Drei Bilder für eine Pastoral nach Amoris Laetitia
Papst: Drei Bilder für eine Pastoral nach Amoris Laetitia
Drei Bilder für eine Familienpastoral nach Amoris Laetitia gibt Papst Franziskus der Diözesansynode des Bistums Rom an die Hand. Diese hatte er am Donnerstagabend im Lateran eröffnet. Das Thema der Konferenz ist „Die Freude der Liebe – der Weg römischer Familien im Lichte der Exhortation Amoris Laetitia von Papst Franziskus“, also über das jüngste nachsynodale Schreiben des Papstes. Der Papst sprach nicht direkt über sein Schreiben, sondern wollte in seiner Ansprache im Lateran an einige Ideen erinnern, die während dem synodalen Prozess entstanden sind.
Analysen mit Achtung
Gut jesuitisch unterteilte er seine Ansprache in drei Teile beziehungsweise in drei biblische Bilder. Das erste Bild war Moses vor dem Dornbusch, als Gott ihm befiehlt, die Schuhe auszuziehen, da er auf heiligem Bode stehe. Dieses Bild sollte zeigen, dass eine bestimmt Haltung erforderlich sei, mit der die Wirklichkeit betrachtet werden soll. Das Wort Gottes sei dabei eine Art Reisebegleiter, betonte Franziskus. „Es erinnert uns daran, dass unsere Familien, die Familien in unseren Gemeinden mit ihren Gesichtern, mit ihren Geschichten, mit all ihren Schwierigkeiten keine Probleme sind, sondern eine Chance. Eine Chance, die uns herausfordert, eine missionarische Kreativität zu entwickeln, die fähig ist, alle konkreten Situationen zu umspannen, in unserem Fall, die der römischen Familien. Nicht nur derer, die in unsere Gemeinden kommen oder dort sind, sondern auch der Familien aus unseren Vierteln. Dieses Treffen fordert uns auf, nichts und niemanden für verloren zu erklären, sondern es zu versuchen, die Hoffnung zu erneuern, dass Gott in unseren Familien wirkt.“ Anstatt von Grundsatzerklärungen müsse man sich hineinbegeben in die Realität der römischen Vierte.
Gegen ausgrenzende Logik
Das zweite Bild ist der Pharisäer aus Lukas 18,11, der Gott dankt, dass er im Vergleich zu anderen kein Sünder ist. Genau diese abgrenzende Logik sei eine der Versuchungen, der man immer ausgesetzt seien, führt Franziskus aus. Er betont, dass man nicht realistisch analysieren und reflektieren könne, wenn man sich auf verschiedenen Seiten sehen würde. „Unsere Analysen sind wichtig, notwendig und sie verhelfen uns zu einem gesunden Realismus. Aber nichts ist vergleichbar mit dem Realismus des Evangeliums, der nicht bei der Beschreibung der Situation, der Probleme verharrt – noch weniger bei den Sünden – sondern der immer weitergeht und es schafft, hinter jedes Gesicht, jede Geschichte, jede Situation, eine Gelegenheit oder Möglichkeit zu blicken.“
Das Evangelium beschäftige sich nicht mit Idealen, sondern gehe dort hin, wo die Menschen seien. Dies bedeute nicht, dass man in der Lehre nicht klar sein müsse, sondern es bedeute, Urteile zu vermeiden, die die Komplexität des Lebens nicht umfassen. „Ich verstehe diejenigen, die eine starre Pastoral bevorzugen, die keinen Platz für Verwirrungen gibt. Aber ich glaube fest daran, dass Jesus eine achtsame Kirche für das Gute wollte.“ Eine Kirche, die nicht der Logik der Abgrenzung folge, sondern viel mehr einer Logik des Mitgefühls, so Franziskus.
Erfahrungen der Älteren nutzen
Im dritten und letzten Bild griff Papst Franziskus das Buch Joel auf, die prophetischen Träume der Ältesten. Mit diesem hob Franziskus die Bedeutung der Ältesten, der Eltern und Grosseltern hervor. Denn in den Träumen der Grosseltern liege die Möglichkeit, dass die jungen Generationen neue Visionen, neue Hoffnung bekommen. Das machte Papst Franziskus an einem Paar deutlich, dass seit 60 Jahren verheiratet ist und einen einfaches Geheimrezept hat. „Wir sind immer noch verliebt. Ist das nicht schön? Die Grosseltern legen Zeugnis ab.“
Franziskus kritisierte, dass die Gesellschaft die Stimmen der Alten nicht mehr höre. Damit habe sie sich selbst der Erfahrung und Visionen beraubt. Man habe den Reichtum ihrer Erfahrungen verloren und auch das Zeugnis von Ehepaaren, die ihr Leben lang zusammengeblieben sind. „Dieser Mangel an Vorbildern, an Zeugnissen, dieser Mangel an Grosseltern, an Vätern, die fähig sind, von Träumen zu erzählen, erlaubt der jungen Generation nicht, Visionen zu haben. Es erlaubt ihnen nicht, Pläne zu machen, weil ihre Zukunft Unsicherheit, Angst und Misstrauen erzeugt. Nur das Zeugnis unserer Eltern, zu sehen, dass es möglich ist, für etwas zu kämpfen, das es wert ist, hilft ihnen den Blick zu heben. Wie können wir verlangen, dass junge Menschen die Herausforderungen der Familie, der Ehe leben wie ein Geschenk, wenn sie andauernd hören, dass es eine Belastung ist? Wenn wir Visionen haben wollen, lassen wir unsere Grosseltern erzählen, die ihre Träume teilen, weil wir von ihnen die Weissagung von morgen haben können. Wir brauchen die Träume der Grosseltern!“
Drei biblische Bilder als Wegweiser
Drei Bilder gibt Papst Franziskus den Teilnehmern der römischen Diözesankonferenz über Amoris Laetitia mit. Sie sollen das Leben der Menschen und Familien mit Respekt behandeln, die Visionen älterer Menschen integrieren und daran denken, dass nichts perfekt sein muss. „Das verpflichtet uns, eine Familienpastoral zu entwickeln, die fähig ist, anzunehmen, zu begleiten, zu erkennen und zu integrieren,“ fasste Franziskus zusammen. Diese drei Aspekte sollten die Gespräche der Tagung über die Familienpastoral prägen.
rv 16.06.2016 pdy
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