaft. Neben der Beschreibung der “Gerüchteküche” gibt der Verfasser hilfreiche Hinweise, wie man sich gegen Gerüchte effektiv zur Wehr setzen kann. Der Autor bedient sich dabei einer erfreulich präzisen und klaren Sprache, die dem Leser nicht das Gefühl gibt, ein trockenes Fachbuch zu lesen, sondern einen spannenden und informativen Erlebnisbericht. Sicherlich gehört es zum Berufsbild des Journalisten, so früh wie möglich Neuigkeiten aufzuspüren und daher auch Gerüchten nachzugehen. “Das jüngste Gerücht” ist jedoch ein leidenschaftliches Plädoyer für eine sachlich fundierte Berichterstattung, das eindringlich schildert, welcher Schaden entsteht, wenn Journalisten nach dem Grundsatz “ich lass mir eine Geschichte doch nicht durch Recherche kaputtmachen”, verfahren.

tz, 17.09.2006
(…) Ein Opfer, dem die Gerüchtekuche schon jede Menge Schaden verursachte, klagt jetzt an: Anwalt Michael Scheele. (…) “Dieses Thema beschaftigt mich schon seit 16 Jahren”, sagte Scheele. “Nachdem ich immer wieder damit konfrontiert wurde und auf Grund meiner eigenen bitteren Erfahrungen musste und wollte ich den Dingen auf den Grund gehen; wie Geruchte entstehen, warum sie geglaubt und verbreitet werden und wie man sich wehren kann. Ich erfuhr am eigenen Leib, wie schnell und nachhaltig solche Gerüchte zur Bedrohung eines Familienlebens, einer gesellschaftlichen Stellung und einer beruflichen Existenz werden konnen.” In Seinem Buch macht Michael Scheele deutlich, dass die Gerüchtekuche nicht vornehmlich ein Problem der Reichen und Prominenten ist.

Rezension amazon Dr. R. Manthey, 10. Juli 2009

“Unsere Kenntnisse sind für uns wahr, weil wir an sie glauben”
Diese Aussage stammt von einem “Gerüchteforscher”. Was wir glauben oder glauben wollen, hängt von unserer eigenen Lebensgeschichte und der damit verbundenen Prägung ab. Erst sie hat zu unseren grundsätzlichen Glaubensmustern geführt. Allerdings ist uns das nur in seltenen Fällen wirklich bewusst. Wir prüfen in der Regel Aussagen nicht gründlich, wir ordnen sie anhand vorhandener Muster ein. So muss unser Gehirn arbeiten, denn ohne diese Entscheidungsgeschwindigkeit hätten wir in der Vergangenheit nicht überlebt.

Was uns in der Natur einst geholfen hat, ist nun der Türspalt, in den zum Beispiel gerissene Trickbetrüger ihren Fuss stellen oder durch den Gerüchte schlüpfen, um dann durch uns weiterverbreitet zu werden. Und weil sich unser Gehirn nicht ändern wird, können wir gegen Tricks und Gerüchte nur immun werden, wenn wir die Methoden ihrer Entstehung und Anwendung zu durchschauen lernen und dann dieses Muster unserer inneren Sammlung hinzufügen. Das vorliegende Buch ist ein sehr gutes Hilfsmittel dafür. Es liest sich dazu noch hervorragend und ist klar strukturiert. Sein Autor ist ein bundesweit bekannter Münchner Anwalt und ein ebenso bekanntes Opfer mehrerer böswilliger Gerüchtekampagnen.

Eine dieser Geschichten beginnt ganz harmlos. Ein reicher Auswärtiger möchte in die Münchner Bussi-Bussi-Gesellschaft aufgenommen werden. Naiv redet er sich ein, dass er nur von Scheeles Frau Aktien eines gewissen nicht börsennotierten Unternehmens kaufen müsse, dessen Aktionäre allesamt obiger Truppe angehören, um selbst dort Mitglied zu werden. Leider hat er die Angelegenheit völlig falsch verstanden, fühlt sich deshalb später betrogen und verklagt Anwalt Scheele, der das wahre Motiv des Käufers vielleicht nicht einmal ahnte. Diese absurde Klage beruht alleine auf einem groben Unverständnis des deutschen Aktienrechts und dem Wunschdenken des Klägers. Er wendet sich nun noch an die Boulevard-Presse und setzt damit eine Gerüchtelawine in Bewegung, der der Autor in der Folge wochenlang ausgesetzt ist. Wer die Funktionsweise unseres Rechtssystems kennen lernen möchte, wenn er offensichtlich im Recht ist, es aber nicht ohne weiteres bekommt, der hat im ersten Kapitel dieses Buches dazu sehr viel Gelegenheit.

Man mag der Meinung sein, dass Scheele seinen Fall hier nicht so ausbreiten solle. Aber einmal davon abgesehen, dass es für ihn damals befreiend wirken musste, lese ich solche Berichte realer Vorgänge sehr gerne, weil erst sie uns einen wirklichen Einblick ins System gewähren. Auf diese Weise kann man auch ohne Schaden klug werden, und dafür sollte man dem Autor dankbar sein. Scheele wurde nach langem Prozessieren vom Münchner OLG vollständig rehabilitiert und erhielt später sogar Schadensersatz, was in Deutschland nicht der übliche Lauf der Dinge ist.

Im zweiten und dritten Kapitel befasst sich der Autor ganz allgemein mit Gerüchten, ihrer möglichen Entstehung und dem Grund, warum wir sie gerne glauben und weiterverbreiten. Das vierte Kapitel untersucht den Einsatz von Gerüchten in der Presse, das fünfte nimmt sich das Fernsehen vor. Dort wird unter anderem berichtet, wie SAT1 Thomas Gottschalk zum Scientologen machen wollte. Warum Minderheiten ideale Sündenböcke sind und wie Verschwörungstheorien erzeugt und eingesetzt werden, erklärt Kapitel 6. Ein weiteres Beispiel der Instrumentalisierung von Gerüchten lesen wir im siebten Kapitel. Dort geht es um einen bekannten Münchner Sportverein. Im achten Kapitel schliesslich erfahren wir, was uns Rechtsanwalt Scheele aus eigener Erfahrung und den Erlebnissen seiner Mandanten zur Abwehr von rufschädigenden Gerüchten rät. Das Buch endet mit der Geschichte einer recht naiven und deshalb zum Scheitern geborenen Initiative für mehr Fairness in den Medien.

Fazit.
Obwohl dieses Buch einst als Befreiungsschlag am Ende einer Rufmordkampagne gegen seinen Verfasser entstand, ist es nicht nur in diesem Zusammenhang sehr lehrreich. Es beschäftigt sich mit dem Entstehen und der Instrumentalisierung von Gerüchten nicht nur aus der persönlichen Perspektive des Autors, sondern beleuchtet das Thema auch hinreichend allgemein. Darüber hinaus enthält es zahlreiche sehr interessante Geschichten über prominente Mandanten des Autors.

Das jüngste Gerücht – Wie Gerüchte entstehen

Autor: Rechtsanwalt Dr. Michael Scheele
Gebundene Ausgabe: 336 Seiten
Verlag: Moderne Verlagsges. Mvg; Auflage: 1 (5. September 2006)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3-636-o6282-4 buch.ch

ISBN-10: 9783636062826

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