Was bleibt heute von der Fastenzeit?

CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden ersten Fastensonntag

Quelle
Aldo Vendemiati
Die Fastenzeit ist die Zeit unserer Bekehrung
40 Tage in der Wüste – filmfriend
Die Sonntage in der Fastenzeit gelten nicht als Fastentage – @stnikolaus auf Tumblr
Predigt: 1. Fastensonntag C 2025 (Bischof Alois Schwarz)

Von Aldo Vendemiati

6. März 2025

CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden ersten Fastensonntag.

Die österliche Bußzeit war einst gleichbedeutend mit einer langen und strengen Zeit des Fastens, dem (oft ungern durchgeführten) Verzicht auf Essen, Tanz und Unterhaltung. Es kann sein, dass es für viele nur äußerliche Praktiken waren, denen keine Erneuerung des Herzens entsprach, vielleicht war es nur die Einhaltung von nicht verstandenen Gesetzen.

Doch was bleibt heute von der Fastenzeit? In vielen Fällen fast nichts. Wir haben geglaubt, wir bräuchten keine äußere Zeichen wie Fasten und Verzicht – und haben das gesamte Jahr, inklusive der Fastenzeit, in einen permanenten traurigen Karneval verwandelt.

Stattdessen sind wir eingeladen, uns bewusst zu machen, dass dies eine Zeit der Gnade für uns ist: die Zeit, Gott wieder näher zu kommen; die Zeit unser Herz zu bekehren, es wieder neu auf das Wesentliche auszurichten.

Wie jedes Jahr stellt uns die Liturgie am ersten Sonntag das Geheimnis der vierzig Tage Jesu in der Wüste vor Augen. Lukas (4,1–13) gibt an, dass es der Heilige Geist ist, der ihn dorthin führt. Und wir sollten uns fragen: Warum?

In der Wüste gibt es per Definition nichts. Der Mensch, würden wir sagen, ist mit sich allein. Aber in Wirklichkeit ist es nicht so. Auf der einen Seite ist es der Heilige Geist, der ihn leitet, auf der anderen Seite ist es der Teufel, der ihn in Versuchung führt.

Denken wir darüber nach: Die Versuchung ist kein Zeichen dafür, dass Gott nicht mit uns ist – ganz im Gegenteil! Natürlich kommt die Versuchung nicht von Gott. Doch Gott führt uns mit Jesus in die Zeit und an den Ort, wo unser Glaube durch die Prüfung der Versuchung geläutert wird.

Jesus bedarf natürlich keiner Läuterung, doch in ihm werden wir gereinigt, die wir in der Taufe ein Leib mit ihm geworden sind und seinen Geist empfangen haben.

Die erste Reinigung erfolgt durch Fasten – und das ist etwas, das niemand möchte. Es werden Dutzende “alternative Praktiken” gesucht. Es heißt, wir müssen von der Sünde fasten – was natürlich immer erforderlich ist und nicht nur während der Fastenzeit. Die Fastenzeit dient gerade dazu, uns die Kraft zu geben, zu jeder Zeit von der Sünde fernzubleiben. Wir sprechen vom Verzicht auf Fernsehen, soziale Medien und Nichtigkeiten – nützliche Praktiken, die jedoch nicht als Alternative zu dem gesehen werden sollten, was uns das Evangelium am konkreten Beispiel Jesu auf deutliche Weise zeigt: Jesus verzichtet auf Nahrung.

Warum fasten? Um das, was wir bereit sind, mit Worten zu sagen, auch konkret zu zeigen, dass nämlich Gott an erster Stelle steht, dass seine Huld besser ist als das Leben, dass wir nicht vom Brot allein leben. Gut, beweisen wir es!

In der Versuchung wird im Wesentlichen unser Glaube an Gott auf die Probe gestellt. Was an Jesus geschieht, ist paradigmatisch: Der Teufel stellt seine Beziehung zum Vater in Frage – und so geschieht es letztlich, im entsprechenden Verhältnis, auch bei uns.

Jeder Versuchung liegt eine falsche Hoffnung zugrunde: eine Hoffnung, die die Verwirklichung von etwas Dringlicherem, Richtigerem, “Besserem” zu sein scheint, als dem, was Gott vorgegeben hat. Wir haben Hunger nach Brot, wir begehren die Macht und den Ruhm der Welt, wir erwarten von Gott, dass er sich unseren Bedingungen beugt. Der Gott der Hoffnung also sollte unseren Wünschen unterworfen sein, sonst wäre er überflüssig oder sogar lästig.

Jesus überwindet jede Versuchung und lehrt uns, was die Waffe des Sieges ist: das bedingungslose Vertrauen in den Vater. Paulus erinnert uns daran in der zweiten Lesung (Röm 10,8–13), indem er die Propheten zitiert: “Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen” (Jes 28,16). “Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden (Joel 3,5)”.

Die erste Lesung (Dtn 26,4–10) stellt uns das Zeugnis des alten Bundesvolkes vor Augen. Es hat die Nähe, die Güte und die Wirksamkeit des Wirkens Gottes beim Pascha des Exodus erfahren: “Wir schrien zum Herrn […] und der Herr hörte unser Schreien.”

Wir haben ein größeres Zeugnis: Jesus Christus, der sich im Gehorsam dem Vater hingab, bis zum Tod am Kreuz (“Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist”, Lk 23,46), und Gott hat ihn auferweckt und zum Herrn gemacht.

Nutzen wir also die Fastenzeit! Lernen wir Nutzen zu ziehen auch aus den Prüfungen, die wir dank des Geistes Christi gewinnen können! Achten wir darauf, dass der Glaube, den wir mit unserem Mund bekennen, auch wirklich unser Herz zum Ausdruck bringt, denn wenn du mit deinem Mund bekennst “Jesus ist der Herr” und in deinem Herzen glaubst “Gott hat ihn von den Toten auferweckt”, so wirst du gerettet werden.

Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram.</strong

Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.

 WhatsApp
 Telegram

Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

Tags:

Predigt
Aldo Vendemiati
Fastenzeit

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Die drei Säulen der röm. kath. Kirche

monstranz maria papst-franziskus

Archiv

Empfehlung

Ausgewählte Artikel