Jamaika: Die “Mutter Teresa der Hinterhöfe”
Selbstloser Einsatz für Obdachlose und Arme Mutter-Teresa-Jamaikas
Pater Richard Ho Lung erhielt diesen Spitznamen, weil er auf der Karibikinsel den katholischen Brüderorden der “Missionare der Armen” gegründet hat.
Würzburg kath.net/Kirche in Not, 17.01.2011
Beim 4. Internationalen Kongress “Treffpunkt Weltkirche“ in Würzburg vom 18. bis 20 März 2011 wird unter anderem der jamaikanische Pater Richard Ho Lung zu Gast sein, den man in seiner Heimat die “Mutter Teresa Jamaikas” nennt. Diesen Spitznamen erhielt er, weil er auf der Karibikinsel den katholischen Brüderorden der “Missionare der Armen” gegründet hat. Ähnlich wie die Schwestern Mutter Teresas hilft der Orden inzwischen in der Karibik, Afrika, Asien und Nordamerika selbstlos Obdachlosen und Armen. In einem Interview spricht P. Ho Lung schon vorab über das Leben und die Grundlagen der “Missionare der Armen”.
Das Interview führte Ernst Schlögel für das Katholische Sonntagsblatt Würzburg.
Pater Ho Lung, wieso haben Sie die “Missionare der Armen” gegründet?
Der Wunsch entflammte in mir 1981 – und zwar durch einen Schock. Damals gab es einen Grossbrand in einem staatlichen Altersheim in Jamaika. Das Haus war schon vor dem Brand abbruchreif gewesen und darum hatten die Bewohner keine Chance auf Rettung, als das Feuer ausbrach. 155 alte Frauen verbrannten damals und das rüttelte mich im Innersten auf. Ich unterrichtete zu dieser Zeit an mehreren Universitäten in der Karibik und stellte mir angesichts dieser Katastrophe die Frage: “Ist unterrichten wirklich das, was Christus in dieser Welt von Dir verlangt?” Meine Antwort war es, die Universität zu verlassen, um eins zu werden mit dem Herrn, indem ich seine besondere Liebe zu den Armen und Mittellosen teile.
Was ist charakteristisch an Ihrem Orden?
Wir haben den Dienst an den Armen so sehr mit unserem Orden verknüpft, dass alle unsere Brüder ein viertes Gelübde ablegen, mit dem sie versprechen, ihr Leben lang all diesen Armen zu dienen, ohne dafür Geld oder sonst eine Gegenleistung zu verlangen. Wir nehmen als Orden absichtlich keine staatlichen Gelder an, denn es gehört zum Selbstverständnis der “Missionaren der Armen”, dass alle Brüder ein einfaches und demütiges Leben führen, das völlig in den Händen Gottes liegt. Wir vertrauen also völlig auf die Vorsehung.
Wer sind die Menschen, denen Sie helfen?
Alle, die wir einsam herumirrend auf den Strassen finden. Oft bitten uns auch Krankenhäuser oder die Polizei um Hilfe und bringen die Armen zu uns. Wir betreuen zurzeit viele verkrüppelte, blinde oder taube Menschen. Einige sind mit dem HIV-Virus infiziert, andere haben Lepra. Aber wir helfen auch Menschen, die geistig zurückgeblieben oder behindert sind. In armen Gesellschaften haben diese Menschen niemand, der sich um sie kümmert. Manche Familien setzen geistig behinderte Kinder einfach aus, weil sie nie ihren Beitrag zum Auskommen leisten werden können. Um diese Ausgestossenen kümmern wir uns.
Wie ein traditioneller Orden pflegen Sie ein sehr geregeltes Gebets- und Gemeinschaftsleben. Welche Rolle spielt das Gebet in Ihrem Alltag?
Das Gebet ist unsere Verbindung zu Jesus Christus, von dem die Kraft, die Gnade, der Segen und die Inspiration für unsere Arbeit zu uns fliesst. Wir verbringen täglich über vier Stunden in verschiedenen Gebetszeiten. Unser Leben ist sehr klösterlich geprägt, aber dabei unglaublich fröhlich. Denn Musik spielt eine grosse Rolle in unserem Gemeinschaftsleben: Wir singen viel gemeinsam und da wir ein sehr junger Orden mit vielen jungen Menschen sind, klingt das immer sehr überschwänglich und froh.
Sehen Sie in Ihrem Orden etwas typisch Jamaikanisches?
Das Gemeinschaftskonzept unseres Apostolats ist sehr bunt und fröhlich. Ich sage immer gerne scherzhaft, dass wir eine Art “Hinterhof-Stil” pflegen. Denn schauen Sie sich die Menschen in den Hinterhöfen Jamaikas an: Sie haben viele Probleme und oft keine Arbeit, doch sie haben einander! Sogar die Ärmsten können ihr Leben mit den anderen Armen teilen. In dieses Leben tragen wir Christus, indem wir selber arm werden. Unsere Brüder nennen sich darum nicht nur so, sondern sie sind einander und den vergessenen Menschen unserer Gesellschaft wirklich wahre “Brüder”.
Gibt es genug Nachwuchs für die “Missionare der Armen”?
Zurzeit gehören weltweit etwa 570 Menschen aller Stände unserer Gemeinschaft an. Wir wachsen schnell und könnten noch mehr wachsen, aber wir haben leider nicht genügend Unterkünfte für unsere Brüder und zu wenig Häuser für unser umfangreiches Apostolat.
Im März kommen Sie nach Deutschland zum Kongress “Treffpunkt Weltkirche” von “Kirche in Not”. Was bringen Sie mit?
Vor allem unsere Musik! Sie ist sehr lebendig und trägt die karibische Lebensfreude in sich. Sie ist ein wesentlicher Teil unseres Gemeinschaftslebens. Wir werden singen und tanzen. Ich würde auch mich sehr freuen, wenn sich auch rund um den Kongress das ein oder andere Konzert für uns ergeben würde. Von dem Kongress selbst erwarte ich mir viele bereichernde Begegnungen mit Brüdern und Schwestern aus aller Welt. Ich bin gespannt auf Würzburg!
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