Pater Bernd Hagenkord ist tot

Eine prägende Gestalt von Radio Vatikan und Vatican News ist viel zu früh von uns gegangen. Am 4. Oktober 1968 in Hamm geboren, ist Bernd Hagenkord nach kurzer und heftiger Krankheit am 26. Juli 2021 in München gestorben

Quelle
Einer der gut tat
Mit Schal und Reisegepäck
Ein Vermittler zwischen den Kulturen
Du wirst uns fehlen, Bernd

1992 trat er mit 24 Jahren in die Gesellschaft Jesu ein. Am 7. September 2002 wurde er durch Felix Genn in Köln zum Priester geweiht und am 7. April 2010 legte er seine Letzten Gelübde ab.

Unterdessen studierte er Journalismus, Geschichte, Philosophie und Theologie in Giessen, Hamburg, München und London. Nach seinem Theologieabschluss in London 2002 arbeitete er als Jugendseelsorger in der Katholische Studierende Jugend (KSJ) im Erzbistum Hamburg; eine Aufgabe, an die er sich stets gerne erinnerte. Von 2004-2007 war er Sprecher der Jugendseelsorgekonferenz. 2007 wurde er auch zum Bundeskaplan der Schülergemeinschaft im ND (KSJ) gewählt, ein Amt, das er ehrenamtlich bis 2012 ausübte. Von 2003 bis 2012 war er darüber hinaus in der Redaktion des “Jesuiten”-Magazins tätig.

Ein Vollblutjournalist bei Radio Vatikan

Dem Journalismus seit jeher zugetan, wurde er ausgewählt, die Leitung der deutschsprachigen Sektion von Radio Vatikan in Rom zu übernehmen, welches zu der Zeit noch traditionell in der Verantwortung des Jesuitenordens stand. Auf diese prägende Aufgabe bereitete er sich in Köln unter anderem mit intensiven Italienischkursen und einer Hospitanz beim Domradio vor. Im November 2009 übernahm er die Leitung der deutschsprachigen Abteilung und wurde zur deutschsprachigen Stimme des Papstes nicht nur für Radio Vatikan, sondern auch für viele deutsche Medien.

Zehn Jahre sollte sein Aufenthalt in Rom schliesslich dauern, wo er ab 2017 auch den umfassenden Reformprozess der vatikanischen Medien in leitender Position mitgestaltete. Im selben Jahr wurde er aufgrund seiner stets verbindlichen und vermittelnden Weise zum Koordinator der Gruppe von Jesuiten ernannt, die bei Radio Vatikan arbeiteten. In dieser Rolle war er auch Ansprechpartner für die neue Leitungsebene.

Während seiner Tätigkeit als Redaktionsleiter der deutschsprachigen Redaktion herrschte innerhalb des Radios teils offene Verwunderung über das gute Klima, das unter seiner Leitung in der Redaktion herrschte. Seine Mitarbeiter schätzten sich glücklich, in ihm einen verständnisvollen, aber gleichzeitig absolut qualitätsorientierten Chef gefunden zu haben. Auch nach seinem Ausscheiden aus der Redaktion hatte er stets ein offenes Ohr für die Anliegen seiner ehemaligen direkten Mitarbeiter – ein Ohr, das diese sich nun mit sämtlichen Sprachredaktionen, für die er als Koordinator tätig war, teilen mussten. Alle Kollegen schätzten seine Fähigkeit, zwischen den zahlreichen unterschiedlichen Kulturen, die das Radio traditionsgemäss bevölkern, zu vermitteln.

Während seiner Tätigkeit in Rom wirkte er aber auch und vor allem nach aussen. Zahlreichen Menschen in deutschsprachigen Ländern brachte er den Vatikan und dessen Eigenheiten näher und machte sie ihnen vertrauter. Er hinterliess dort nach seinem Ausscheiden aus dem Dienst nicht nur einen moderneren vatikanischen Kommunikationsapparat, sondern vor allem zahlreiche Kollegen, die ihn als Mitarbeiter und Vorgesetzten ausserordentlich geschätzt und respektiert haben, sowie eine Jesuiten-Kommunität, in der er ein tragender Pfeiler geworden war.

Rückruf nach Deutschland

Im September 2019 wurde er nach Deutschland zurückgerufen, um dort die Leitung der Kommunität Berchmanskolleg in München zu übernehmen. Zurück in der Heimat, hat er nicht gescheut, den Synodalen Weg der Deutschen Kirche tatkräftig mitzugestalten, zunächst als Geistlicher Begleiter, dann auch als direkt gewähltes Mitglied des ZdK. Angehenden Journalisten wollte er als Ausbilder in der katholischen Journalistenschule ifp das Handwerkszeug für ihren künftigen Beruf vermitteln und erkämpfte sogar ein Volontariat bei Radio Vatikan.

Im vatikanischen Dikasterium für Kommunikation, dem Radio Vatican/Vatican News angegliedert ist, hat die Nachricht von Bernd Hagenkords frühem Tod tiefe Trauer und  Anteilnahme ausgelöst – so wie überhaupt an all seinen früheren Wirkungsstätten.

Denn er war ein Mensch, der weit über seinen eigentlichen Aufgabenbereich hinaus strahlte. Die einen beeindruckte er durch seinen tiefen und unverfälschten Glauben, die anderen durch seinen messerscharfen Verstand, seine ignatianische Analytik und sein umfassendes Wissen. Den einen wird sein liebevolles und fürsorgendes Wesen fehlen, den anderen sein feinsinniger und zuweilen doch so beissender Witz. Einigkeit wird wohl darüber bestehen, dass er ein Mensch und Jesuit war, der diejenigen, denen er begegnete, nicht unberührt gelassen hat.

Bernd hat den Kampf gegen seine Krankheit nie aufgegeben, am Ende aber doch verloren. Er hinterlässt seine Mutter, seinen Stiefvater und seine Geschwister, neben unzähligen Menschen, deren Weg er gekreuzt hatte und für die er etwas Grossartiges bedeutet – ja, deren Lebensweg er vielleicht entscheidend beeinflusst hat. Nun ist er dort, von wo aus er sie weiter begleiten kann.

Christine Seuss und P. Jozef Bartkovjiak SJ, 26. Juli 2021

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