Polen
Polen: Nachdenklicher Minister nach Treffen mit Bischöfen
Ein nachdenklicher polnischer Aussenminister nach dem Gespräch mit Bischöfen von beiden Seiten der Oder-Neisse-Grenze. Die deutsch-polnische Kontaktgruppe hat sich in Warschau getroffen und die Regierung Polens zu einem freundschaftlichen Verhältnis zum Nachbarn Deutschland aufgerufen. Vorsitzender des Treffens war Erzbischof Ludwig Schick von Bamberg.
Schwerpunkte der drei Tage war das Thema Flüchtlingskrise, auch beim Treffen mit dem polnischen Aussenminister Witold Waszczykowski am Mittwoch.
Bei diesem bemerkte Schick deutlich die politischen Unterschiede. „Zum Beispiel die Frage der Verteilung der Flüchtlinge in Europa nach einem bestimmten Schlüssel. Das wird von den Polen strikt abgelehnt. Das ist eine kontroverse Frage und Position, darüber muss man reden.“ Das sei zwar erst einmal Sache der Politiker, berichtet Schick im Interview mit Radio Vatikan, aber die Bischöfe haben ihren christlichen Standpunkt deutlich gemacht. „Die polnische Regierung will ja auch eine christliche sein. Was wir ihm von unserem christlichen Standpunkt her gesagt haben, das hat ihn schon auch nachdenklich gemacht. Welche politischen Konsequenzen jetzt daraus gezogen werden, das müssen wir abwarten.“
Es gebe in Polen viele Fehlinformation oder bewusst gestreute Gerüchte, um bestimmte Ziele zu erreichen, sagt Schick. Das habe zu innergesellschaftlichen Spannungen geführt. Da müsse man mehr aufklären und im Gespräch bleiben, dann könnten auch innernationale Spannungen behoben werden. „Die Gefahr ist eben, dass man solche Spannungen dann auch nach aussen verlegt, auf Europa verweist und sagt, Europa ist Schuld und dann wird Europa schlecht gemacht und die Europäische Union in Gefahr gebracht. Das ist das Schlimme, was passieren könnte und das muss man mit allen Mitteln verhindern.“ Denn die Herausforderungen, vor denen Europa stehe, könne man nur gemeinsam bewältigen, betonte Schick.
Waszczykowski lobte im Gespräch die Verdienste der Kirchen in beiden Ländern für die deutsch-polnische Versöhnung. Mit Blick auf die Geschichte könne die Rolle der Kirche bei der Annäherung zwischen der polnischen und deutschen Gesellschaft nicht überschätzt werden.
Auch bei den Gesprächen zwischen deutschen und polnischen Bischöfen stand das Thema Flüchtlinge im Mittelpunkt. Sie redeten über kirchliche Hilfsmöglichkeiten und vor allem die Bekämpfung von Fluchtursachen. Bei allen Unterschieden der gesellschaftlichen Ausgangssituationen war man sich aber auch durchaus einig. „Die Deutsche Bischofskonferenz hat im Februar 14 Punkte zur Flüchtlingssituation herausgegeben, die haben wir mit den polnischen Bischöfen kommuniziert. Auf dieser Grundlage sind wir uns einig und damit wollen wir arbeiten. Natürlich ist die politische Lage in Polen anders als bei uns, auch die Flüchtlinge haben ein anderes Verhältnis zu Polen, als sie zu Deutschland haben, es wollen ja nur wenige nach Polen.“ Was aber die humanitäre Lage angehe und auch der gemeinsame christlicher Standpunkt zur Flucht, Vertreibung und zu den Flüchtlingen selbst, da seien sich die polnischen und deutschen Bischöfe einig.
Die deutsch-polnische Kontaktgruppe der Bischofskonferenzen wurde 1995 gegründet. Sie wird von Schick und dem Erzbischof von Kattowitz (Katowice), Wiktor Skworc, geleitet. Ihr gehören unter anderen der Warschauer Kardinal Kazimierz Nycz und der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt an.
rv 02.06.2016 pdy
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