Papst an Sozialbewegungen: „Jetzt handeln!“

“Als Christen und als Menschen guten Willens ist es an uns, jetzt zu handeln”

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„Als Christen und als Menschen guten Willens ist es an uns, jetzt zu handeln”: Papst Franziskus wandte sich mit dringenden Worten an das in Kalifornien tagende Treffen der Welt-Sozialbewegungen. Die Krise der herrschenden Weltsicht habe alle überrascht, aber sie herrsche nicht erst seit gestern. „Ich spreche von einem System, das der Menschheitsfamilie enormes Leiden bereitet, das sowohl die Würde der Menschen als auch unser gemeinsames Haus angreift, um die unsichtbare Tyrannei des Geldes zu erhalten, das nur die Privilegien einiger weniger garantiert“, so der Papst.Franziskus lobt ausdrücklich die Konferenz in Modesto, die eine Regionalkonferenz mit dem Ziel ist, die bei den Welttreffen erarbeiten Ziele lokal umzusetzen.

Das letzte Welttreffen hatte im Beisein des Papstes im Vatikan selber stattgefunden, auch in Bolivien hatte Papst Franziskus während seiner Lateinamerikareise an einem solchen Treffen teilgenommen. Einmal im Gang, sei der Prozess der Dehumanisierung der Welt schwer umzukehren, so Papst Franziskus, es gelte heute die Zeichen der Zeit zu erkennen. „Wir haben wertvolle Zeit verloren“, beklagt er und warnt zugleich davor, sich von Furcht lähmen oder durch Konflikte fesseln zu lassen. „Wir müssen die Gefahren erkennen, aber auch die Möglichkeiten, die jede Krise bringt.“

Auf das Lukasevangelium zurück greifend stellte der Papst die Frage, wer heute der „Nächste“ sei, wer der Andere sei, den man zu lieben habe wie sich selbst (Lk 10:25-37). „Vielleicht hatte der Fragesteller eine bequeme Antwort erwartet“, legte der Papst die Bibelstelle aus. „Meine Verwandten? Meine Landsleute? Die Mitglieder meiner Religion? Vielleicht wollte er Jesus dazu bringen, uns von der Pflicht zu entbinden, Heiden oder Fremde zu lieben … . Dieser Mann wollte eine klare Regel, die ihm erlaubte, andere als „Nächsten“ und „Nicht-Nächsten“ zu klassifizieren.“

Die Antwort Jesu – die Erzählung vom barmherzigen Samariter – setze Barmherzigkeit, Mitleid und Empathie dagegen. Diese seien aber nicht nur Gefühl, sondern ein gemeinsames Handeln.

Die globalisierte Gesellschaft mache es wie die Vertreter der Elite, die am Überfallenen vorüber gingen, sie tut unschuldig und schaut weg. „Es wird live im Fernsehen gezeigt, aber man spricht beschönend darüber und scheinbar mit Toleranz, es wird aber nichts systematisch getan, um die ökonomischen Wunden zu heilen oder die Strukturen anzugehen, die so viele Brüder und Schwestern am Wegesrand liegen lassen.“

Der Papst spricht in seinem Schreiben von der „moralischen Blindheit“ dieser Gleichgültigkeit anderen gegenüber. „Die Wunden sind real, Arbeitslosigkeit ist real, Gewalt ist real, Korruption ist real, die Identitätskrise ist real, die Demontage von Demokratien ist real.“ Wenn sich das nicht mehr übersehen lasse, dann würden Ängste und Unsicherheit geschürt, um die Verantwortung für all das einem „Nicht-Nächsten“ zuzuschieben.

Real sei vor allem die ökologische Krise, betonte der Papst zum Abschluss, deutlich wandte er sich gegen diejenigen, welche die wissenschaftlichen Studien dazu für nicht glaubhaft halten, „die Zeit läuft uns davon.“

Ausserdem betonte Franziskus neuerlich, keine Religion sei terroristisch und auch kein Volk als solches kriminell. „Es gibt Fundamentalisten und gewalttätige Menschen in allen Völkern und Religionen“, griff er seine Ansprache beim Welttreffen in Rom auf. „Mit intoleranten Verallgemeinerungen werden diese nur noch stärker, weil sie sich von Hass und Fremdenfeindlichkeit ernähren. Indem wir ihnen mit Liebe begegnen, fördern wir den Frieden.“

rv 17.02.2017 ord

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