Energieautonomie

Eine neue Politik für erneuerbare Energie

Von Hermann Scheer, Präsident von Eurosolar

Der Wechsel zu Erneuerbaren Energien ist ein Wettlauf mit der Zeit – aus ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Gründen. Die Ablösung atomarer und fossiler Energien kann jedoch weder über die globale Energiewirtschaft noch über globale Verträge kommen. Der archimedische Punkt ist “Energieautonomie” – als politisches, technologisches und wirtschaftliches Konzept, das eine weltweite Dynamik in Gang setzen kann.

Die Erdölvorräte gehen zur Neige; Ressourcenkonflikte schüren die “neuen Kriege” unseres Jahrhunderts. Bei steigendem Energieverbrauch rast die Welt auf eine existenzielle Krise zu. Deshalb wird derzeit massiv für die “Renaissance der Atomenergie” mobil gemacht, versucht die Energieindustrie mit allen Mitteln, ihre Vormachtstellung zu zementieren. Ein Spiel mit dem Feuer, denn nur ein umfassender Wechsel zu Erneuerbaren Energien kann die Weltenergieversorgung sichern.

Warum fällt das Umdenken so schwer, mit welchen neuen Strategien und Technologien kann der Durchbruch gelingen? Hermann Scheer beschreibt in seinem neuen Buch die vielfältigen mentalen Barrieren, die “Macht des tradierten Energiedenkens”, zeigt aber auch, wie der Wechsel zu Erneuerbaren Energien gelingen und unumkehrbar gemacht werden kann. Der archimedische Punkt dafür ist “Energieautonomie” – als vielfältig realisierbares politisches, technologisches und wirtschaftliches Konzept. Energieautonomie ist nur mit Erneuerbaren Energien realisierbar – und kann sofort und überall ins Werk gesetzt werden: dezentral, individuell, mit unmittelbar spürbaren Folgen. Die von Scheer entwickelte “neue Politik für Erneuerbare Energien” führt die Energiediskussion aus dem geistigen Gefängnis des spezialisierten Energiedenkens heraus. Ein ideeller und praktischer Leitfaden für die längst fällige Energiewende.

Über den Autor

Hermann Scheer, geb. 1944, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler, ist seit 1988 Präsident von eurosolar, der Europäischen Vereinigung für Erneuerbare Energien. Er leitete zahlreiche wissenschaftliche Konferenzen über erneuerbare Energien, u.a. die Welt-Biomassekonferenz und die Europäische Photovoltaik-Konferenz. Er ist seit 1980 Mitglied des Deutschen Bundestages. 1998 erhielt Hermann Scheer den Weltsolarpreis, 1999 wurde er mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet, 2000 mit dem Weltbiomassepreis.

Rezension amazon (7)

Eine Aufbaukur für die regenerative Szene, 29. März 2006, von “mdemus3” 

Nachdem Hermann Scheer, der unermüdliche Streiter für die überfällige Energiewende, in seinem Werk “Solare Weltwirtschaft” minutiös das Potenzial, die technisch-wirtschaftliche Machbarkeit und dazu gehörende Schlüsseltechnologien wie Stromspeicherung dargelegt hat, geht es im neuen Werk um die politischen und geistigen Hürden. Denn da die technischen Voraussetzungen gegeben sind, warum dauert es dann – angesichts all der bekannten und vielfach belegten Vorteile – immer noch so lange? Auch die Befürworter, so seine These, hätten nämlich die Denkweise und Argumentation des konventionellen Energieversorgungssystem mindestens teilweise verinnerlicht und ordnen sich ihr somit unbewusst unter. So etwa, wenn ein Architekt stolz von seinem neuartigen Bürogebäude “ohne Heizung” spricht, als ob die “solare Heizung” nicht vorhanden und nur eine Öl- oder Gasheizung eine “richtige” sei.

Ebenso wagten es zu wenige Befürworter, an die prinzipiell mögliche Vollversorgung mit Regenerativen zu glauben, dahinter zu stehen und dies offensiv zu vertreten, um nicht etwa als spinnerte Visionäre dazustehen.

Es geht inzwischen nicht mehr darum, Zahlen zum Potenzial usw. auf den Tisch zu legen – die Debatte muss weiterentwickelt werden und nach sonstigen Hindernissen fragen und für diese Lösung vorschlagen.

Hermann Scheer gelingt dies und er gibt so der Energieszene neuen Mut und die Hausaufgabe auf, sich bewusst zu werden, dass die Regenerativen der Konvention weit überlegen sind, und das eigene politische und energiewirtschaftliche Handeln auch daran auszurichten.

Bemerkenswert fand ich die historischen Herleitungen, etwa die Auseinandersetzung in 19. Jhdt. zwischen Edisons dezentraler und Westinghouse’ zentraler Energieversorgung, mit deren Folgen wir uns heute noch herumschlagen. Die heutige Situation wird damit verständlicher.

Zudem ist das Buch durchaus flüssig und gut lesbar geschrieben.

Energieautonomie-Eine neue Politik für erneuerbare Energien

Gebundene Ausgabe: 315 Seiten
Verlag: Kunstmann; Auflage: 6., Aufl. (4. Mai 2005)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3-88897-390-2
ISBN-13: 978-3888973901

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