Prozessionen der Karwoche in Mendrisio

Prozessionen der Karwoche in Mendrisio: Kandidatur für das immaterielle Kulturerbe der UNESCO

Quelle
Fondazione Processioni Storiche
Museo del Transparente
Video – Processioni della Settimana Santa di Mendrisio

Bern, 27.03.2018

Die Prozessionen der Karwoche in Mendrisio wurden heute offiziell zur Kandidatur für einen Eintrag in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO eingereicht. Es ist dies die vierte Kandidatur der Schweiz. Die UNESCO wird voraussichtlich im November 2019 über den Eintrag dieser lebendigen Tradition entscheiden.

Die religiösen Prozessionen von Mendrisio finden jedes Jahr am Gründonnerstag und am Karfreitag statt und ziehen Tausende Zuschauerinnen und Zuschauer an. Die Prozession vom Gründonnerstag ist einer Darstellung der Leiden Christi und des Kreuzwegs gewidmet, die von etwa 270 Laiendarstellerinnen und -darstellern aufgeführt wird. Die Karfreitagsprozession ist schlichter und feierlicher. An ihr nehmen jeweils 700 Einwohnerinnen und Einwohner, Erwachsene und Kinder, teil. Sie tragen verschiedene religiöse Objekte und ziehen begleitet von drei Musikgesellschaften durch die Strassen.

Während den Prozessionen gehen in der Stadt die Lichter aus. Nur noch der Schein der Trasparenti beleuchtet die Strassen. Die Bilder werden auf durchscheinende Leinwände gemalt, auf Holzrahmen montiert und von innen beleuchtet. Die Trasparenti, die seit dem 18. Jahrhundert nach einem speziellen Verfahren hergestellt werden, sind eine Besonderheit der Prozessionen. Die Weitervermittlung dieser Fertigkeit, sei es für die Restaurierung hundertjähriger Objekte oder die Herstellung neuer Werke, bildet ein zentrales Element der Kandidatur.

Das Bundesamt für Kultur (BAK) und die Fondazione Processioni Storiche di Mendrisio haben das Kandidaturdossier gemeinsam vorbereitet. Nach einem mehrmonatigen Evaluationsverfahren wird die UNESCO voraussichtlich im November 2019 über den Eintrag dieser Tradition in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit entscheiden.

Die Schweiz ist auch beteiligt an der trinationalen Kandidatur des Alpinismus, die ebenfalls in diesem Jahr bei der UNESCO eingereicht wird. Das Dossier wird von Frankreich betreut und wurde gemeinsam von italienischen, französischen und Schweizer Bergsteiger- und Bergführervereinen erstellt. Der Schweizer Alpenclub und der Schweizer Bergführerverband haben die Schweizer Teilnahme mit der Unterstützung des BAK lanciert.

Schweizer Kandidaturen

Der Bundesrat hat im Oktober 2014 eine indikative Liste mit acht Schweizer Traditionen verabschiedet, die für einen Eintrag in das immaterielle Kulturerbe der Menschheit kandidieren: die Basler Fasnacht, Schweizer Grafikdesign und Typografie, das Winzerfest von Vevey, die historischen Prozessionen in Mendrisio, die Schweizer Alpsaison, das Uhrmacherhandwerk und der Jodel. Die UNESCO hat im Dezember 2016 das Winzerfest von Vevey und im Dezember 2017 die Basler Fasnacht in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Die im März 2017 eingereichte Kandidatur des Umgangs mit der Lawinengefahr wird von der UNESCO im kommenden November geprüft. In diesem Zusammenhang wird auch die multinationale Kandidatur «Trockenmauern bauen» behandelt, an der sich die Schweiz beteiligt.

Das Übereinkommen der UNESCO zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes

Mit dem Übereinkommen zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes, das von der Schweiz 2008 ratifiziert wurde, will die UNESCO die Traditionen und mündlichen Ausdrucksweisen, die darstellenden Künste, gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste, Wissen und Praktiken im Umgang mit der Natur dokumentieren und bewahren. Die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes trägt zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Bedeutung dieses Erbes bei. Die Schweizer Kandidaturen bieten eine Gelegenheit, national und international auf den kulturellen Reichtum der Schweiz aufmerksam zu machen.

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