Papst auf Instagram: „Chiffre für christliche Nähe”
Seit zehn Tagen hinterlässt Papst Franziskus in einem weiteren „Social Network“ seine Fussstapfen
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Heute: Live aus dem Vatikan: Generalaudienz
Vatikan: Webseite der einzelnen Päpste
Seit zehn Tagen hinterlässt Papst Franziskus in einem weiteren „Social Network“ seine Fussstapfen: Auf Instagram, dem Dienst für die Teilung von Bildern, hat er den Account „Franciscus“ gegründet; bereits nach wenigen Tagen hat er die Zwei-Millionen-Marke an Followern geknackt. Doch warum hat Papst Franziskus diesen Erfolg auf Terrain, das bislang vor allem von Popsternchen und Möchtegern-Berühmtheiten bevölkert wird? Das haben wir Jesuitenpater Antonio Spadaro gefragt, er ist Direktor der Jesuitenzeitschrift „Civiltà Cattolica“.
„Offensichtlich besteht ein grosser Bedarf nach Dialog, der mit Bildern und ohne Worte stattfindet. Das bedeutet, der Dialog wird nicht durch die Verschiedenheit der Sprachen oder die Fähigkeit, diese zu verstehen, verfremdet: Das Bild kommt direkt an. Die Kirche hat schon immer ihre Botschaft über die Kanäle, die zu einer bestimmten Zeit aktiv waren, verbreitet. Was nun gerade die Fotos betrifft, müssen wir daran erinnern, dass die Fotos der Päpste Momente ihrer Pontifikate in der bildlichen Erinnerung festgeschweisst haben.“
Die Fotogalerie der Päpste kann mittlerweile eine lange Tradition vorweisen: Das fange mit Pius IX. an, dem ersten Papst, der sich hat fotografieren lassen. Seitdem habe das Bild stets die Rolle einer spirituellen Botschaft eingenommen, indem es mehr wurde als eine einfache historische Erinnerung oder ein Porträt. „Sehen Sie, das scheint mir die Chiffre zu sein, die man verstehen muss: Das Bild des Papstes sendet eine spirituelle Botschaft aus.“
Die ersten Bilder des Papstes auf Instagram und ihr Erfolg bei den Followern seien ein Indiz dafür, dass ein Bedürfnis danach bestehe, die Kirche in ihrer „Mütterlichkeit“ zu erfahren, so Spadaro weiter. Denn die missionarische Spannung der Kirche sei eine mütterliche, die auch in der Lage sei, Grenzen zu überwinden und die Menschen zu berühren:
„Das, was an diesem Papst beeindruckt und dann natürlich in den Bildern, die wir haben, das ist seine Fähigkeit, Nähe zu erzeugen und damit auch physisch die Menschen zu berühren, denen er begegnet. Man muss auch sagen, dass die Präsenz von Papst Franziskus auf Instagram nicht jetzt erst angefangen hat: seit Beginn seines Pontifikats teilen die Menschen seine Fotos auf diesem Kanal. Das sind Bilder, die manchmal ein wenig verwackelt oder verschwommen sind, aber sehr effizient, Ausdruck von genau dieser Nähe. Die Entscheidung, einen persönlichen Account des Papstes einzurichten, hebt diese Tatsache, also die Präsenz des Papstes, auf ein höheres Level, ein persönlicheres und direktes Niveau der unmittelbaren Teilnahme seiner Person.“
Es sei gerade die Auswahl der Details, die die Präsenz des Papstes auf Instagram ausmache, so der Jesuitenpater weiter. Denn man sei mittlerweile daran gewöhnt, Franziskus inmitten grosser Massen zu sehen, doch was wirklich ins Herz treffe, das seien Details wie ein Finger, oder die Hand, die ein Gesicht berühre. „Sich bei einem Detail aufzuhalten heisst, andere an einem Ereignis teilhaben zu lassen, das einen einzelnen Menschen betrifft, aber das am Ende universelle Bedeutung bekommt. Papst Franziskus hat von Anfang an gesagt, dass er nicht an Menschenaufläufe gewöhnt sei. Er kann Beziehungen von Mensch zu Mensch aufnehmen, mit den einzelnen Personen, oder innerhalb von relativ kleinen Gruppen. Die Tatsache also, dass er nach wie vor diese Art der ganz persönlichen Beziehungsaufnahme, oder eben in kleinen Gruppen, pflegt, wird tatsächlich verstärkt und sichtbar durch diese Mittel. Möglicherweise haben wir hier eine Chiffre für die christliche Nähe, wie sie zu sein hat: nicht die grossen Massen, sondern die Erfahrung einer tieferen Nähe.“
rv 28.03.2016 cs
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