Familiensynode: “Evangelium als Basis”
Evangelium Basis der Kirchenlehre über Ehe und Familie
Die grosse Herausforderung der kommenden Familiensynode im Oktober wird darin bestehen, zu zeigen, dass das Evangelium die Basis der Kirchenlehre über Ehe und Familie darstellt. Davon ist der spanische Professor Juan José Pérez-Sob überzeugt. Das Evangelium müsse in Verbindung mit dem wirklichen Leben gebracht werden. Der Madrider Diözesanpriester lehrt seit 2003 am Päpstlichen Institut Johannes Paul II. in Rom Familienpastoral und Moraltheologie und hat mit Radio Vatikan über das Arbeitspapier (Instrumentum laboris) gesprochen, welches an diesem Donnerstag veröffentlicht wurde. Es gilt als Leitfaden für die Diskussionen bei der Bischofssynode zum Thema Ehe und Familie im Oktober 2014. Pérez-Sob weist darauf hin, dass die Lehre der Kirche zu Ehe und Familie weitgehend unbekannt ist – sogar bei vielen Katholiken. Darum müsse man eine neue Sprache finden, um sie zu verbreiten.
“Es gibt bereits eine grosse Katechese des heiligen Johannes Paul II., der, wie Papst Franziskus am Tag der Heiligsprechung sagte, ein Papst der Familie war. Die Sprache von Karol Wojtyla ist eine sehr neue Sprache, und wenn die Synode hilft, diese Sprache zu verbreiten, dann wird das eine grosse Bereicherung für die ganze Kirche sein.”
Johannes Paul II. hatte sich kurz nach seiner Wahl zum Papst in den ersten Katechesen seiner Generalaudienzen von 1979 bis 1984 ausführlich mit der Theologie von Ehe, Familie und Sexualität befasst – eine sogenannte Theologie des Leibes.
Familie: Jeder will sie, keiner versteht sie?
Pérez-Sob ist ansonsten im Arbeitspapier ein Paradox besonders aufgefallen: Einerseits wünschen sich viele Katholiken Ehe und Treue, andererseits ist gerade das in der Krise.
“Soziologische Studien zeigen, dass die Familie die am meisten geschätzte Institution ist. Allerdings gibt es einen Bruch zwischen dem Wunsch nach Familie und der Art und Weise, wie man Familie heutzutage versteht. Diese Vorstellung ist bei den Menschen heute verzerrt. Und das ist nun für die Kirche eine grosse Herausforderung in der Seelsorge – und eine grosse Chance. Wir müssen allerdings die Angst vor dem Gespräch mit der Familie verlieren.”
Für den spanischen Theologen ist auch hier der heilige Johannes Paul II. ein Vorbild: Er sei immer vom Herzen ausgegangen, von den Emotionen der Menschen, und nicht von den Gesetzen und Regeln. Zum Thema der wiederverheirateten Geschiedenen und der nicht-ehelichen Lebensgemeinschaften verweist der Theologe auf die Basis des Evangeliums. Nicht alles könne geändert werden, denn es gebe diese Basis, auf der unser Glaube gründe.
Im Oktober 2014 findet im Vatikan die erste von zwei Bischofssynoden über Familienseelsorge statt; die zweite – eine Generalversammlung der Synode – folgt ein Jahr darauf.
rv 28.06.2014 no
Das Foto zeigt die Basilika Sagrada Familia, zu deutsch Heilige Familie, im spanischen Barcelona.
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