Maria: Mutter und Urbild der Kirche

Mit dem Papst durch den Marienmonat Mai

Auf kath.net jeden Tag eine Betrachtung zur Gottesmutter aus dem Lehramt Benedikts XVI. zu Maria. Von Armin Schwibach

Rom, kath.net, 5. Mai 2012

Dies ist die Erfahrung, die auch die Hirten von Bethlehem, die uns im heutigen Evangelium noch einmal begegnen, gemacht haben. Sie haben die Erfahrung gemacht, in der Gegenwart Gottes zu sein, unter seinem Segen zu stehen nicht im Saal eines imposanten Palastes oder im Angesicht eines grossen Herrschers, sondern in einem Stall, vor einem “Kind, das in der Krippe lag” (Lk 2,16). Gerade von diesem Kind strahlt ein neues Licht aus, das im Dunkel der Nacht leuchtet, wie wir auf vielen Gemälden, die die Geburt Christi darstellen, sehen können. Und von ihm kommt nun der Segen: von seinem Namen – Jesus, das bedeutet: “Gott rettet” – und von seinem menschlichem Angesicht, in dem Gott, der allmächtige Herr des Himmels und der Erde, Fleisch annehmen und seine Herrlichkeit unter dem Schleier unseres Fleisches verbergen wollte, um uns seine Güte vollends zu offenbaren (vgl. Tit 3,4).

Die erste, die mit diesem Segen erfüllt wurde, war die Jungfrau Maria, die Braut des Josef, die Gott im voraus vom ersten Augenblick ihrer Existenz an dazu erwählt hat, die Mutter seines menschgewordenen Sohnes zu werden. Sie ist die “Gesegnete unter den Frauen” (vgl. Lk 1,42) – wie sie die heilige Elisabeth grüsst. Ihr ganzes Leben ist im Licht des Herrn, im Wirkungsbereich des Namens und des Antlitzes Gottes, der in Christus Mensch geworden ist, der “gesegneten Frucht ihres Leibes”. So stellt sie uns das Lukasevangelium vor: ganz darauf ausgerichtet, in ihrem Herzen alles, was ihren Sohn Jesus betrifft, zu bewahren und zu bedenken (vgl. Lk 2,19.51).

Das Geheimnis ihrer göttlichen Mutterschaft, das wir heute feiern, enthält in überreichem Masse jenes Geschenk der Gnade, das jede menschliche Mutterschaft in sich trägt, so sehr, dass die Fruchtbarkeit des Mutterschosses immer in Verbindung mit dem Segen Gottes gesehen wurde. Die Mutter Gottes ist die erste Gesegnete, und sie ist es, die den Segen bringt; sie ist die Frau, die Jesus in sich aufgenommen hat und ihn für die ganze Menschheitsfamilie geboren hat. So beten wir in der Liturgie: “Im Glanz unversehrter Jungfräulichkeit hat sie der Welt das ewige Licht geboren, unseren Herrn Jesus Christus” (Marienpräfation I).

Maria ist Mutter und Urbild der Kirche, die in ihrem Glauben das göttliche Wort aufnimmt und sich Gott darbietet als “guter Boden”, in dem er sein Geheimnis der Erlösung weiter vollbringen kann. Auch die Kirche hat teil am Geheimnis der göttlichen Mutterschaft mittels der Verkündigung, die in der ganzen Welt den Samen des Evangeliums aussät, und mittels der Sakramente, die den Menschen die Gnade und das göttliche Leben schenken. Insbesondere im Sakrament der Taufe lebt die Kirche diese Mutterschaft, wenn sie Kinder Gottes hervorbringt aus dem Wasser und dem Heiligen Geist, der in jedem von ihnen “Abba! Vater!” (Gal 4,6) ruft.

Wie Maria ist die Kirche Mittlerin des Segens Gottes für die Welt: Sie empfängt den Segen, da sie Jesus aufnimmt, und sie teilt ihn mit, indem sie Jesus bringt. Jesus ist die Barmherzigkeit und der Friede, den sich die Welt aus sich heraus nicht geben kann und den sie immer und viel mehr als das tägliche Brot braucht. (Predigt, 1. Januar 2012)

Predigt 1. Januar 2012

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