Assisibesuch des Papstes
Assisibesuch des Papstes: Der „Kanal” der Vergebung
Quelle
Papst in Assisi: Besuch in einem kleinen Jerusalem
In voller Länge: Die Papstrede in Assisi
Portiuncula-Ablass
Hl. Franz von Assisi: Div. Beiträge
Papst Franziskus hat an diesem Donnerstag neuerlich Assisi besucht. Bei seinem Aufenthalt in der Basilica Santa Maria degli Angeli betete er zunächst allein – nur von wenigen Franziskanerbrüdern begleitet – in der Kapelle Portiuncula, dem zentralen Heiligtum des Franz von Assisi. Bei seiner Meditation sprach der Papst über Vergebung, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit: denn Anlass für seinen Besuch im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit war der 800. Jahrestag des Portiuncula-Ablasses, der auf Franz von Assisi zurückgeht.„Ich will euch alle ins Paradies schicken!“: Es klingt heute wie eine Drohung, war vom heiligen Franziskus aber als Versprechen gemeint.
An dieses Versprechen erinnerte Papst Franziskus eingangs. Das Paradies, das sei „jenes Geheimnis der Liebe, die uns für immer mit Gott verbindet“, ein zentrales Bekenntnis des Glaubens.
Aber wie kommt man dahin? Wie wollte Franziskus „alle ins Paradies schicken“? „Die Vergebung ist sicherlich der Hauptweg, dem man folgen muss, um an jenen Platz im Paradies zu gelangen“, so Papst Franziskus. „Und hier bei der Portiuncula spricht alles von Vergebung!“ Jesus habe Vergebung gelehrt, um „uns die Barmherzigkeit des Vaters mit Händen greifen zu lassen!“
Die Meditation des Papstes legte die Anweisung Jesu aus, zu vergeben, nicht sieben Mal, sondern siebenundsiebzig Mal (Mt 18,21-35). „Warum sollten wir einem Menschen vergeben, der uns Böses angetan hat? Weil zuerst einmal uns vergeben worden ist, und unendlich viel mehr. Das Gleichnis sagt uns genau das: Wie Gott uns vergibt, so müssen auch wir dem vergeben, der uns Böses antut.“
Barmherzigkeit und Vergebung beginne also bei der eigenen Schuld, den eigenen Fehlern, die man nur zu gut kenne. „Und doch wird Gott nicht müde, uns immer seine Vergebung anzubieten, jedes Mal, wenn wir darum bitten. Die Vergebung Gottes kennt keine Grenzen; sie überschreitet all unsere Vorstellungen.“
So weit, so gut, das Problem entstehe erst, wenn man sich mit einem Mitmenschen vergleiche, der ein Unrecht zugefügt habe, fügte der Papst an. Das Problem in Kürze: „Wenn wir den anderen etwas schulden, beanspruchen wir Barmherzigkeit; wenn wir dagegen eine Schuldforderung haben, rufen wir nach Gerechtigkeit!“ Das sei nicht die Reaktion der Jünger Christi und sei nicht der Stil christlichen Lebens, betonte Papst Franziskus. „Was er uns vorschlägt, ist die Liebe des Vaters, nicht unsere Forderung nach Gerechtigkeit. Vergessen wir also nicht die harten Worte, mit denen das Gleichnis schliesst: ‚Ebenso wird mein himmlischer Vater jeden von euch behandeln, der seinem Bruder nicht von ganzem Herzen vergibt’.“
Der Aufgabe, die Vergebung Gottes, für die der heilige Franziskus sich zum „Kanal“ gemacht habe, in der Welt zu bezeugen, könne sich niemand entziehen. „Die Welt braucht Vergebung; zu viele Menschen leben eingeschlossen im Groll und hegen Hass, weil sie unfähig sind zu vergeben. Und so verderben sie ihr eigenes Leben und das anderer, anstatt die Freude der Unbeschwertheit und des Friedens zu finden. Bitten wir den heiligen Franziskus, dass er Fürbitte für und einlege, damit wir nie aufgeben, demütige Zeichen der Vergebung und Werkzeuge der Barmherzigkeit zu sein.“
In Assisi war Papst Franziskus von Tausenden Pilgern und Neugierigen herzlich empfangen worden, die in glühender Hitze auf ihn gewartet hatten. Nach der Meditation hörte er Beichte und lud überraschend die anwesenden Bischöfe, Priester und Ordensmänner dazu ein, es ihm gleichzutun. Franziskus selbst nahm in einer Stunde nicht weniger als 19 Gläubigen die Beichte ab, darunter vier Pfadfindern, zwei Priestern, einem Franziskanerbruder, einer älteren Frau im Rollstuhl sowie mehreren freiweilligen Helfern.
Im Anschluss begrüsste er die Franziskaner und die umbrischen Bischöfe sowie auch den Imam von Perugia, worauf er ausführlich die Krankenabteilung der Franziskaner besuchte. Zum Abschluss segnete der Papst die Pilger und bat sie, „immer, immer” zu verzeihen sowie für ihn zu beten.
Die Portiuncula ist eine Art Kirche in der Kirche: eine kleine mittelalterliche Kapelle, umgeben von der prachtvoll-weissen Barockkirche Santa Maria degli Angeli. Die offene Tür der Portiuncula ist in diesem Jahr zugleich Heilige Pforte.
Der Portiuncula-Ablass geht direkt auf den heiligen Franziskus zurück: Er erbat und erhielt vor 800 Jahren vom Papst das Privileg eines vollkommenen Ablasses für alle, die in die Portiuncula-Kapelle als reuige Sünder kämen. Der Ablass kann heute – jeweils am 2. August – in jeder franziskanischen Kirche der Welt gewonnen werden.
rv 04.08.2016 ord
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