Erste Generalaudienz von Leo XIV
Erste Generalaudienz von Leo XIV.: “Gott vertraut uns, auch wenn wir noch kein guter Boden sind”
Quelle
Wortlaut zur 1. Generalaudienz von Papst Leo XIV. – Vatican News
Die erste Generalaudienz von Leo XIV.: Gute Stimmung und viele Länder vertreten – Vatican News
Bei seiner ersten Generalaudienz als Papst setzte Leo XIV. an diesem Mittwoch die Katechesereihe seines Vorgängers, Papst Franziskus, zum Thema “Jesus Christus, unsere Hoffnung” fort. Auf dem Petersplatz versammelten sich rund 40.000 Gläubige, um der Auslegung des Gleichnisses vom Sämann aus der Bibel zu lauschen – einem Appell an das Vertrauen in Gottes Wort und das Wunder der Hoffnung.
Mario Galgano – Vatikanstadt
Mit einem herzlichen Lächeln und sichtbarer Freude fuhr Papst Leo XIV. zu Beginn seiner ersten Generalaudienz auf dem Petersplatz im Papamobil durch die Menge. Etwa 40.000 Pilgerinnen und Pilger aus aller Welt hatten sich versammelt, um dem neuen katholischen Kirchenoberhaupt zuzuhören. In seiner Katechese knüpfte Leo an die Reihe seines Vorgängers Franziskus zum Thema “Jesus Christus, unsere Hoffnung” an:
“Liebe Brüder und Schwestern, ich freue mich, euch zu dieser ersten Generalaudienz willkommen zu heißen”, begann Leo XIV. auf Italienisch. Es sei ihm ein Anliegen, die Betrachtungen zu den Gleichnissen Jesu fortzuführen, die “uns helfen, die Hoffnung wiederzufinden, weil sie zeigen, wie Gott in der Geschichte wirkt”.
“Gott sät sein Wort in jeden Boden, in jede Lebenslage“
Gleichnis vom Sämann
Im Zentrum seiner ersten Ansprache stand das Gleichnis vom Sämann aus dem Matthäusevangelium (Mt 13,1–17), das Papst Leo als eine Art Einführung in alle anderen Gleichnisse interpretierte. Klar schilderte er das Wesen der Gleichnisse Jesu: Alltagsnahe Geschichten, die aber zu tieferer Selbstbefragung einladen. “Die Parabel wirft mir ein Wort entgegen, das mich herausfordert und zum Nachdenken bringt”, erklärte der Papst.
Besonders berührend war seine Auslegung des Bildes vom Sämann, der verschwenderisch den Samen ausstreut – ohne Rücksicht darauf, wo dieser landet: auf felsigem Grund, unter Dornen oder auf fruchtbarem Boden. Dieses Verhalten sei ein Sinnbild für Gottes Liebe. “Wir sind es gewohnt zu kalkulieren – manchmal ist das auch notwendig –, aber in der Liebe zählt das nicht!”, so Leo XIV. “Gott sät sein Wort in jeden Boden, in jede Lebenslage: in unsere Zerstreutheit, in unsere Sorgen, in unseren Enthusiasmus.”
“Wir sind es gewohnt zu kalkulieren – manchmal ist das auch notwendig –, aber in der Liebe zählt das nicht!”
Quelle christlicher Hoffnung
Gerade darin sieht der Papst die Quelle christlicher Hoffnung: Nicht in der eigenen Tauglichkeit, sondern im unermüdlichen Vertrauen Gottes. “Vielleicht entsteht in uns gerade dann der Wunsch, ein besserer Boden zu sein, wenn wir erkennen, dass Gott uns vertraut.” Hoffnung, so Leo XIV., gründe auf der “Großzügigkeit und Barmherzigkeit Gottes“.
Päpstliche Bildinterpretation
In der Deutung der Parabel ging der Papst noch einen Schritt weiter: Jesus selbst sei das Wort, das sich wie ein Samen hingibt – bis hin zum Tod. Und wie das Samenkorn sterben muss, um Frucht zu bringen, so sei auch Jesu Leben Zeugnis für Gottes verschwenderische Liebe. Eindrücklich illustrierte er diesen Gedanken mit einem Bild des niederländischen Malers Vincent van Gogh: Der Sämann bei Sonnenuntergang. Da habe ihn besonders berührt, dass hinter dem Sämann bereits reife Ähren zu sehen seien – ein Symbol der Hoffnung: “Irgendwie hat der Samen Frucht gebracht, auch wenn wir nicht genau wissen, wie”.
“Irgendwie hat der Samen Frucht gebracht, auch wenn wir nicht genau wissen, wie”
Die Sonne, die die Szene dominiert, sei Sinnbild für Gottes Wirken: “Vielleicht, um uns daran zu erinnern, dass es Gott ist, der die Geschichte bewegt – auch wenn er manchmal fern oder abwesend scheint.”
Lebenssituation ehrlich betrachten
Zum Abschluss seiner Katechese rief Papst Leo XIV. dazu auf, die eigene Lebenssituation ehrlich zu betrachten: “Wo erreicht mich heute das Wort Gottes?” Wer sich selbst als wenig fruchtbaren Boden erkenne, solle sich nicht entmutigen lassen, sondern Gott bitten, “uns weiter zu bearbeiten, damit wir ein besserer Boden werden”.
In seinen Grüßen an die deutschsprachigen Pilger zitierte Leo XIV. den Apostel Paulus: “Jeder wird ernten, was er gesät hat” (Gal 6,7). In einer von Hass und Krieg zerrissenen Welt sei jeder Christ dazu gerufen, Hoffnung zu säen und den Frieden zu bauen. “Maria, Mutter des guten Rates, begleite uns auf unserem Weg”, bat der Papst. Zwei Tage nach seiner Wahl zum Papst hatte Leo die “Mutter vom Guten Rat” in einem Wallfahrtsort nahe Rom aufgesucht.
Teilnahme an einer Papst-Audienz
Wer an dem Treffen teilnehmen will, braucht eine kostenlose Eintrittskarte, die über die Präfektur des Päpstlichen Hauses bestellt werden kann. Für Personen und Gruppen aus dem deutschsprachigen Raum übernimmt das zuständige Pilgerzentrum über seine Website die Bestellungen. Die Karten können etwa 100 Tage im Voraus und bis spätestens zehn Tage vor dem Termin geordert werden. Für die Sonderaudienzen, die der Papst anlässlich des großen Pilgerevents “Heiliges Jahr” zumeist an Samstagen hält, sind keine Einlasskarten erforderlich.
vatican news, 21. Mai 2025
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