Berge versetzen – Erziehung gelingt mit dem Heiligen Geist

Gott beruft nicht die Befähigten, sondern befähigt die Berufenen: Wie der Heilige Geist Vätern und Müttern auch beim Erziehen hilft. Ein Gastbeitrag

Quelle
Buch “Berge versetzen” – Missio
Friedrich Fröbel – Geschichte und Idee des Kindergartens – SpielundLern Blog
Friedrich Fröbel – Wikipedia

24.11.2023

Katharina Achhammer

In Erziehung steckt das Wort ziehen und manchmal scheint es, als ob Eltern recht heftig ziehen (müssen). Wo wollen sie es denn hinziehen, ihr Kind? “Erziehung ist Beispiel und Liebe, sonst nichts”, meinte der Pädagoge Friedrich Fröbel schon vor über 200 Jahren. Das klingt zunächst nicht so schwer. Wenn wir den Satz etwas genauer bedenken, ahnen wir allerdings sofort, dass es doch nicht so einfach ist. Beispiel sein heißt, dass ich mich selbst so verhalte, wie ich es vom Kind wünsche. Eltern erwarten vom Kind freundliche und höfliche Worte. Sprechen sie allerdings selbst mit dem Kind und anderen Menschen immer wieder in einem verächtlichen Ton und mit groben Worten, wird ihre Erwartung wohl enttäuscht werden.

Die Gehirnforschung bestätigt mittlerweile so vieles, was Pädagogen und Psychologen seit Jahrzehnten durch ihre Erfahrung erkannt haben: Kinder lernen weitaus mehr durch Nachahmung als durch Worte. Bildgebende Verfahren können dem Gehirn gleichsam beim Denken zuschauen. Erkennbar werden so Vorgänge, die aufzeigen, wie Erziehung positiv oder negativ einwirkt. Handlung wird unbewusst wahrgenommen, Worte bewusst. Dadurch übernehmen Kinder auch Bewegungen und Mimik, die in ihrer Familie typisch sind. Spiegelneuronen, ein Resonanzsystem im Gehirn, senden schon bei der Beobachtung fremder Verhaltensweisen Signale aus. Sie bewirken dadurch auch Gefühle beim beobachtenden Kind, das die Eltern hört und sieht. Automatisch prägt sich dieses unbewusst beobachtete Verhalten beim Kind ein; es wiederholt dieses später selbst. Ähnliches passiert etwa, wenn Erwachsene Filme sehen: Wir erleben die Handlung so real mit, weinen sogar oder sind angespannt, obwohl wir kogniiv wissen, dass alles ja nur gespielt ist.

Gott hat uns so gemacht

Unsere Spiegelneuronen arbeiten, ob wir wollen oder nicht. Gott hat uns so gemacht, dass wir fühlen, was andere Menschen fühlen; daher können Kinder auch Empathie lernen. Das Kind lernt, sich Gedanken zu machen, ob der andere Mensch glücklich ist und nimmt so Anteil am Mitmenschen. Die goldene Regel (Mt 7,12) wird dadurch Bestandteil des Familienlebens. Die Worte “Bitte”, “Danke”, “Verzeih” helfen, das gute Miteinander umzusetzen. Imitation ist also eine sehr wirksame Form des Lernens. Kinder sind dadurch ein Spiegel (des Verhaltens) ihrer Eltern. Das erklärt auch ein wenig, warum es die eigenen Defizite sind, die Erziehende beim Kind ganz besonders aufregen und übertrieben erzürnt reagieren lassen. Herausfordernde Charakterprägungen und Schwächen des Kindes können Eltern gut begleiten, wenn sie sich den Einfluss ihres Vorbildes in Erinnerung rufen.

Kinder wollen es ihren Eltern recht machen, sind aber im Erlernen der Regulation ihrer Gefühle auf die Hilfe der Eltern angewiesen. Emotionen zu haben, Wut zu spüren ist normal und sogar wichtig. Eltern sollen ihrem Kind jedoch helfen, seinem Gefühl nicht hilflos ausgeliefert zu sein. Das spontan aufkommende Gefühl – auch der Eltern – muss mit Kopf und Herz geprüft werden. Durch Einübung des reifen Umgangs mit den Emotionen können dann auch gute Entscheidungen getroffen werden. Das Kind soll ja so erzogen werden, dass es lernt, nicht nur aus dem Bauch heraus zu REagieren, sondern zu agieren.

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Gaben des Heiligen Geistes

Damit es den Eltern besser gelingt, ein gutes Beispiel für ihre Kinder zu sein, hat Gott uns die Gaben des Heiligen Geistes ins Herz gelegt, als eine innere gottgegebene Befähigung. Wenn wir sie benutzen, entwickeln sich daraus die Früchte. Wohl die wichtigste dieser Früchte in unserem Leben ist die Liebe. Liebe ist, neben dem Vorbild, der zweite Teil der Erziehung laut Fröbel. Gott ist die Quelle, die Eltern und Erzieher nährt und heilt. Dadurch können diese die Kinder bedingungslos und grenzenlos lieben und mit starker Hand führen. So kann das Kind durch Erziehung jene Person werden, als die es von Gott geschaffen wurde. Eigentlich ist Erziehung dann wie das Auspacken des Geschenkes: Das Kind wird uns von Gott anvertraut, geschenkt. Was wir sind, das ist Gottes Geschenk an uns, was wir werden, das ist unser Geschenk an Gott. Ihm ist das gelingende Leben dieses Menschen, in den er eine einmalige, unsterbliche Seele gelegt hat, mindestens so wichtig wie den Erziehenden.

Gott hat schon das gesamte Potenzial in das Kind gelegt: Eltern können es zur Entfaltung bringen oder diese verhindern, das Potenzial aber nicht zerstören. Kinder zu erziehen bedeutet Aufgabe und Verantwortung, ist aber auch große Freude und Hilfe für das eigene Wachstum. Der Heilige Geist befähigt Eltern, ihre Kinder zu erziehen. Denn Gott beruft nicht die Befähigten, sondern befähigt die Berufenen. Vater- und Muttersein ist persönliche Berufung. Durch Gottes Hilfe wird manchmal auch Unmögliches Wirklichkeit. Bibel und Gebet sind wichtig, damit der Heilige Geist in uns „landen“ kann. Seine Gaben und Früchte ziehen nach oben, schenken Vertrauen, lassen schwere Zeiten mit Hoffnung durchstehen und Erziehungsprobleme überwinden. Oft gelingt es wegen schwieriger Situationen nicht, Erziehungsziele (sofort) zu erreichen. Gott steht aber immer an der Seite der Eltern. Sie haben als Hilfe die Sakramente zur Verfügung und wissen, dass seine Liebe nicht an gelingende Erziehung gebunden ist. Gott hat sich an uns gebunden. Die Bindung an ihn kann nur von uns aufgelöst werden.

Erziehung geht nur mit Bindung

Erziehung und Bindung hängen auch zusammen. Lange vor der ERziehung geht es um die BEziehung. Das kleine Kind geht auf Wünsche der Eltern ein, ohne diese zu hinterfragen und zu verstehen. Voll Vertrauen, voll Liebe, in Sicherheit und Geborgenheit an die Eltern gebunden, erkennt das Kind, dass es wertvoll ist. Die Liebe der Eltern lässt dieses erkennen, dass es geliebt ist. Nicht weil es so oder so aussieht oder das oder das getan hat, nein, einfach weil es ist. Das Kind erfährt durch die Liebe der Eltern, was Vinzenz Palotti herausfand: „Mich gibt es, weil Gott keine Sekunde länger ohne mich leben wollte.“ Gott, der Liebe ist, erschuf den Menschen aus Liebe zur Liebe. Auch Eltern wollen ihr Kind IN und ZUR Liebe erziehen. Durch Erziehung mit dem Heiligen Geist werden Kinder liebenswert und liebesfähig. Bewusste Erziehung in Liebe beinhaltet auch, dem Kind zu helfen, eine Gottesbeziehung zu entwickeln. Diese ist wohl das beste Geschenk, das Eltern ihren Kindern machen können. Der frohe und offene Glaube eines Kindes belebt häufig auch den der Eltern. Familie ist Hauskirche – in ihr ehren wir Gott und zeigen einander (und der Welt) Gottes Wesen der Liebe. Es ist die tiefste Sehnsucht des Menschen, Liebe zu empfangen und Liebe zu schenken. Auch deshalb gelingt Elternschaft, Erziehung in aller Gebrochenheit immer durch die Liebe. Wohin ziehen Eltern das Kind? In das Herz Jesu, durch den wir im Heiligen Geist mit dem Vater vereint sind.

Katharina Achammer publizierte 2021 beim Verlag EheFamilieBuch ein Büchlein mit dem Titel „Berge versetzen: Erziehen gelingt mit dem Heiligen Geist“.

 

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