Wenn sich Herzen öffnen – Katholische Pfarrei Davos
USA Präsidentschaftswahlen zwischen Trump und Harris, das Ende der Ampelregierung in Deutschland, gespaltene Gesellschaften, unversöhnliche Positionen und Meinungen, Ukraine und Russland, Israel und Palästina: Dies alles sind Schlagworte, die aufzeigen, dass die westliche Welt vor Zerreisproben und in grossen Polarisierungen steht
08.11.2024 von admin
USA Präsidentschaftswahlen zwischen Trump und Harris, das Ende der Ampelregierung in Deutschland, gespaltene Gesellschaften, unversöhnliche Positionen und Meinungen, Ukraine und Russland, Israel und Palästina: Dies alles sind Schlagworte, die aufzeigen, dass die westliche Welt vor Zerreisproben und in grossen Polarisierungen steht.
Es wird offensichtlich, dass unsere Gesellschaft einen Paradigmenwechsel hin zum Guten und Verbindenden braucht, auch bei uns! Die zunehmende Individualisierung und der Rückzug in die eigene oft ideologische Lebenswirklichkeit, bricht vielfach Brücken ab und lässt ein zerrissenes Gemeinwesen zurück, in dem sich jeder selbst der Nächste ist. Meine Position und Sichtweise auf gewisse Themen, ist die Richtige: Basta!
In diese Wirklichkeit hinein hat Papst Franziskus gerade eine bemerkenswerte Enzyklika mit dem Titel “Dilexit nos” veröffentlicht. Der Papst spannt in “Dilexit nos” einen weiten Bogen über die menschliche und göttliche Liebe des Herzens und argumentiert, dass die christliche Spiritualität im Bild des Herzens Jesu eine lebenswichtige Antwort auf das bietet, was er eine “flüssige Gesellschaft” nennt, die von Technologie, Konsumismus und scheinbar unüberwindlichen Positionen beherrscht wird und in der “der Sinn, ein Herz zu haben, abgewertet wird”. “In der Zeit der künstlichen Intelligenz”, schreibt der Papst, “dürfen wir nicht vergessen, dass wir Poesie und Liebe brauchen, um das Menschliche zu retten. Was kein Algorithmus enthalten kann, wird zum Beispiel jener Moment der Kindheit sein, an den man sich mit Zärtlichkeit erinnert.” Der Papst betont, dass die Verehrung der göttlichen Liebe im Bild des göttlichen Herzens nicht nur eine private geistliche Praxis ist, sondern tiefe Auswirkungen auf das soziale Leben und die menschlichen Beziehungen hat. “Die Welt kann sich verändern, indem sie im Herzen beginnt”, schreibt er und verbindet die individuelle Transformation mit einer breiteren gesellschaftlichen Erneuerung.
Papst Franziskus verbindet in seiner Enzyklika den “alten Glauben” mit “moderner Philosophie”, und will unserer Generation dadurch einen neuen Zugang zur Überwindung aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen ermöglichen. Dieser beginnt im Herzen eines jeden Menschen. Dort, wo die Liebe siegt und wo Polarisierungen überwunden werden, dort, wo Bereitschaft zur persönlichen Umkehr auf die universelle Wahrheit der Liebe hin möglich sind, dort kann positive Transformation zum Guten hin die Welt erneuern. Dies getreu nach dem bekannten Gebet: “Herr erneuere die Welt und fange bei mir an”!
Unsere Gesellschaft braucht mehr herzliche Begegnungen, bei der die Mitte mehr ist als das eigene “ich”. So eine herzliche Begegnung habe ich gerade beim Elternabend zur Firmung erlebt. Schon die Tatsache, dass sich so viele Eltern mit ihren Jugendlichen Zeit genommen haben, ist in der aktuellen kirchlichen Wirklichkeit eine Freude. Aus den vielen “ich`s” wurde an diesem Abend ein spürbares “wir”, Kirche! Sich gemeinsam auf Gedankengänge in der ganzheitlichen Entwicklung eines Jugendlichen aus der christlichen Perspektive einlassen zu können und damit der katholischen Kirche von Davos “Hand und Fuss” zu schenken, schafft Transformation in eine Wirklichkeit hinein, in der die Mitte mehr ist als ich: Jesus Christus!
Als sich zum Ende des Abends, Eltern ihren Jugendlichen und Jugendliche ihren Eltern zuwendeten, und gegenseitig mit den Händen berührten und segneten, kam eine einzigartige, ja emotionale Stimmung auf. Entsprechend wertvoll waren die Rückmeldungen.
Ich wünsche uns im Durcheinander unserer Zeit Orte und Begegnungen, die solche heilsamen und berührenden Momente schenken. Ob in Liturgie, Caritas, bei Gemeinschaftsanlässen und Hl. Messen: die Kirche schafft Raum dazu, weil sie für mehr steht als für sich. Wenn wir unsere Herzen für die transzendente Wirklichkeit wieder öffnen, dann wird Kirche zu dem, was ihre eigentliche Sendung ist: Heilsames und sakramentales Zeichen für die Wirkkraft Gottes in der Welt, die im eigenen Herzen beginnt.
Mit dankbaren und herzlichen Grüssen
Dekan Pfarrer Kurt B. Susak, Katholische Kirche Davos
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