Namenswahl des Papstes

Franziskaner aus Assisi überrascht

Man weiss nicht genau, warum Jorge Bergoglio sich den Namen des grossen Heiligen Franziskus gegeben hat. Aber es ist eine starke Aussage. Alle bisherigen Franziskanerpäpste haben sich dies nicht getraut, es hat dazu wohl einen Jesuiten gebraucht.

Pater Thomas Freidel OFM Conv ist deutscher Pilgerseelsorger in Assisi und wohnt in dem Konvent, indem Franziskus begraben liegt. Wir haben mit ihm über seine Reaktion gesprochen:

“Wir waren zuerst auch sehr überrascht. Und dann ist uns erst bewusst geworden: Mensch er hat den Namen Franziskus gewählt! Wenn man dann sein Auftreten gesehen hat, wie er sich auf dem Balkon präsentiert hat, auch mit dieser Geste, das Volk um das Gebet und den Segen zu bitten.

Mir ist da der Gedanke gekommen, dass Franziskus selber auch seinen Brüdern schreibt, sie sollen dem Papst und seinen Nachfolgern immer treu ergeben und gehorsam sein. Dieselbe Geste der Demut und der Einfachheit war jetzt von der anderen Seite her zu sehen. Das war schon ein sehr bewegender Moment, uns hat das natürlich sehr bewegt und gefreut. Natürlich ist vieles damit verbunden, für was Franziskus steht: Einfachheit, Freude, Orientierung am Evangelium, seine Haltung der Offenheit, des Dialogs. Assisi ist ja immer schon ein Ort des Dialogs, ein Ort der Ökumene; die letzten beiden Päpste haben das auch gepflegt und immer weiter geführt. Der Papst ist ja von Haus aus Chemiker, wie ich gehört habe – also auch von der Naturwissenschaft her geprägt. Alles was mit Franziskus zusammenhängt, die Frage der bedrohten Schöpfung – Also alle diese Dinge spielen mit hinein. Für uns war es eine sehr freudige Überraschung.”

Besonders gefreut haben sich die Franziskaner über die Tatsache, dass ein Ordensmann Papst geworden ist. Dadurch werde die Lebensform “Ordensleben” wieder neu ins Bewusstsein gerufen. Doch Franz von Assisi war durchaus ein unbequemer Heiliger. Die Radikalität der Christusnachfolge hatte nicht unbedingt allen gepasst. Bruder Thomas sieht das auch in dem Programm des neuen Papstes.

“Durch die Art wie er anscheinend gewillt ist, das Amt auszuüben. Franziskus war ja ein Mensch, der nicht mit Worten die Kirche kritisiert hat, aber der eben durch sein eigenes Zeugnis, durch sein eigenes gelebtes Beispiel, eine ganz starke Anfrage an die Kirche damals war – und geblieben ist, bis heute.”

Schon gestern hat Papst Franziskus Zeichen gesetzt, die jeden überrascht haben. Jetzt bleibt abzuwarten, ob und wie er seinem heiligen Namensvetter folgt.

rv 14.03.2013 ord/pd

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Die drei Säulen der röm. kath. Kirche

monstranz maria papst-franziskus

Archiv

Empfehlung

Ausgewählte Artikel