Missbrauchsgipfel – ‘Der Richtungsstreit der Kirche’

Analyse: Die deutschen Bischöfe und der Richtungsstreit der Kirche   *UPDATE

Quelle
Müller: Missbrauchsgipfel greift Daten zum Grundproblem nicht auf
Missbrauchsopfer – McCarrick-Opfer James Grein ruft dazu auf, die Kirche zu reinigen
Erneuerung der Kirche – aber wie?
*UPDATE – „Ich unterstütze die Worte von Kardinal Müller und Bischof Schneider!“

Sind die von den Bischöfen Overbeck, Bätzing, Feige und vielen anderen vorgeschlagenen Heilmittel die richtigen? Kardinäle Müller und Woelki sind offensichtlich anderer Meinung.

Von Dirk Weisbrod, 17. Februar 2019

Ganz überraschend und leise hat Kardinal Woelki in einem EWTN-Interview Stellung zu dem derzeit ausgetragenen Disput über Glaubenswahrheiten bezogen. Auslöser waren hierfür offenbar nicht nur die Veröffentlichung des Glaubensmanifestes von Kardinal Müller am 8. Februar und die Antwort Kardinal Kaspers einen Tag später, sondern auch die Einlassungen seiner Amtsbrüder aus Essen, Limburg und Magdeburg bezüglich des Missbrauchsskandals in den vergangenen Wochen.

So prophezeite der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck schon Mitte Januar in einem Hirtenwort: “Die alte Zeit ist zu Ende!” Die katholische Kirche stehe aufgrund grundlegender Missstände vor einer Zeitenwende, in auch über “Priesterbild und Weiheamt, Hierarchie, Zölibat, Frauenamt und Sexualmoral” nachgedacht werden müsse. Die breite Mehrheit der Gläubigen erwarte nun eine ernsthafte Erneuerung der Kirche. Dem sekundierte Ende Januar Bischof Georg Bätzing von Limburg. “In gewisser Weise müssen wir uns neu erfinden” und notfalls auch durch Trial and Error lernen, die Menschen wieder zu erreichen.

Vergangene Woche betonte dann Bischof Gerhard Feige aus Magdeburg, die Lehre der Kirche sei nicht zu bewahren, ohne ihre Entwicklung zuzulassen. Dies betreffe auch die Priesterweihe der Frau, die immer noch offen sei; auch der Zölibat sei “nicht göttlichen Rechts”. Dabei verwies er auf Anfrage von CNA Deutsch auf die verheirateten Priester der Ostkirche – alles in allem sei ein verändertes priesterliches Profil notwendig.

In dieser aufgeregten Diskussion – aber sicher nicht nur für diese – legte Kardinal Müller sein Glaubensmanifest vor, in dem er die gültige Lehre der Kirche mit Verweis auf den Katechismus der Katholischen Kirche verteidigte. Der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation wollte damit nicht eine Aufarbeitung der vielfachen Missbräuche verhindern; er zweifelt aber offenbar daran, dass die von Bischöfen Overbeck, Bätzing, Feige und vielen anderen vorgeschlagenen Heilmittel die richtigen sind.  

Das jedenfalls bekräftige er in einem gestern veröffentlichten “Spiegel”-Interview: “Klar ist – wir reden von Klerikern, die nach katholischem Glauben eine schwere Sünde begangen haben. Bei der Suche nach den Ursachen muss man aber den Nagel auf den Kopf treffen, andernfalls tut einem nachher der Finger weh.” So sei nicht der Klerikalismus und damit das Priesterbild für die Missbräuche verantwortlich, sondern der verdorbene Charakter des Täters.

In diese Situation hinein gab Kardinal Rainer-Maria Woelki dem EWTN-Programmdirektor Martin Rothweiler ein Interview, in dem er direkt auf seine Amtsbrüder antwortete, etwa wenn er – ohne Namen zu nennen – Bischof Overbecks Diktum von den “alten Zeiten” aufgreift: “Es gibt Stimmen, die jetzt denken, dass es an der Zeit ist, alles das was bisher war, über Bord zu werfen. Es sind die alten Zeiten, die jetzt nicht mehr existieren sollen. Ich halte das für ein sehr gefährliches Wort. Wir stehen in einer großen Tradition. Die Kirche steht gerade auch für das Überzeitliche und es ist nicht unsere Aufgabe, jetzt selber eine neue Kirche zu erfinden.”

Deshalb ist es – so Woelki – “nicht damit getan, den Zölibat abzuschaffen, es ist nicht damit getan, jetzt zu fordern, dass Frauen zu den Ämtern zugelassen werden und es ist auch nicht damit getan, zu sagen, wir müssen eine neue Sexualmoral haben.” Wieder ohne den Namen zu nennen greift er Kardinal Müllers Argumentation auf: “Nein, das Evangelium ist und bleibt weiterhin der Maßstab. Es ist der der Glaube der Kirche, der weiterhin Maßstab bleibt, so wie er uns von Johannes Paul II. in seinem Katechismus vorgelegt worden ist.” Und er wird noch deutlicher: “Und wir müssen nicht jetzt selber anfangen, den Heiligen Geist spielen zu wollen. Als Bischöfe stehen wir unter dem Wort Gottes und haben, wie die Menschen und die Bischöfe vor uns, dieses Wort Gottes zu bezeugen und zu verkünden.” Kardinal Müller hatte im Glaubensmanifest, das wenige Tage vor dem Interview erschienen war, den 2. Timotheusbrief, Kapitel 4, zitiert: “Verkünde das Wort, tritt auf, ob gelegen oder ungelegen, überführe, weise zurecht, ermahne in aller Geduld und Belehrung.”

Kein Zweifel, in der derzeitigen Lage nehmen Müller und Woelki vergleichbare Positionen ein und der aufmerksame Beobachter kann sich eines Deja-Vu nicht erwehren: Schon im vergangenen Jahr, im Streit um die Interkommunion, trat der Kölner Kardinal als Verteidiger der Glaubenswahrheiten auf. Nun tut er es wieder und er lässt keinen Zweifel daran, dass “ein Richtungsstreit zu existieren” scheint, “der sicherlich auch mit durch den Missbrauchskandal ausgelöst ist.”

Dieser Richtungsstreit tobt nicht nur in der deutschen Bischofkonferenz; diesmal zieht er noch weitere Kreise. Nicht nur, weil sich Mitglieder des Kardinalskollegiums in die Diskussion einschalten, sondern vor allem weil der Missbrauchsskandal weite Teile der Weltkirche betrifft. Man kann sich leicht vorstellen, unter welchem Druck die Vorsitzenden der nationalen Bischofskonferenzen stehen, die sich diese Woche im Vatikan treffen, um mit dem Heiligen Vater über dieses Thema zu sprechen. Da kann man nur froh sein, dass Kardinal Müller im Spiegel für den heiligen Vater Zeugnis ablegt: “Dieser Papst ist orthodox, das heißt im katholischen Sinne rechtgläubig.”

Das Ergebnis des Krisengipfels und seine Folgen für die Glaubenslehre in Deutschland und weltweit bleibt abzuwarten.

2 Antworten auf Missbrauchsgipfel – ‘Der Richtungsstreit der Kirche’

  • Marquard Imfeld:

    @Meier Paul / (a) “Es reicht” (b) Austritt aus Landeskirchen

    (a) “Es reicht”: Unter dieser Drohung bekämpfen eine ganze Reihe von häretischen Personen S.E. Bischof Huonder, welcher, im Gegensatz zu den Bischöfen von St. Gallen und Basel, den katholischen Glauben gemäss gültigem Katechismus verkündet. Es sind dies Personen aus folgenden Organisationen, welche den Rauch Satans vertreten, und sich irreführenderweise “katholisch” nennen: Schweizerischer Katholischer Frauenbund, Katholische ArbeitnehmerInnen-Bewegung, Verein Tagsatzung, Kolping Schweiz, Theologische Bewegung für Solidarität und Befreiung, Komitee aus dem Urnerland, Schweizerische Basisgruppenbewegung, Herbert Haag-Stiftung, Bündnerinnen und Bündner für eine glaubwürdige Kirche, Verein Deutschschweizer JugendseelsorgerInnen, FrauenKirche Zentralschweiz, Pfarrei-Initiative, Appell «Segen statt Brot». Anmerkung: Das Gender-orientierte Präsidium der SKF vertritt Positionen, welche dem Glauben der katholischen Weltkirche widersprechen. Alt-Abt Werlen war mehrmals zu Besuch bei der SKF.

    b) Die öffentlich-rechtlichen kantonalen Landeskirchen der Schweiz werden von Katholiken dominiert, welche sich “katholisch” nennen, aber tatsächlich die ganze Palette der üblichen Häresien vertreten (Aufhebung Zölibat, Weihe für Frauen, Kommunion für Protestanten & wiederverheiratet Geschiedene, Homo & Genderideologie, Abtreibung). Die faulen Früchte dieser kantonalen “katholischen” Landeskirchen werden zunehmend fauler, so wie dies nun kürzlich durch das Urteil des höchsten schweizerischen Gerichtes sichtbar geworden ist: Die Landeskirchen dürfen nun offiziell, rechtlich unangreifbar, häretisch handeln. Unsere Bischöfe, sofern sie nicht selber häretische Ideen fördern (-> Bistum St. Gallen und Bistum Basel), können sich nicht mehr wehren, da die Steuern von den Landeskirchen eingefordert und verwaltet werden (-> wer zahlt befielt). ES SEI DESHALB JEDEM GLÄUBIGEN KATHOLIKEN IN DER SCHWEIZ EMPFOHLEN, AUS DER LANDESKIRCHE AUSZUTRETEN. Dies erfolgt einfach mittels eingeschriebenem Brief an die eigene Pfarrei.
    Neben den schweizerischen, öffentlich-rechtlichen Landeskirchen sind auch in den deutschsprachigen schweizerischen Bistümer viele häretische Personen angestellt (Laientheologen, Priester, bis hinauf zur Bistumsleitung von St. Gallen und von Basel). Wieso das? An den theologischen Fakultäten in Luzern, Fribourg und Chur dozieren Theologie-Professoren seit Jahrzehnten Häresien; so verpflichtet sich z.B. die Fakultät in Luzern auf ihrer Homepage “die jeweiligen gesellschaftlichen und kirchlichen Herausforderungen konstruktiv aufzunehmen und innovativ zu begleiten”, und “die ganze Breite religiöser Vielfalt im Blick” zu haben. Der Bischof von Basel steht voll hinter diesem Programm. Kein Wunder, dass seit vielen Jahren häretisierte / protestantisierte Laientheologen und Priester produziert werden, welche dann von den häretischen kantonalen Landeskirchen angestellt werden. Diese Angestellten terrorisieren seit Jahren noch Glaubenstreue Priester und Gläubige.

  • Meier Paul:

    Auch in unserem Lande sind ja jene Kräfte am Werk, welche die Kirche neu erfinden wollen. “Es reicht” gibt ja Zeugnis davon. Der geweihte Priester wird durch die Pastoralassistenten ersetzt. Diese führen, zusammen mit den Kirchenräten das Regiment. Jetzt soll diese neu Form institutionalisiert werden. Damit wird der Priesterberuf noch mehr abgewertet und der Priestermangel als Grund hervorgehoben, das Zölibat abzuschaffen und die Frauen “endlich” zur Weihe zuzulassen. Und das alles sollen wir weiterhin mit unserer Kirchensteuer mitfinanzieren. Da sage ich ganz klar NEIN. Wir müssen nicht aus der Katholischen und Apostolischen Kirche austreten. Wir müssen aus der kirchenrechtlichen Organisation austreten! Es gibt auch andere Länder, die haben keine Kirchgemeinden. Wenn die Kirche schon neu erfunden werden soll, dann richtig. Dann können wir unsere Kirche ausbauen und die Priesterausbildung in die Hand nehmen. Wir lassen unsere Kirche nicht im Stich!

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