Stellungnahme zur Grenze zwischen psychiatrischer und exorzistischer Hilfeleistung
Die Entscheidung von Bischof Joseph Maria Bonnemain, im Bistum Chur keinen Exorzisten mehr zu bestellen, wurde über die Landesgrenzen hinaus kommentiert und viel beachtet
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Unterscheidung der Geister
Stellungnahme zur Grenze zwischen psychiatrischer und exorzistischer Hilfeleistung
Die Entscheidung von Bischof Joseph Maria Bonnemain, im Bistum Chur keinen Exorzisten mehr zu bestellen, wurde über die Landesgrenzen hinaus kommentiert und viel beachtet. Bei manchen Gläubigen hat sie für erhebliche Irritationen und Verwunderung gesorgt, ist doch die exorzistische Tätigkeit Jesu von den Evangelien gut bezeugt und dokumentiert.
Als engagierte Mediziner und gläubige Katholiken gehen wir davon aus, dass die Medizin nicht alles erklären und heilen kann, worunter der Mensch leidet. Wir gehen davon aus, dass es auch Dunkelheiten gibt, bei denen der Glaube helfen kann.
Mit der Kirche gehen wir ebenfalls davon aus, dass Jesus die Realität des Dämonischen ernst genommen hat. Gerade die in der Bibel geschilderte Reaktion der Schweineherde auf den Exorzismus Jesu im Zusammenhang mit der Befreiung des Besessenen von Gerasa zeigt, dass es sich in diesem Fall nicht um eine rein psychische Erkrankung handelte, sondern um wirkliche übernatürliche Besessenheit.
Dafür sprechen auch andere Indizien. Der Vorstand der Vereinigung der katholischen Aerzte der Schweiz gehen mit Bischof Joseph Maria Bonnemain einig, dass psychische Erkrankungen mit medizinischen und psychotherapeutischen Massnahmen behandelt werden sollen, und dass wahrscheinlich im Bistum Chur ein grosser Teil der Hilfesuchenden mit solchen Problemen sich an die Seelsorger wenden.
Im Zusammenhang des Satanismus und anderer spiritistischer Praktiken aber gibt es Phänomene, die rein medizinisch nicht zu erklären und zu therapieren sind.
Es gibt diesbezüglich internationale Standards. Im sogenannten “Befreiungsdienst” werden Hilfesuchende von medizinischem Fachpersonal zunächst psychiatrisch abgeklärt. Erst wenn das Leidensphänomen den rein medizinisch-psychologischen Rahmen sprengt, werden priesterliche Dienste beansprucht.
Als katholische Ärzte stehen wir zur Verfügung für interdisziplinäre Teams, durch welche Grenzüberschreitungen vom natürlichen zum übernatürlichen Bereich vermieden werden können, echte übernatürliche Phänomene aber auch nicht geleugnet werden.
Wir erinnern daran, dass Jesus diesbezüglich den Aposteln bzw. der Kirche Vollmachten gegeben hat, was auch Bischof Joseph Maria Bonnemain nicht in Abrede stellt. Die entfachte Diskussion könnte uns weiterbringen und den interdisziplinären Austausch fortführen. In der Universalkirche ist das Thema jedenfalls nicht vom Tisch.
Es finden diesbezüglich internationale Kongresse statt. Papst Franziskus hat sich dazu anerkennend und würdigend geäussert. Im Katechismus der katholischen Kirche wird die Thematik an verschiedenen Stellen genannt und erörtert. An römischen Hochschulen gibt es interdisziplinäre Ausbildungsgänge zum Exorzisten für eine kompetente diesbezügliche Unterscheidung der Geister.
Zürich, 01.12.2022
Vorstand der Vereinigung katholischer Aerzte der Schweiz VKAS
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