Papst-Autobiografie “Hoffe” erscheint in 80 Ländern

Als “Reise der Hoffnung” bezeichnet Franziskus im Rückblick sein eigenes Leben. Am Dienstag erscheint zeitgleich in 80 Ländern die Autobiografie des Papstes mit dem Titel “Spera”, übersetzt “Hoffe”. In Deutschland wird der Text beim Kösel-Verlag publiziert

Quelle
Autobiografie von Papst Franziskus ist erschienen

“Das Buch meines Lebens ist die Geschichte einer Reise der Hoffnung, einer Reise, die ich nicht von der Reise meiner Familie, meines Volkes, des gesamten Volkes Gottes trennen kann.” So zitiert der Verlag Franziskus, der seit März 2019 an dem Text gearbeitet habe. Franziskus sei von seinem ursprünglichen Plan abgewichen und habe entschieden, seine Memoiren schon zu Lebzeiten zu veröffentlichen, teilte der Verlag weiter mit. Damit sei er der erste Papst, der seine Autobiografie bereits zu Lebzeiten vorlegt. Gründe dafür seien “Erfordernisse unserer Zeit” und das Heilige Jahr 2025 gewesen, die ihn dazu bewegten, “dieses wertvolle Erbe schon jetzt verfügbar zu machen”.

In seiner Autobiografie zeichnet Jorge Mario Bergoglio chronologisch und in persönlichem Stil seine Familiengeschichte und das eigene Leben nach. Er erläutert Beweggründe seiner Berufswahl und den eigenen Werdegang bis zur Gegenwart als Papst der katholischen Weltkirche. Episoden aus dem Leben von Jorge Mario Bergoglio sind in den letzten Jahren mehrfach in Interviewbüchern bekannt geworden. Im neuen Buch tritt Franziskus nicht als Interviewter, sondern als Erzähler in Erscheinung, der mit Direktheit, Tiefgang, oft einem Augenzwinkern und auch Prophetie sein Leben Revue passieren lässt. Roter Faden ist dabei Hoffnung. Zeitungen in Italien und anderen Ländern haben in den vergangenen Tagen verschiedene Ausschnitte aus dem Buch veröffentlicht.

Auswandererfamilie

Franziskus berichtet etwa über die italienischen Wurzeln der Familie und die schicksalhafte Begebenheit der verpassten Schiffsfahrt im Jahr 1927, die seinen Großeltern und seinem Vater das Leben rettete: So sollten seine Großeltern und sein Vater Mario am 11. Oktober eigentlich ein Schiff von Genua aus in Richtung Buenos Aires besteigen. Sie schafften es jedoch nicht, ihr Hab und Gut rechtzeitig zu verkaufen, und sahen sich gezwungen, die Abfahrt nach Argentinien zu verschieben. Die verpasste Abfahrt auf dem Schiff Mafalda, das auf Grund ging, rettete den Großeltern und deren Sohn letztlich das Leben, schreibt der Enkel Mario Jorge Bergoglio: “Das ist der Grund, warum ich jetzt hier bin. Sie können sich nicht vorstellen, wie oft ich mich dabei ertappt habe, der göttlichen Vorsehung zu danken”.

Licht und Schatten

Der Papst lässt an Licht und Schattenseiten seines Lebens teilhaben, Leichtigkeit und Tiefgang gehen dabei Hand in Hand. Aus seiner Kindheit schildert er etwa seine Leidenschaft für Fußball. Er habe zwei linke Füße gehabt und sei nicht gerade begabt in dieser Sportart gewesen, gesteht er ein. Allerdings habe er im Tor gelernt, “der Wirklichkeit ins Auge zu blicken”. Jorge Mario Bergoglio teilt aber auch Erlebnisse, die ihn erschütterten und prägten. So berichtet er etwa über einen Jugendfreund aus der Schulzeit, den begabten und gebildeten Sohn eines Polizisten, der eines Tages mit der Pistole des Vaters völlig unerwartet einen Gleichaltrigen erschoss und in einer Nervenheilanstalt eingesperrt wurde. “Die Nachricht traf uns wie ein Schlag, sie schockierte uns”, schreibt der Papst in seiner Autobiografie, der den Freund in der Einrichtung besuchte: “Es war meine erste konkrete Erfahrung mit dem Gefängnis, einem doppelten Gefängnis”, so Franziskus, der sich als Papst besonders Häftlingen zuwendet, “es war schrecklich, ich war zutiefst verstört”. Der Junge habe sich später dann selbst das Leben genommen, berichtet er betroffen.

Begegnungen

Über seine Faszination für den argentinischen Schriftsteller Jorge Luis Borges berichtet der Papst anhand einer kuriosen Begebenheit. In seiner Zeit als junger Literaturprofessor am “Colegio de la Inmaculada Concepción” in Santa Fe habe er Borges 1965 einmal rasiert – der Literat brauchte aufgrund seines schwachen Augenlichtes dabei Hilfe. Bergoglios Bewunderung für den Schriftsteller tat dies keinen Abbruch: “Er war ein Agnostiker, der jeden Abend das Vaterunser betete, weil er seiner Mutter versprochen hatte, mit religiösen Annehmlichkeiten zu sterben”. Ob Agnostiker oder nicht, Borges sei jedenfalls “ein Mann der Spiritualität” gewesen, urteilt Bergoglio, das habe sich etwa daran gezeigt, wie er über Kain und Abel geschrieben habe, die er unter dem Sternenhimmel in der Wüste Geschwisterlichkeit erfahren ließ.

Lebenskunst

In der Autobiografie hebt Franziskus auch die Bedeutung des Humors und der Ironie hervor – Haltungen der Resilienz und Lebenskunst. Humor zu haben und zu lächeln beschreibt er als “Sauerteig der Existenz” und “Mittel, Schwierigkeiten und Kreuzen mit Widerstandsfähigkeit zu begegnen”. Auch Ironie sei “ein Bekenntnis zur Würde”. Er selbst sei mit einer “Pädagogik der Freude” großgezogen worden, schreibt Franziskus mit viel Lob für seinen Vater Mario. Dies habe die Familie auch durch schwierige Zeiten getragen, so der Papst, der sein erstes apostolisches Schreiben “Evangelii gaudium” (2013) der Freude des Glaubens widmete. Es gehe nicht um Verdrängung oder ein Schönreden der Realität, sondern darum, “in sich einen entscheidenden Raum der Freude zu bewahren”. Deshalb habe er auch vor der Eröffnung des Heiligen Jahres Komiker und Komikerinnen in den Vatikan eingeladen, verrät der Papst, der auch zur Selbstironie rät, um der Versuchung des Narzissmus zu widerstehen. Im Übrigen seien auch andere Päpste fröhliche Gesellen gewesen, so etwa Johannes Paul II und Johannes XXIII..

Mitten aus dem Leben

Einen intimen Einblick in seine Familie gibt der Papst auch, als er von der Geburt seines kleinen Bruders erzählt. Die Eltern hätten ihm und den Geschwistern noch über den Storch erzählt, der die Kinder bringt, dabei habe er damals schon alles verstanden, schreibt er über den 16. Juli 1942, als der kleine Alberto Horacio bei einer Hausgeburt zur Welt kam. Die Kinder hätten lauschend an der Tür gestanden, “um den Moment zu erwischen, in dem der neue kleine Bruder ankommen würde, den ersten Schrei nach Leben”. Er und seine Geschwister hätten gewusst, wie Babys geboren werden, und mit Alberto Horacios Geburt sei “das Team fast fertig” gewesen. “Eine gewöhnliche Familie, mit Würde. Die Würde war eine Lehre, die in den Worten und Gesten unserer Eltern immer präsent war”, schreibt der Papst.

Neben diesen persönlichen Aspekten geht Franziskus in seiner Autobiografie zudem auf die zentralen Anliegen seines Pontifikates ein und äußert sich zu Zeitthemen wie Krieg und Frieden (die Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten), Migration, Umweltschutz, Sozialpolitik, die Stellung der Frau, Sexualität, den technischen Fortschritt sowie die Zukunft der Kirche und der Religionen.

Papst Franziskus: Hoffe. Die Autobiografie, erscheint am 14. Januar 2025 auf Deutsch beim Kösel Verlag mit Sitz in München.

Über Stationen seines Lebens berichtete der Papst zuvor bereits in mehreren Interviews, aus denen Bücher entstanden:

Papst Franziskus: Leben. Meine Geschichte in der Geschichte. HarperCollins. Erschienen im März 2024.
Papst Franziskus. Mein Leben. Mein Weg: El Jesuita. Die Gespräche mit Jorge Mario Bergoglio con Sergio Rubin und Francesca Ambrogetti. Erschienen im April 2013.

vatican news – pr, 13. Januar 2025

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