Ein Leben für katholische Werte
Ein Leben für katholische Werte: Kardinal Robert Sarah wird 80
Quelle
Apostolisches Schreiben von Papst Franziskus in Form eines Motu Proprio Magnum Principium, mit dem can. 838 des Codex des kanonischen Rechtes geändert wird (3. September 2017) | Franziskus
Das Motu Proprio “Magnum Principium”: Wer hat das letzte Wort?
Sarah, Robert Kardinal – Literatur
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Von Alexander Folz
Vatikanstadt – Montag, 16. Juni 2025
Kardinal Robert Sarah ist am Sonntag 80 Jahre alt geworden. Er blickt auf ein Leben voller Widerstand zurück. Der aus Guinea stammende Kirchenmann hat einen beeindruckenden Weg zurückgelegt: Von einem kleinen Dorf in Westafrika führte ihn sein Weg in die höchsten Ränge des Vatikans.
Seine theologische Klarheit und sein Eintreten für katholische Werte haben ihn zu einer einflussreichen, wenn auch umstrittenen Persönlichkeit in der Kirchenlandschaft gemacht.
Spannungen mit Papst Franziskus
Die Beziehung zwischen Sarah und Papst Franziskus war von grundlegenden theologischen und pastoralen Differenzen geprägt. Ein erster größerer Konflikt entstand im Jahr 2016, als Sarah in seiner Funktion als Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst öffentlich dazu aufrief, dass Priester weltweit die Messe ad orientem feiern sollten, wie das America Magazine berichtete.
Papst Franziskus reagierte prompt mit einer Erklärung, dass die liturgischen Normen nicht geändert würden – eine klare öffentliche Zurechtweisung.
Ein weiterer Streitpunkt war die Übersetzung liturgischer Texte. In einem Brief vom 22. Oktober 2017 korrigierte Papst Franziskus Sarah öffentlich und erklärte, dass dessen Kommentar zum Motuproprio Magnum Principium keine treue und korrekte Interpretation des päpstlichen Dekrets sei.
Sarah hatte in einem Beitrag für L’Homme Nouveau geschrieben, die Instruktion Liturgiam Authenticam von 2001 – die wortgetreue Übersetzungen vorschrieb – bleibe trotz Magnum Principium verbindlich.
Rom müsse alle neuen Übersetzungen prüfen und absegnen. Die Kongregation habe das Recht, ein Veto einzulegen, wenn Übersetzungen nicht dem lateinischen Original treu geblieben sind, wie CNA Deutsch damals berichtete.
Der Papst wies dies zurück und erklärte, mehrere Passagen der Instruktion seien “außer Kraft gesetzt”. Er forderte Sarah auf, den Rüge-Brief in denselben Medien zu veröffentlichen, die seinen ursprünglichen Kommentar verbreitet hatten.
Während Franziskus die Dezentralisierung der Kirche vorantrieb, bestand Sarah auf der Bedeutung der Gottesdienstkongregation. Der Papst betonte, Übersetzungen müssten nicht mehr “in allen Punkten” dem lateinischen Text folgen, sondern auch sprachliche Eigenheiten und Verständlichkeit berücksichtigen.
Sarah äußerte sich zudem kritisch zur Migrationspolitik von Papst Franziskus und warnte vor einer unkontrollierten Aufnahme muslimischer Migranten in Europa, wie The Catholic Reporter berichtete. Er bezeichnete die “Gender-Ideologie” und den Islamischen Staat als die “zwei Radikalisierungen”, die die Familie bedrohten. Diese Positionen standen oft im Kontrast zu der von Franziskus befürworteten Politik der Offenheit und des Dialogs.
Kontroverse um Fiducia Supplicans
Im Jahr 2024 kritisierte Sarah scharf die vatikanische Erklärung Fiducia Supplicans über die Segnung homosexueller Verbindungen.
Das von Papst Franziskus ausdrücklich gebilligte Dokument erlaubte es Priestern erstmals, unter bestimmten Umständen auch Verbindungen in “irregulären Situationen”, einschließlich homosexueller Verbindungen, zu segnen. In der Erklärung wird zwischen liturgischen Segnungen und spontanen pastoralen Segnungen unterschieden, die nicht Teil der offiziellen Kirchenriten sind.
Sarah bezeichnete das Dokument als “häretisch” und erklärte, seine Kritik richte sich nicht gegen Papst Franziskus persönlich, sondern “entschieden und radikal gegen eine Häresie, die die Kirche, den Leib Christi, ernsthaft untergräbt”, berichtete die französische Zeitung La Croix.
Der Kardinal stellte die rhetorische Frage: “Was ist gut, wahr und menschlich an einer homosexuellen Verbindung?”
Sarah dankte ausdrücklich den afrikanischen Bischofskonferenzen, die sich gegen Fiducia Supplicans gewandt und solche Segnungen untersagt hatten. Er unterstützte ihren entschiedenen Widerstand und rief jeden Bischof auf, dasselbe zu tun. Besonders erwähnte er die Bischofskonferenzen von Kamerun, Tschad und Nigeria, deren “Entscheidungen und festen Widerstand” er teile.
Das Zölibatsbuch mit Benedikt XVI.
Eine der größten Kontroversen entstand im Januar 2020 um das Buch “Aus der Tiefe des Herzens: Priestertum, Zölibat und die Krise der katholischen Kirche”, das ursprünglich als gemeinsames Werk von Papst emeritus Benedikt XVI. und Kardinal Sarah angekündigt wurde.
Das Buch erschien zu einem Zeitpunkt, als Papst Franziskus die Möglichkeit erwog, in der Amazonasregion verheiratete Männer zu Priestern zu weihen.
Nach Sarahs Angaben hatte er Benedikt XVI. am 5. September 2019 nach einem Besuch in dessen Residenz Mater Ecclesiae gebeten, einen Text über das Priestertum, insbesondere über den Zölibat, zu verfassen. Das Buch verteidigte in deutlichen Worten den priesterlichen Zölibat und bezeichnete jede Lockerung als “pastorale Katastrophe, ekklesiologische Verwirrung und Verdunkelung des Priesterverständnisses”.
Die Veröffentlichung löste einen Sturm der Entrüstung aus, da viele Theologen befürchteten, ein emeritierter Papst könne sich in eine Angelegenheit einmischen, die der amtierende Papst gerade prüfte.
Papst Franziskus beschrieb Sarah später als “guten Mann” und Mann des Gebets, äußerte aber die Überzeugung, dass Sarah während seiner Amtszeit als Liturgiepräfekt “sofort von separatistischen Gruppen manipuliert” worden sei. Der Papst erwähnte, dass die Arbeit in der römischen Kurie Sarah “etwas verbittert” gemacht habe.
Nach dem Zölibats-Skandal verschlechterte sich Sarahs Position im Vatikan erheblich. Franziskus nahm im Februar 2021 seinen altersbedingten Rücktritt an – wenige Monate nach dem Bucheklat und ohne einen Nachfolger zu ernennen.
Literarisches Schaffen und geistlicher Einfluss
Neben seiner kirchlichen Laufbahn hat sich Kardinal Sarah als produktiver Autor etabliert. Seine drei großen Interview-Bücher “Gott oder nichts” (2015), “Kraft der Stille” (2016) und “Herr bleibe bei uns” (2019) wurden internationale katholische Bestseller.
In “Gott oder nichts” reflektiert Sarah über seine Kindheit und kirchliche Laufbahn und bietet gleichzeitig Überlegungen zu theologischen Fragen an, die die innere Kohäsion der Kirche betreffen.
Frühe Jahre unter der Diktatur
Sarah wurde am 15. Juni 1945 in Ourous, einem kleinen Dorf im damaligen Französisch-Westafrika, als einziges Kind einer animistischen Familie geboren. Seine katholische Prägung erhielt er durch Missionare des Spiritaner-Ordens, die ihm trotz seiner einfachen Herkunft den Besuch des kleinen Seminars in Bingerville an der Elfenbeinküste ermöglichten.
Nach der Unabhängigkeit Guineas 1958 kehrte er in seine Heimat zurück und schloss seine Studien ab, bevor er 1969 in der Kathedrale von Conakry zum Priester geweiht wurde.
Seine frühen Jahre als Geistlicher fielen in die Zeit der brutalen Diktatur von Ahmed Sékou Touré, der Guinea von 1958 bis zu seinem Tod 1984 mit eiserner Hand regierte. Der marxistische Diktator hatte während seiner Herrschaft schätzungsweise 50.000 Menschen töten lassen und die katholische Kirche massiv unterdrückt.
Als Johannes Paul II. Sarah 1979 im Alter von nur 34 Jahren zum Erzbischof von Conakry ernannte, wurde er zum damals jüngsten Bischof der Weltkirche. Diese Ernennung erfolgte erst nach langen Verhandlungen, da Touré die Absetzung des inhaftierten Vorgängers Raymond-Maria Tchidimbo zur Bedingung gemacht hatte.
Aufstieg im Vatikan
Johannes Paul II., der in Sarah einen “Bruder im Geiste” sah, berief ihn 2001 als Sekretär der einflussreichen Missionskongregation nach Rom. Diese Ernennung markierte den Beginn einer steilen Karriere in der Kurie, die Sarah unter drei Päpsten durchlief.
Benedikt XVI. machte ihn 2010 zum Kardinal und übertrug ihm die Leitung des päpstlichen Hilfswerks Cor Unum. Franziskus ernannte Sarah 2014 zum Präfekten der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung.
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