Begegnung mit dem Klerus, Ordensleuten und Seminaristen

„Mafia darf Prozessionen nicht instrumentalisieren!“

Quelle
Pastoralbesuch in der Diözese Palermo:
Begegnung mit dem Klerus, Ordensleuten und Seminaristen (Video)

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

In der Kathedrale der sizilianischen Hauptstadt traf sich Franziskus mit Priestern, Ordensleuten und Seminaristen. Dabei würdigte er zunächst die auf Sizilien besonders starke Volksfrömmigkeit, die ihm von seiner Zeit in Lateinamerika her sehr vertraut ist. „Das ist ein Schatz, der wertgeschätzt und verteidigt werden muss, weil er eine evangelisierende Kraft in sich hat.“

Allerdings müsse der Heilige Geist „Protagonist“ der Volksfrömmigkeit bleiben, fuhr der Papst fort. „Ich bitte euch, darauf zu achten, dass die Volksfrömmigkeit nicht durch die Präsenz der Mafia instrumentalisiert wird! Sonst ist sie nämlich kein Mittel zärtlicher Anbetung mehr, sondern Gelegenheit zu einem korrupten Schaulaufen.“

Prozessionen dürfen kein korruptes Schaulaufen werden

Es gehe „absolut nicht“, wenn sich etwa eine Madonnenstatue bei einer Prozession vor dem Haus eines Mafiabosses verneige. „Das haben wir in den Zeitungen gelesen, nicht wahr?“

Der Papst warb in seiner improvisierten Ansprache auch für eine Renaissance der Beichte und für eine Kirche ohne Arroganz und Klerikalismus, die demütig auf die Menschen zugeht. Dabei erinnerte er an den Anti-Mafia-Priester Don Pino Puglisi, der vor 25 Jahren von einem Killer erschossen wurde. Seit 2013 ist Puglisi ein Seliger der Kirche.

Die Augen fromm verdrehen ist nicht katholisch

„Don Puglisi hat nicht so sehr über Jugendliche gesprochen als mit Jugendlichen! Das ist eine Mission, die aus der Geduld herkommt. Er war als Seelsorger eine Art Vater – lernen wir von ihm! Ich fühle Abscheu vor einer Spiritualität, die sich selbst so wichtig nimmt, dass sie die Augen verdreht; das ist nicht katholisch! Gehen wir auf die Leute zu mit der Einfachheit von Menschen, die sie mit dem Herzen Jesu lieben wollen.“ Don Pino Puglisi sei allen, „auch den Übelwollenden“, mit „offenem Herzen“ entgegengetreten.

Priester sollten „Menschen des Gebens, der Selbsthingabe“ sein, „ohne Ferien und ohne Pause“. Das Priesteramt sei „kein Beruf wie jeder andere, sondern eine Gabe; keine Karriereleiter, sondern eine Mission“.
 

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