Chris Stapleton: Mehr als nur Country

Der Erfolgssänger berührte hunderte Millionen von Fernsehzuschauern mit seinem Gesang beim “Super Bowl”. Wer ist Amerikas Countrystar Nr. 1?

Quelle
Chris Stapleton Sings the National Anthem at Super Bowl LVII – YouTube
The Hillbilly Thomists: Country-Musiker von Gottes Gnaden
Taylor Swift reflektiert mit neuem Album ihre christliche Prägung
I Believe There Is More von Don Moen & Integrity’s Hosanna! Music bei Amazon Music – Amazon.de
Chris Stapleton – Traveller (Official Audio) – YouTube
Chris Stapleton – Daddy Doesn’t Pray Anymore – YouTube
Chris Stapleton – Wikipedia

Stefan Ahrens – 24. März 2023

Sonntag, 22. Februar; 16 Uhr 30 Ortszeit; Glendale, Arizona: Noch bevor im State Farm Stadium der 57. “Super Bowl” – das Endspiel der Saison 2022 der National Football League (NFL) im American Football – angepfiffen worden war, hatte die Veranstaltung bereits einen frühen Höhepunkt. Dieser war allerdings nicht sportlicher, sondern musikalischer Natur.

Mit Gitarre und rauchig-gewaltiger Stimme

Denn wie es sich bei US-amerikanischen Sportveranstaltungen gehört, wurde auch beim Super Bowl zu Beginn erst einmal die US-Nationalhymne gesungen. Und gerade beim Super Bowl gaben sich diesbezüglich in den vergangenen Jahrzehnten große Stars wie Whitney Houston, Neil Diamond, Billy Joel, Aretha Franklin, Mariah Carey oder Cher die musikalische Klinke in die Hand.

In diesem Jahr jedoch war ein Sänger mit einer Interpretation von “The Star-Spangled Banner” an der Reihe, den außerhalb der USA oder Großbritannien wohl nur wenige gekannt haben dürften – es sei denn, man fühlt sich musikalisch im oftmals belächelten Genre der Country Music zuhause. Der Name des großen Unbekannten: Chris Stapleton. Seine Profession: Amerikas Countrystar Nr. 1, achtfacher Grammy-Gewinner sowie Lieblingskollaborateur popmusikalischer Megastars.

Und diejenigen, die Stapleton vor seinem musikalischen Auftritt beim Super Bowl nicht auf ihrem musikalischen Schirm hatten, wurden von diesem eines Besseren belehrt: Lediglich mit einer Gitarre und einer rauchig-gewaltigen, an Ray Charles, Merle Haggard und Joe Cocker erinnernden Stimme ausgestattet, lieferte dieser eine soulig-gefühlvolle Version der oftmals in übertriebenem Pathos dargebotenen US-Hymne, die sowohl zahlreiche Sportler auf dem Spielfeld als auch Millionen von Fernsehzuschauern in ihren Bann zog und zu Tränen rührte.

Ein kompletter persönlicher und musikalischer Neuanfang

Wer ist dieser Mann, der dank seiner Stimme mühelos zwischen musikalischen Genres wie Country, Rock, Blues oder Soul hin und her wechseln und auch über den harten Kern von Country-Enthusiasten hinaus punkten kann? Seine musikalische Karriere begann in den frühen 2000er-Jahren, als der 1978 in Lexington, Kentucky, geborene Stapleton die Vanderbilt University in Tennessee, an der er Ingenieurswissenschaften studierte, in Richtung Nashville verließ, um professioneller Musiker und Songwriter zu werden. Nachdem er zunächst als gefragter Songwriter vor allem im Hintergrund agierte und Countrystars wie George Strait, Alan Jackson, Luke Bryan und Tim McGraw einige Countryhits auf den musikalischen Leib schrieb, unternahm er in Bands wie dem Bluegrass-Ensemble “The SteelDrivers” und der Southern-Rock-Band “Jompson Brothers” erste durchaus erfolgreiche und Grammy-nominierte Versuche im musikalischen Rampenlicht.

2013, nach dem Tod seines Vaters, wagte Stapleton einen kompletten persönlichen und musikalischen Neuanfang und unterzeichnete einen Solo-Plattenvertrag mit der Universal-Tochter Mercury Records. Im Gepäck hatte er knapp hundert bis dato unveröffentlichte Songs, deren Großteil er in den vorausgegangenen 15 Jahren auf Roadtrips durch die Vereinigten Staaten geschrieben hatte. Eine von ihm und seiner Ehefrau und musikalischen Partnerin Morgane Stapleton getroffene Auswahl dieser zum Teil äußerst persönlich geratenen Songs landete schließlich auf dem 2015 veröffentlichten Debütalbum “Traveller”, welches sich über vier Millionen mal verkaufte und es schließlich bis auf Platz 1 der US-Billboard-Popalbum-Charts schaffte.

Der Grund für Stapletons Erfolg: Das von Kritikern und Fans gleichermaßen gelobte Songwriter-Talent sowie dessen authentisch anmutender und fesselnder Gesang, der über so manche recht steril und generisch anmutende, in Nashville produzierte Musik hinausragt und deswegen auch Pop- und Rockhörer anspricht. Und wie im Februar dieses Jahres beim Super Bowl war es schon früher ein wichtiger TV-Auftritt, der Stapleton den Weg zum Musikstar ebnete: als dieser 2015 bei den landesweit übertragenen “Country Music Awards” nicht nur überraschend mit dem Preis für das “beste Album”, sondern auch als “bester Newcomer” und als “bester Sänger” ausgezeichnet wurde, legte er gemeinsam mit Pop-Megastar Justin Timberlake nicht nur eine unvergessliche Interpretation des Songs “Tennesse Whiskey”, sondern auch einen karrierebegründenden Liveauftritt hin.

“Gott” und “Familie” sind für ihn keine Fremdwörter

Mit auf der Bühne bei den “Country Music Awards” sowie bei fast allen seiner Musikaufnahmen und Liveauftritten ist Chris‘ Ehefrau Morgane Stapleton, mit der er seit 2007 verheiratet ist, fünf gemeinsame Kinder hat und so gekonnt im Duett singt, wie es im Countrybereich wohl nur Kenny Rogers und Dolly Parton sowie Gram Parsons und Emmylou Harris vermochten. Sowohl in Nashville als auch in der gesamten US-Musikindustrie gilt das Ehepaar Stapleton nicht nur als äußerst musikalisch talentiert, sondern auch als bodenständig und liebenswürdig.

Gründe genug, weswegen neben Justin Timberlake auch zahlreiche andere musikalische Megastars, denen man höchstens vereinzelt eine Affinität zu Country und Western nachsagen kann, mit beiden gemeinsame musikalische Sache machen möchten: Egal ob Taylor Swift, Ed Sheeran, Sheryl Crow, John Mayer, Pink oder Stevie Wonder – die Liste derjenigen, die bereits mit Chris Stapleton entweder gemeinsam auf der Bühne gestanden oder Zeit im Aufnahmestudio verbracht haben, wird größer und größer. Auch Adele, die ungekrönte popmusikalische Königin der Gegenwart, war bereits früh von Chris Stapletons musikalischem Talent überzeugt und nahm den von ihm verfassten Song “If it hadn? been für Love” für die Bonusedition ihres über 31 Millionen mal verkauften Albums “21” von 2011 auf – dem bislang bestverkauften Album des 21. Jahrhunderts.

Biblische Motive unüberhörbar

Seit “Traveller” veröffentlichte Stapleton mit “From a Room: Volume 1” und “From a Room: Volume 2” (beide von 2017) sowie “Starting Over” von 2020 drei weitere Studioalben, die sich jeweils in den Top 3 der US-Billboard-Popalbum-Charts platzieren konnten. Ein neues Album ist für die nahe Zukunft bereits geplant. Und selbst wenn in seinen Liedern die Wörter “Gott” und “Jesus” nur zurückhaltend vorkommen, sind auch biblische Motive in seinen Liedern unüberhörbar: So kann beispielsweise das gesamte Debütalbum “Traveller”, vor allem aber dessen Titelsong und “Sometimes I Cry”, als im Wissen darum betrachtet werden, lediglich ein Pilger beziehungsweise Reisender auf Erden und diesbezüglich vielen Prüfungen und Herausforderungen ausgeliefert zu sein. Das Lied “Parachute” wiederum handelt von der Bereitschaft, um der Liebe willen sich dem anderen zu schenken – eine Botschaft, die auch in dem walzerartigen “More of you” anklingt. Und in dem bewegenden “Daddy doesn? pray anymore” singt Stapleton von einem (seinem eigenen?) Vater, der es aufgrund zahlreicher Schicksalsschläge nicht mehr vermag, zu beten – wohingegen der Sohn sich seinen eigenen Glauben bewahrt.

Vermutlich ist es seit Kenny Rogers und Johnny Cash weltweit keinem Countrysänger mehr gelungen, einen so großen musikalischen Crossover-Appeal zu erzeugen wie Chris Stapleton. Denn während in den USA bereits seit geraumer Zeit Countrysänger wie Garth Brooks oder Luke Combs wie Rockstars gefeiert und in den größten Stadien auftreten, ist dies im Rest der Welt anders. Wie praktisch, dass Nashville mit jemandem wie Chris Stapleton auch über Musiker verfügt, die das typische Country- beziehungsweise Americana-Feeling über Landes- und Genregrenzen hinweg transportieren können.

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