Deo Optimo Maximo
“Von grossartigen, bewundenswürdigen Menschen und von solchen, die der Teufel geritten hat”
Von Hans Jakob Bürger
14. Juni 2020
Deo Optimo Maximo – Dem gnädigsten und erhabensten Gott – findet sich als Inschriften auf Grabdenkmälern. Solche sind Guido Becker in seinen 33 Jahren als Dompfarrer in Mainz tagtäglich im Mainzer Dom begegnet. Diese Grossbuchstaben DOM stehen für die Widmung an Gott den Allerhöchsten. Guido Becker notierte sie auf sein neues, siebtes und letztes Buch, das er im Alter von fast 95 Jahren vorgelegt hat. So schliesst sich für den gebürtigen Mainzer aus Gonsenheim ein Kreis: als Dank an Gott für seine zurückliegenden 70 Priesterjahre.
Als Becker 1993 in den Ruhestand versetzt wurde, nahm sein Leben noch einmal richtige Fahrt auf. Für einige Jahre ging er als Priester zu den Russlanddeutschen in Kasachstan, ehe er für ein Jahr in einem Altenheim lebte. Seit 1999 dient er Christus und seiner Kirche als Spiritual der Ordensgemeinschaft der “Servi Jesu et Mariae” (SJM) in Blindenmarkt in Österreich.
Becker schreibt “Von großartigen, bewunderungswürdigen Menschen und von solchen, die der Teufel geritten hat”. Ob er selber so einer ist? Jedenfalls bewunderungswürdig, dass er in seinem hohen Alter noch in der Lage war, ein über 500 Seiten starkes Buch zu schreiben.
Über 60 bewundernswürdige Menschen stellt Becker vor; manche werden dem Leser bekannt vorkommen, andere überhaupt nicht. Der erfahrene Priester hat keine Angst, auch Nero, Hitler, die Freimaurer, Marx und Engels als solche zu beschreiben, die der Teufel geritten hat. Ebenso spart Becker nicht an kritischen Tönen, wenn er vom Zusammenbruch der katholischen Moral und anderen Missständen in der Kirche schreibt.
Einige der Erzählungen sind bekannt und in der Vergangenheit irgendwo schon einmal erschienen, andere nicht. So ist es möglich, dass auch die Geschichte einer Mutter mit elf Kindern manchen Lesern bekannt sein dürfte. Doch diese Geschichte ist tröstlich und hoffnungsvoll zugleich. Becker berichtet davon, dass jene Mutter erzählte:
“Freilich war es schwer – besonders einmal. Es waren schon neun Kinder da, da merkte ich, dass ein zehntes im Kommen war. Eine unserer Nachbarinnen sagte zu mir: ,Frau Kronsteiner, schon wieder – aber da gibt’s doch etwas dagegen – ich helfe Ihnen schon …” Zuerst war ich empört – dann aber überfiel mich die Versuchung, es vielleicht doch machen zu lassen. Ich war zutiefst erschrocken, dass ich so etwas überhaupt dachte. Aber je mehr Zeit verging, desto mehr setzte mir der Gedanke zu und ich hörte immer wieder die Stimme der Nachbarin: Ihr könnt ja eure neun Kinder kaum ernähren und noch eines – das muss verhungern … verhungern … ich wusste weder aus noch ein – ich wagte weder den Vater noch den Herrn Pfarrer zu fragen – bis dahin hatte ich gar nicht gewusst, dass es so schwere Versuchungen geben könnte.
Als es ganz arg wurde und ich mir nicht mehr zu helfen wusste, ließ ich alles liegen und stehen und lief – ich war gerade beim Kochen am Herd – hinüber in die Kirche, kniete mich zum Muttergottesaltar, schaute weinend zu ihr hinauf mit stillem Gebet: ,Muttergottes, was soll ich denn tun, hilf mir doch!‘ Und da war mir, als schaute sie mich an und sagte: ‚Mach es doch wie ich und sag einfach: Siehe, ich bin die Magd des HERRN!‘
Und sogleich war alles klar und gut und ich eilte wieder zurück zum Herd, niemand hatte mich gesehen. Und dann kamst du, Hermann, als zehntes Kind, und wie haben wir uns alle gefreut – und es war der 25. März, als du kamst, ein Marientag, Maria Verkündigung, wo es im Evangelium doch auch heißt:
Siehe, ich bin die Magd des Herrn.”
Kurz vor ihrem Tod notierte sie mit einem Bleistift auf einen Zettel:
“Mache mit mir, was Du willst;
Nur gib, dass ich Dich vollkommen liebe.”
Guido Becker, “Von grossartigen, bewundernswürdigen Menschen und von solchen, die der Teufel geritten hat – Deo Optimo Maximo –” ist im SJM-Verlag beim FE-Medienverlag erschienen und hat 536 Seiten.
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