“Kirche macht grosse Fortschritte im Kinderschutz”
Vatikan/D: “Kirche macht grosse Fortschritte im Kinderschutz”
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Im Wortlaut: – Papstrede zum Kongress über Kindeswürde im Internet
“Immense Fortschritte in der Bekämpfung von Kindesmissbrauch“ attestiert die Staatssekretärin im deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung der katholischen Kirche. Nach Bekanntwerden der Missbrauchsskandale in Deutschland im Jahr 2010 habe die Institution das Thema „sehr früh zur Chefsache gemacht“, sagte Cornelia Quennet-Thielen am Donnerstag beim internationalen Kongress „Kindeswürde in der digitalen Welt“ an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom: „Es ist Öffentlichkeit hergestellt worden – auch innerhalb der Kirche und dank von Einzelpersönlichkeiten. Aber die Institution hat das Thema dann auch zu einer institutionellen Aufgabe gemacht.“
Dass Betroffene seither verstärkt den Mut fanden, das ihnen geschehene Unrecht bekannt zu machen, sei zu grossem Teil dem kirchlichen Umgang mit dem Thema zu verdanken, so die Staatssekretärin gegenüber Radio Vatikan: Die Kirche habe diese Stimmen aufgegriffen und die richtigen Konsequenzen gezogen. „Von unten müssen die Stimmen kommen und von unten haben die Betroffenen auch die Dinge öffentlich gemacht. Aber es braucht dann auch die Ansage von ganz oben, dass hier etwas ist, womit man sich auseinandersetzen und wo man etwas tun muss.“ Der Papst höchstpersönlich sei „sehr klar und deutlich bei seiner Verurteilung von Kindesmissbrauch“ und habe Strukturen und Kommissionen geschaffen, um dagegen vorzugehen.
Kinderschutz in der digitalen Welt sei heute eine Priorität der deutschen Regierung, bekräftigte die Staatssekretärin, die auf der internationalen Kinderschutzkonferenz Initiativen ihres Ressorts vorstellte. Allein für Forschung im Bereich des Kinderschutzes habe man seit 2011 über 60 Millionen Euro ausgegeben, so die Beauftragte mit Verweis auf Programme im pädagogischen sowie im Gesundheitsbereich.
Fortschritte im Kinderschutz gebe es, allerdings sei man zugleich „weit davon entfernt, einen absoluten Schutz für Kinder bieten zu können“, räumt Quennet-Thielen weiter ein: „Denn wenn man sich das Thema Missbrauch ansieht, dann geschieht dieser eben nicht nur in Institutionen, sondern vornehmlich im familiären Umfeld: in der eigenen Familie, im Freundeskreis. Und er geschieht heute eben auch im Internet. Das sind Bereiche, an die man nur schwer und mit langem Atem rankommt.“
Eine solche Baustelle betreffe etwa den Versuch, Inhalte mit kriminellem Hintergrund im Internet einzudämmen, präzisiert sie: „Wir haben beispielsweise Gesetzgebungen erlassen in den letzten Jahren, zuletzt kurz vor der Sommerpause noch ein Gesetz, das die Durchsetzung der schon etwas länger bestehenden Regelung, dass Internetprovider ihnen zur Anzeige gebrachte strafbare Inhalte löschen müssen, noch stärker voranbringen soll. Das ist eine viel diskutierte Regelung. Auch in vielen Ländern wird darüber gesprochen, wie man hier vorangehen soll.“
Der grenzübergreifende und rechtlich komplexe Charakter des Internet macht den Kinderschutz im digitalen Zeitalter zu einer Herausforderung, wie auf der Gregoriana-Konferenz mehrfach deutlich wurde. So bräuchte es eigentlich verbindliche Regeln für das Verbot zweifelhafter Inhalte im Netz, denen auch globale Internetunternehmen folgen müssten. Quennet-Thielen hofft hier auf Fortschritte durch mehr internationale Zusammenarbeit: „Letztlich werden wir an diese globalen Akteure nur herankommen, wenn wir uns auf der globalen Ebene über Regeln einigen. Da haben wir letztlich die Vereinten Nationen, die sich meines Erachtens hier noch stärker engagieren müssten.“
Ausserdem spielten Aufklärung und das öffentliche Bewusstsein eine grosse Rolle, so Quennet-Thielen weiter: „Ich glaube, die öffentliche Meinung ist immer ein Druckmittel, dem sich jeder beugen muss. Und dazu kommt: je aufgeklärter die Menschen sind, je stärker wir Kindern, Jugendlichen, aber auch Erwachsenen die digitale Kompetenz vermitteln können – da sehe ich eine grosse Aufgabe für uns im Bereich der Bildung und der Forschung -, desto grösser ist die Chance, dass die Menschen dann auch wirklich selbstbestimmt und selbstverantwortlich diese Medien nutzen und damit kritisch umgehen.”
Die internationale Kinderschutzkonferenz endet am Freitag mit einer Audienz der Teilnehmer bei Papst Franziskus. Der Kongress ist mit rund 140 Referenten nach Veranstalterangaben die erste weltweite und bisher grösste Tagung dieser Art.
rv 05.10.2017 pr
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