Die Segnung der Lämmer am Festtag der heiligen Agnes
Die Wolle, aus der die Pallien gewoben werden, und die ‚Logik des Kreuzes’
Rom, kath.net/as, 21. Januar 2013
Am heutigen Festtag der heiligen Agnes, Jungfrau und Märtyrerin, segnete Papst Benedikt XVI. der Tradition entsprechend in der “Cappella Urbano VIII” im Apostolischen Palast zwei Lämmer, deren Wolle zur Fertigung der heiligen Pallien dienen wird. Die Tiere stammen aus dem römischen Kloster der Trappistenmönche, Tre Fontane. Nach der traditionellen Zeremonie wurden die Tiere von zwei “Sediari” und deren Dekan den Schwestern des Klosters von Santa Cecilia übergeben. Die Ordensfrauen stellen die Pallien in Handarbeit her.
Seit dem vierten Jahrhundert tragen die Bischöfe von Rom das Pallium, um so ihre besondere Jurisdiktion symbolhaft zum Ausdruck zu bringen. Das Pallium, das ursprünglich dem Nachfolger Petri vorbehalten war, wurde dann als Zeichen der besonderen Verbundenheit mit dem Papst den Metropoliten verliehen. Die Stola ist mit fünf gestickten schwarzen oder purpurnen Kreuzen – Symbol der fünf Wundmale Christi – geziert. Papst Symmachus gewährte dieses Privileg zum ersten Mal dem Bischof von Arles Caesarion im Jahr 513.
In seiner Predigt zur Amtsübernahme vom 24. Mai 2005 erklärte Benedikt XVI. den mit dem Pallium verbundenen Symbolismus: Das Pallium sei Zeichen des “Joches Christi”, das “Joch Gottes” sei. Konkret deute es auf die Arbeit des Hirten hin: Es stelle das “verirrte Lamm oder auch das kranke und schwache Lamm” dar, “das der Hirt auf seine Schultern nimmt und zu den Wassern des Lebens trägt”.
Das Pallium, so der Papst damals, “sagt uns zuallererst, dass wir alle von Christus getragen werden. Aber er fordert uns zugleich auf, einander zu tragen. So wird das Pallium zum Sinnbild für die Sendung des Hirten.”
Die Wurzeln der antiken Tradition der Lämmerweihe sind eng mit dem Martyrium der heiligen Agnes verbunden. Agnes war ein römisches Mädchen, das wahrscheinlich während der Christenverfolgungen unter Kaiser Diokletian (zwischen dem 3. und 4. Jahrhundert) getötet worden ist. In einer Zeit, in der viele den Glauben verleugneten, um ihr Leben zu retten, hatte sie nicht darauf verzichten können, ihr Zeugnis für Christus abzulegen. Als Christin wurde Agnes wegen Lästerung der Götter angeklagt und zum Dienst in einem “lupanar” (Bordell) verurteilt. Doch sie bewahrte auch an diesem Ort ihre Unschuld. Sie wurde dem Feuer überantwortet, die Flammen konnten ihr jedoch nichts anhaben. Im Alter von gerade 12 Jahren wurde sie dann durch einen Schwerthieb am Hals in der Weise getötet, wie dies mit Lämmern geschah. Aus diesem Grund wird die heilige Agnes oft zusammen mit einem Lamm dargestellt, dem Symbol Christi, der sein Leben für das Heil der Menschheit hingegeben hat. Als Ort des Martyriums gilt der Circus Agonalis, das Stadion des Kaisers Domitian. Über der Stätte ihrer Hinrichtung erhebt sich heute die Basilika Sant’Agnese in Agone bei der Piazza Navona.
Der heilige Ambrosius lobt in seiner Schrift “De virginibus” das Martyrium der jungen Christin mit den folgenden Worten: “Freudigen Schrittes, eilenden Fusses schritt sie zur Richtstätte, nicht mit künstlichen Haarschmuck das Haupt geziert, sondern mit Christus, nicht mit Blumen bekränzt, sondern mit Tugenden. Alles weint, ihr hingegen kommt keine Träne ins Auge … So habt ihr denn in einem Opfer ein zweifaches Martyrium, das der Jungfräulichkeit und das der Gottesverehrung. Jungfrau blieb sie, die Märtyrerkrone erlangte sie”.
Die Liturgie des heutigen Festtages ruft in Erinnerung, dass Gott in den Schwachen seine Macht offenbart und den Hilflosen die Kraft zum Martyrium schenkt. Gerade in diesem Handeln Gottes offenbart sich der “Skandal des Kreuzes”: “Das ‚Ärgernis’ und die ‚Torheit’ des Kreuzes liegen eben darin, dass gerade dort, wo es nur Scheitern, Schmerz, Niederlage zu geben scheint, die ganze Macht der unendlichen Liebe Gottes ist, weil das Kreuz Ausdruck der Liebe und die Liebe die wahre Macht ist, die sich gerade in dieser scheinbaren Schwäche offenbart” (Benedikt XVI., Katechese zur Generalaudienz, 28.10.2008).
Daher “nimmt [der christliche Märtyrer den Tod] von innen her an und verwandelt ihn in eine Tat der Liebe. Was von aussen her brutale Gewalt ist […], wird von innen her ein Akt der Liebe, die sich selber schenkt, ganz und gar. […] Gewalt wird in Liebe umgewandelt und so Tod in Leben (Predigt auf dem Marienfeld, Köln, 21.8.2005).
Heilige Agnes von Rom
Predigt auf dem Marienfeld, Köln 21.8.2005
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