Schweizer Diplomat über Neujahrsempfang: Wie ein Familientreffen
Es war gut und nicht selbstverständlich, dass der Papst auch in diesem Jahr wieder ein Neujahrestreffen mit dem Diplomatischen Corps abhalten konnte. Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der Schweizer Botschafter beim Heiligen Stuhl, Denis Knobel. Franziskus erwähnte sein Land explizit, da die Schweiz jetzt auch einen residierenden Botschafter in Rom haben will
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Mario Galgano – Vatikanstadt
Es war die vierte Neujahresrede des Papstes, die Botschafter Denis Knobel im Vatikan erlebt hat. “Und es war gut, dass sie auch diesmal stattgefunden hat”, fügt er im Gespräch mit Radio Vatikan an. “Ich meine, das ist keine Selbstverständlichkeit zu Covid-Zeiten. Die Abstände wurden eingehalten”, erläutert der Schweizer Diplomat, der im Augenblick noch in Slowenien residiert.
Wie eine grosse Familie
Was ihm diesmal besonders aufgefallen sei, war die Art und Weise, wie der Papst das Treffen beschrieben hat: “Der Heilige Vater hat es als Familientreffen bezeichnet, und in der Tat ist es für mich ein jährliches Treffen einer grossen Familie, denn das ist das Diplomatische Corps ja auch ein bisschen, eine grosse Familie.”
Aus Schweizer Sicht sei das Besondere in diesem Jahr neben den Schwerpunkten, die man von Papst Franziskus kennt – also Frieden, Gerechtigkeit, Kampf gegen Armut, aber natürlich auch Gesundheit und Umwelt -, das Thema der sozialen Medien und der Umgang mit Fakten und Tatsachen: “Also, er hat diesbezüglich die cancel culture erwähnt, das ist für mich neu.”
Erfreut sei Botschafter Knobel, dass der Papst die Schweiz explizit genannt habe und zwar habe Franziskus die Schweizer Botschaft beim Heiligen Stuhl als residierende Botschaft begrüsst. Das ist ein langjähriges Projekt, das jetzt definitiv angenommen wurde. Nun gehe es darum, konkret ein Gebäude in Rom zu finden. Es sei eine Besonderheit, dass gerade zur 100-Jahr-Feier der Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen dieses Projekt möglich wurde. Botschafter Knobel bezeichnet deshalb die gegenwärtigen diplomatischen Beziehungen als “Höhenflug“.
“Ich glaube, beide Seiten setzen sich sehr stark zugunsten des Friedens, zur Bekämpfung des Krieges und der Armut in der Welt und der Ungerechtigkeit ein.”
“Ich denke, wir sind in vielen Fragen ,like-minded´ (auf einer Wellenlänge, Anm. d. Red.) würde man sagen. Der Botschaftssitz ist der Abschluss eines langen Prozesses, und ich bin sehr stolz und froh, dass wir das hier wirklich auch umsetzen können”, betont der Botschafter und erinnert an die vielen konkreten Themen, die der Vatikan und die Schweiz teilen. Es gehe vor allem um den verstärkten Austausch in der Friedenspolitik. “Ich glaube, beide Seiten setzen sich sehr stark zugunsten des Friedens, der Bekämpfung des Krieges, der Armut und der Ungerechtigkeit in der Welt ein. Und zum Abschluss seiner Rede, die mir sehr gefallen hat, hat der Papst ja auch gesagt, dass der Friede auch “ansteckend” sei.“
Lange Tradition
Die Schweiz habe eine lange humanitäre Tradition und die Eidgenossenschaft versuche das auch in diesen kritischen Zeiten fortzusetzen; Migration und Flüchtlinge sei diesbezüglich ein konkretes Anliegen. “Das ist ein komplexes Thema und da gibt es keine einfache Lösung. Aber die Tatsache, dass das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge und auch die internationale Organisation für Migration ihren Sitz im Schweizerischen Genf haben, zeigt, dass wir sehr stark engagiert sind.”
Ein weiteres Zeichen für diese Rolle sei der ebenfalls an diesem Montag in Genf stattfindende Gesprächsaustausch zwischen den USA und Russland zur Ukraine-Frage. Hier habe der Papst daran erinnert, wie wichtig der Multilateralismus sei und dass dies nicht nur in Sachen Pandemie, sondern auch für den globalen Frieden und Zusammenhalt wichtig sei, so Botschafter Knobel.
vatican news, 10. Januar 2022
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