Franziskus und das ‘iPapad’
Ein Geschenk für den Papst von seinem Internetbüro
Kontinuität auch im Verhältnis des Vatikans zum Internet? Von Armin Schwibach
Rom, kath.net/as, 20. März 2013
Wie bereits sein Vorgänger gehört Papst Franziskus nicht gerade zu den eifrigen Nutzern der modernen Technologien und Kommunikationsmittel. Im Gegensatz zu vielen anderen Kardinälen und Bischöfen war der Kardinal und Erzbischof Jorge Bergoglio zum Beispiel nicht im Mikroblogging-Dienst Twitter präsent, um der Welt Gedanken mitzuteilen oder sie über seine Aktivitäten auf dem Laufenden zu halten.
Das ist jetzt anders.
Bereits am Sonntag wurde der offizielle päpstliche Account @pontifex wieder in allen Sprachen aktiviert und es zwitscherte: “Liebe Freunde, ich danke euch von Herzen und bitte euch, weiterhin für mich zu beten. Papst Franziskus”. Ebenso sandte der Papst am Tag der Einführung in den Petrusdienst zwei Tweets, mit denen er Kerninhalte seiner Predigt zusammenfasste: “Achten wir darauf, Christus in unserem Leben gegenwärtig zu halten. Achten wir aufeinander und haben wir sorgsam Acht auf die Schöpfung”, und: “Die wahre Macht liegt im Dienen. Der Papst muss allen dienen, besonders den ganz Armen, Schwachen und Geringen”!
Auch Franziskus wird so mit der jüngsten vatikanischen Begeisterung für Twitter konfrontiert, um auch zur Eroberung des “digitalen Kontinents” ansetzen zu können, nachdem ihn die “realen” Menschenmengen mit einem schier grenzenlosen Vertrauen aufgenommen haben. So verwundert es nicht, dass der Papst bereits wenige Tage nach seiner Wahl ein schönes, neues und natürlich weisses iPad auf seinem Schreibtisch vorfinden konnte. Darüber berichtete die römische Zeitung “Il Messaggero” in ihrer Ausgabe vom 19. März.
Das päpstliche iPad – vom Verkäufer des Apple Store sofort “iPapad” getauft – wurde ihm vom Verantwortlichen für das Internetbüro des Vatikans, Msgr. Lucio Adrian Ruiz, im Namen aller Kollegen geschenkt und mit der auf das Gerät eingravierten Widmung versehen: “Für Seine Heiligkeit Franziskus vom Internetbüro des Vatikans”.
Wie “Il Messaggero” berichtet, erklärte der Verkäufer des Apple Store unweit der Via della Conciliazione, dass Kunden aus dem Vatikan und andere Priester und Prälaten keine Seltenheit seien. Schwarz sollen die iPads und iPhones in der Regel sein, mit denen sich die geistlichen Herren dann der neuen Apps des Vatikans oder für das Breviergebet bedienen wollen. Msgr. Ruiz dagegen brauchte ein Gerät “für eine besondere Person”, wie er dem erstaunten “Genius” mitteilte, und fügte hinzu, um jeden Zweifel aus der Welt zu räumen: “genau, für den Papst”.
Natürlich habe ihm der Verkäufer “das beste” Modell als erstes gezeigt, das mit satten 128 Gigabyte einen stattlichen Speicher vorweisen kann, in dem ganze Bibliotheken Platz haben. Doch der Monsignore habe sich für das weisse Modell mit 32 Gigabyte entschlossen, denn: “Sonst beschwert sich der Papst, dass wir zu viel ausgegeben haben”. Das “iPapad” wurde Franziskus im Rahmen der Audienz am 16. März mit den Vertretern der Medien überreicht.
Wird der franziskanische Jesuitenpapst gegenüber den neuen Medien ähnliches Wohlwollen wie sein Vorgänger entwickeln? Dieser hatte nicht gezögert, sich auf Twitter einem nicht immer freundlich gesinnten Publikum mit seinen oft auch beleidigenden Reaktionen auszusetzen. Während seines Pontifikats wurde auch der vatikanische Youtube-Kanal eröffnet und die Zusammenarbeit mit Konzernen wie Google und Apple gestärkt. Auch das Lesen von Zeitungen und das Studium von Pressespiegeln auf dem ersten “iPapad” der Geschichte waren Benedikt XVI. nicht fremd.
Im Vatikan scheint es darüber keine Zweifel zu geben: Kontinuität ist auch im Bereich der Nutzung und Ausweitung der modernen Kommunikation angesagt. Es bleibt abzuwarten, was Franziskus davon hält, mit welchen Inhalten und mit welchen Modalitäten er sich in das grosse Meer des Internets begeben wird.
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