Papst: Pandemie hat Verwüstung gesät und Spannungen verstärkt

“Die Pandemie ist leider noch nicht überwunden, und ihre wirtschaftlichen und sozialen Folgen, insbesondere für die Ärmsten, sind schwerwiegend”

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Papst: “Wir leben in einem kritischen Moment der Geschichte”

“Die Pandemie ist leider noch nicht überwunden, und ihre wirtschaftlichen und sozialen Folgen, insbesondere für die Ärmsten, sind schwerwiegend.” Das sagte Papst Franziskus an diesem Samstagmittag einer Delegation der vom ehemaligen französischen Premierminister Jean-Pierre Raffarin gegründeten Stiftung “Leaders pour la Paix”.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Der Papst empfing die 16-köpfige Delegation im Vatikan. Ihren Teilnehmern legte er ans Herz, die Folgen der Gesundheitskrise nicht zu unterschätzen. “Sie hat die Menschheitsfamilie nicht nur um so viele Leben gebracht, von denen jedes einzelne kostbar und unwiederholbar ist; sie hat auch viel Trostlosigkeit gesät und die Spannungen verstärkt”, fügte Franziskus an.

Angesichts “der Verschärfung zahlreicher zusammenkommender politischer und ökologischer Krisen wie Hunger, Klima, nukleare Aufrüstung, um nur einige zu nennen, ist Ihr Einsatz für den Frieden nie notwendiger und dringender als heute”, so der Papst in seiner kurzen Ansprache.

Die heutige Herausforderung bestünde darin, Entscheidungsträgern und Bürgern dabei zu helfen, kritische Fragen als Chancen zu begreifen, erläuterte das Kirchenoberhaupt. So könnten und sollten Umweltkrisen, “die durch die Pandemie leider noch verschärft wurden”, zu einer “entschlosseneren Übernahme von Verantwortung führen”.

Kaskadenartig

“Das geht in erster Linie auf der Ebene der Führungskräfte und dann kaskadenartig auch auf den mittleren Ebenen und in der gesamten Bürgerschaft. In der Tat sehen wir, dass die Aufforderungen und Vorschläge nicht selten von ‘unten’ kommen. Das ist sehr gut, auch wenn solche Initiativen manchmal von ideologischen Gruppen für andere Interessen ausgenutzt werden. Es besteht immer die Gefahr der ‘Ideologisierung’. Auch Sie können eine konstruktive Rolle in dieser gesellschaftspolitischen Dynamik spielen, indem Sie vor allem eine gute Kenntnis der Probleme und ihrer Ursachen fördern. Dies ist ein Teil der Friedenserziehung, die Ihnen zu Recht am Herzen liegt.”

Die Stiftung hat sich nach eigenen Angaben, die sie auf ihrer Internetseite veröffentlicht hat, das Ziel der Förderung des Bewusstseins “für den Ernst der Welt durch öffentliche Aufklärung über Krisen” gesetzt. Der Papst ging in seiner Ansprache vor allem auf die Pandemie “mit ihrer langen Spur von Isolation und sozialer Überspannung” ein:

“Das hat zwangsläufig auch das politische Handeln selbst, also die Politik als solche, in die Krise gebracht. Aber auch diese Tatsache kann zu einer Gelegenheit werden, eine bessere Politik zu fördern, ohne die es nicht möglich ist, eine Weltgemeinschaft zu entwickeln, die fähig ist, Geschwisterlichkeit zu fördern, ausgehend von Völkern und Nationen, die in sozialer Freundschaft leben. Es geht um eine Politik – ich versetze mich in Ihre Perspektive -, die als ‘Architektur und Kunsthandwerk des Friedens’ umgesetzt werden soll.”

Um Frieden zu schaffen, sei beides notwendig: die “Architektur”, “in die die verschiedenen Institutionen der Gesellschaft eingreifen” und die “Handwerkskunst”, die alle einbeziehen sollte, auch jene Bereiche, die oft ausgeschlossen oder unsichtbar gemacht werden, so der Papst weiter.

Kultur und Institutionen

“Es geht also darum, gleichzeitig auf zwei Ebenen zu arbeiten: der kulturellen und der institutionellen. Auf der ersten Ebene ist es wichtig, eine Kultur der Gesichter zu fördern, die die Würde der Person und den Respekt vor ihrer Geschichte in den Mittelpunkt stellt, insbesondere wenn sie verwundet und ausgegrenzt ist. Und auch eine Kultur der Begegnung, in der wir unseren Brüdern und Schwestern zuhören und sie aufnehmen, im Vertrauen auf das Gute, das in den Herzen der Menschen steckt. Auf der zweiten Ebene – der der Institutionen – ist es dringend notwendig, den Dialog und die multilaterale Zusammenarbeit zu fördern, denn multilaterale Abkommen sind eine bessere Garantie als bilaterale für die kulturelle Pflege eines wirklich universellen Gemeinwohls und den Schutz der schwächeren Staaten.”

Auf jeden Fall dürfe man sich nicht mit theoretischen Diskussionen begnügen, so das Kirchenoberhaupt, sondern man müsse “mit den Wunden in Berührung kommen”, also “das Fleisch derjenigen berühren, die den Schaden erleiden”.

vatican news, 4 September 2021

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