100 Jahre Fatima: Predigt vom 8. Oktober 2017
Fernsehgottesdienst in der Wiener Franziskanerkirche vom 8. Oktober 2017
Quelle
‘Christen müssen Gesellschaft Letztbegründungen liefern’
Liebe Schwestern und Brüder!
Vor 100 Jahren ist in Fatima die Mutter Gottes drei Hirtenkindern mehrmals erschienen. Die Kirche anerkennt diese Erscheinung als eine Privatoffenbarung. An sich ist das offenbarende Wirken Gottes in Jesus Christus abgeschlossen. Dazu lesen wir im Prolog zum Johannesevangelium: „Der einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.“ Mehr an Zusage Gottes ist nicht möglich. Das sagt der Evangelist am Anfang, am Ende seiner irdischen Mission spricht Jesus: „Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen.“ Unser Verstehen hört niemals auf. Das ist Grund und authentischer Ort von Privatoffenbarungen.
Diesem wohnt zwar nichts Neues inne, sind jedoch, nach einem Wort von Karl Rahner, wichtige Impulse und Imperative, das Evangelium im Lichte der jeweiligen Zeit zu leben. In einer Zeit fürchterlich kriegerischer Wirren – der erste Weltkrieg war im Gange –Europa begann sich zu spalten, eiserne Vorhänge kündigten sich an, da erscheint Maria drei Kindern. Welch innige Begegnung im Getöse der Mächtigen? Lucia, Jacinta und Francisco – einfache Hirtenkinder, sie hören den Zuruf der Mutter des Erlösers. Das Bibelwort Jesu drängt sich auf: „Lasst die Kinder zu mir kommen.“ Kinder haben einen hohen Grad von Ursprünglichkeit, schenken masslos Vertrauen, können glauben. Maria, einst einfaches Mädchen aus Nazareth, sagt JA zu Gott und seinem Wort. „Mir geschehe wie du gesagt hast.“ Während des öffentlichen Wirkens Jesu ist von Maria nur ein Wort überliefert, ein Imperativ bei der Hochzeit zu Kana: „Was er euch sagt, das tut“. Ein Imperativ steht am Anfang seiner Verkündigung: Kehrt um und glaubt an das Evangelium! Nach Tod und Auferstehung Jesu Christi, finden wir Maria mit Frauen und den Jüngern „einmütig im Gebet vereint.“ Gebet und Umkehr –die zentrale Botschaft von Fatima, der Imperativ, der nun an ergeht.
In Österreich hat nach dem zweiten Weltkrieg der Franziskaner P. Petrus den Ruf der Mutter Gottes verspürt, für den Frieden zu beten. Die Gebetsgemeinschaft des Rosenkranzsühnekreuzzuges weiss sich diesem Anliegen bis auf den heutigen Tag verpflichtet.
Liebe Schwestern und Brüder, die Welt schreit nach Frieden – Hass, Gewalt, Terror und Krieg erschüttern die Grundfeste des Zusammenlebens. Setzten wir ein Zeichen! Vertrauen wir dem Zuruf der Muttergottes:
Betet und es wird Frieden sein!
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