Europa: Wege aus dem Ghetto der Christen
Die Ansichten eines Spezialisten für das Europarecht
Rom, 8. Februar 2011, zenit.org
Joseph Weiler ist Professor in den USA, Spezialist für Europarecht und gläubiger Jude. Er prägte den Ausdruck “Ghetto” in Bezug auf die Christen in Europa. Dieses Ghetto, so Weiler, habe zwei Mauern. Einerseits äusserliche Mauern die von Laizisten und von der zeitgenössischen europäischen Gesellschaft errichtet werden, um die Christen auszuschliessen. Andererseits auch innerliche Mauern, die von den Christen selbst gebaut werden und die aus Missverständnissen und Angst bestehen.
In seinem Beitrag für “Exiting a Dead End Road. A GPS for Christians in Public Discourse” beschreibt Weiler seine Vorschläge, um aus diesem Ghetto herauszutreten.
Wege aus dem Ghetto: Zusammenfassung
Das Ghetto zeigt sich an drei Symptomen: – Christen und Nicht-Christen verstehen den Glauben als gegensätzlich zur Vernunft. Daher wird der Glaube auf das Vokabular des Glaubens reduziert.
Der Glaube wird auf den exklusiven Bereich des persönlichen Gewissens eingeschränkt. – Das Christentum hat die Tendenz, seinen Kern auf blosse Ethik zu beschränken und dabei die Heiligkeit ausser Acht zu lassen. Aus diesem Ghetto herauszutreten, erfordert ein Eindringen in die Öffentlichkeit, in die eigene Gemeinschaft und eine Gewissenserforschung: Selbst-Erziehung und die Weitergabe des eigenen Wissens, Glaubens und der Heiligkeit. Die Erziehung ist die Hauptherausforderung für heute! Ein höheres Recht auf religiöse Freiheit zu fordern ist kein “Standesanspruch”.
Es geht über die Trennung des inneren vom äusseren Leben hinaus. Und es beinhaltet, dass Laizität eben nicht der einzige Garant ist für Neutralität gegenüber allen religiösen oder nicht-religiösen Auffassungen vom Leben. Schlussendlich sollte das christliche Engagement in der Öffentlichkeit aus mehr als nur “Widerstand gegen falsche Politiken” bestehen, sondern auch Zeugin des Geschenks des Lebens sein. Weiler beschreibt eine der Möglichkeiten dazu so: “Lebensschutz? Schafft Leben! Es bedeutet, Leben in Fülle zu gebären und Freude darin zu finden, in einer grossen Familie darum zu kämpfen, unsere Kinder als Geschenk des Lebens zu erziehen. Wenn Sie mich nach einem Zeichen dafür fragen, dass die Mauern beginnen einzustürzen, dann wäre es dieses – wichtiger als jedes andere: Hunderte Kinderwagen vor jedem Gotteshaus.“
Wege aus dem Ghetto ist ein Beitrag aus dem Buch “Exiting a Dead End Road. A GPS for Christians in Public Discourse” 2011, Kairos Publications. –
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