Mut zum Klartext

Ein weiterer Beitrag von Weihbischof Dr. Andreas Laun, Salzburg
Die Empfindlichkeit der Herrn Atheisten entspricht ihrem doppelten Mass

Wien, 2. Dezember 2010, kath.net
Rainhard Fendrich rutschte in einem Interview der Satz heraus: “Ich akzeptiere jeden Atheisten, aber ein Atheist ist für mich ein Trottel.” Dafür wurde er von vielen Atheisten wild beschimpft. Er reagierte als Gentleman und entschuldigte sich für das Wort, nicht aber für das, was er gemeint hatte und was auch jeder versteht, der den Text gelesen hat. Fendrich sagte: Trottel ist sicherlich das falsche Wort für Menschen, die sich von der Kirche abwenden. „Es widerstrebt meiner christlichen Denkweise andere Menschen bewusst zu verletzen. Insofern war diese Äußerung ein Fehler!“ Soweit, so gut. Dennoch macht die kleine Geschichte nachdenklich. Was Fendrich sagte, steht, genau gelesen, auch in den Psalmen 53,2 , wenn es dort heißt: “Der Tor spricht in seinem Herzen: Es ist kein Gott!” “Tor” oder “Trottel”, das eine Wort ist Hochsprache, das andere vulgär, aber gemeint ist dasselbe: ein Mensch, der viel zu wenig, der falsch denkt, der sich in einer einfachen Sache irrt!

Fendrich sagte das im Gedanken an die Wunder der Schöpfung und so gesehen hat er natürlich recht! Die überzogene Reaktion der Atheisten im Internet erinnert ein wenig an die der Muslime wegen der Karikaturen von Mohammed! Die Empfindlichkeit der Herrn Atheisten entspricht ihrem doppelten Maß: Man lese nach, wie gehässig sich ein Herr Dawkins, der derzeitige “Atheisten-Papst”, über seinen christlichen Kritiker J. Lennox äußerte, dem er sogar wünschte, erschossen zu werden.

Auch denke man an all den gemeinen Spott über Kirche, Glaube, über Maria und über Jesus selbst von Seiten bestimmter Atheisten – wo bleibt die Entrüstung? Nein, wir haben in unserer Öffentlichkeit das Maß verloren: Wegen Kleinigkeiten entrüstet man sich grenzenlos, wenn man meint, selbst betroffen zu sein, über Ungeheuerlichkeiten, die den Anderen betreffen, schweigt oder lacht man hämisch mit! Masslosigkeit auf der einen, Empfindlichkeit auf der anderen Seite, zusammen ein Krankheitssymptom der heutigen Welt!

Eigentlich hat Fendrich mit seinem “Sager” eine noch wichtigere Frage aufgeworfen: Hat die Bibel recht, wenn sie den Atheisten einen Toren, wenn sie ihn “dumm” nennt? Sicher kann man nicht behaupten, alle Atheisten wären intellektuell unbegabte Menschen. Elie Wiesel verlor seinen Glauben im KZ angesichts der grausam-feierlichen Hinrichtung eines jüdischen Kindes! Wer würde es wagen, ihn deswegen “dumm” zu nennen oder sonst wie über ihn zu urteilen?

Aber in anderer Hinsicht sind Atheisten tatsächlich sehr häufig eigenartig “dumm”: Sie scheinen ständig Gründe zu suchen für ihren Atheismus, nämlich um ihn zu bestätigen, als ob sie sich wünschten, dass Gott nicht existieren möge! Folgerichtig machen sie es auch mit der Kirche so: Sie suchen nach Fehlern in der Kirche und freuen sich hämisch, wenn sie sie finden!

Auch hier: Als ob es ein Grund der Freude wäre, wenn sie nur Menschenwerk, Menschenversagen, Menschensünde wäre und nur ja nicht Ort der Gegenwart Gottes! Sie benehmen sich wie ein Krebskranker, der seinen Mitmenschen freudestrahlend verkündet: Es gibt keine Therapie für mich!! Dazu kommt noch bei bestimmten modernen Atheisten ein “missionarischer Eifer” für ihre Hoffnungslosigkeit! Wie Kranke, die dem anderen Kranken sagen: „Geh ja nicht zum Arzt, probiere es nicht, er kann dir sicher nicht helfen!“

Aber so, das ist wahr, benehmen sich nur “Toren”, nur “Dumme” und, wenn man will, nur “Trotteln”: Sie wünschen sich ihren Untergang, sie wollen nicht geliebt werden, sie wollen andere in die Hoffnungslosigkeit mit hineinziehen! So bleibt wahr, was der Psalm sagt: “Nur Toren sagen, Gott existiert nicht!” Nicht töricht sind sie nur dann, wenn sie sagten: „Hoffentlich irre ich mich, hoffentlich existiert Gott, hoffentlich hat die Kirche recht – wie schön wäre das!“ Dann, wenn sie so redeten, würden sie auch anfangen, nach Gott zu suchen, natürlich kritisch und nicht leichtgläubig, aber mit aller Kraft und Leidenschaft – und dann würden sie Gott auch finden!

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