Passionsfeier

Passionsfeier: Nur Barmherzigkeit kann die Welt retten

Quelle
KathTube: Papst Franziskus feiert im Petersdom die Karfreitagsliturgie (In voller Länge ohne Übersetzung)

Das Gegenteil von Barmherzigkeit ist nicht Gerechtigkeit, sondern Rache, und die gelte es in der Welt zu überwinden, heute mehr denn je. Diese Worte standen im Zentrum der Predigt von Kapuzinerpater Raniero Cantalamessa, der als Prediger des Päpstlichen Hauses traditionell die Schrift bei der Feier des Leidens und Sterbens Jesu auslegt. Papst Franziskus leitete die Feier am Freitag im Petersdom, in der die gesamte Leidensgeschichte gehört und das Kreuz Erhöhung Jesu verehrt wird.

„Lasst euch mit Gott versöhnen!“ – der Satz, den der Prediger seinen Worten voran gestellt hatte – beziehe sich nicht auf die sakramentale Versöhnung oder auf die Versöhnung mit Gott, Paulus habe sie im Korintherbrief bereits durch den Kreuzestod Jesu vorausgesetzt. Sie beziehe sich auf die „existenzielle Versöhnung“ in der Gegenwart. Da gebe es aber ein Problem: „Eine der Ursachen, vielleicht die Hauptursache für die Ferne des modernen Menschen zur Religion und zum Glauben, liegt im verzerrten Gottesbild, das in unserem Herz vorherrscht.

Denn wie schaut das Bild aus, das sich das kollektive menschliche Unbewusste von Gott macht?“

Bilder von der Einschränkung der eigenen Freiheiten steigen da auf, oft genug werde Gott als jemand wahr genommen, der sich von aussen aufdränge. „Die Überschreitung seines Gesetzes zieht unweigerlich eine Störung der Weltordnung nach sich, die nach einer angemessenen Wiedergutmachung verlangt, von der der Mensch jedoch weiss, dass er sie nicht erbringen kann. Das alles führt zu Angstgefühlen und manchmal zu einem dumpfen Ressentiment gegen Gott. Es ist ein Überbleibsel des heidnischen Gottesbildes, das nie ganz aus den Herzen der Menschen getilgt wurde und sich vielleicht auch nicht tilgen lässt.“

Das Jahr der Barmherzigkeit sei nun die Gelegenheit, das wahre Bild Gottes wieder zu entdecken, fuhr Pater Raniero fort. Das sei auch kein Widerspruch zur Gerechtigkeit Gottes, auch das ein biblisches Zeugnis. „Gott zeigt seine Gerechtigkeit, indem er Barmherzigkeit übt! Das ist die grosse Offenbarung. Paulus sagt, dass Gott „gerecht ist und gerecht macht“; d.h. er wird sich selbst gerecht, indem er den Menschen rechtfertigt. Denn tatsächlich ist Gott Liebe und Barmherzigkeit; deshalb wird er sich selbst gerecht – d.h., er zeigt sich als das, was er wirklich ist – wenn er Barmherzigkeit übt.“ Martin Luther komme der Verdienst zu, diese Wahrheit wieder ans Licht gebracht zu haben, nachdem die christliche Verkündigung jahrhundertelang den Sinn dafür verloren habe.

Der Tod Christi sei nun „der höchste Beweis der Barmherzigkeit Gottes für die Sünder“, so Pater Raniero weiter. „Der Sohn Gottes, sagt Paulus, hat sich für uns zur Sünde gemacht. Ein schreckliches Wort!“ Der Barmherzigkeit ist nicht die Gerechtigkeit gegenüber gestellt, sondern die Rache, es ist die Rache, die überwunden wird. „Wir müssen den Mythos Rache zerstören! Dieser Mythos durchdringt heute alles und alle, angefangen bei den Kindern. Ein Grossteil der Geschichten, von denen das Fernsehen und die Videospiele voll sind, sind Geschichten von Rache, manchmal verpackt als Sieg des guten Helden. Die Hälfte (vielleicht mehr) allen Leidens auf dieser Welt, sofern es sich nicht um natürliches Unglück handelt, kommt von der Rachsucht; sei es in den Beziehungen zwischen einzelnen Menschen, sei es zwischen Staaten und Völkern.“

Nur eines könne die Welt wirklich retten: die Barmherzigkeit, die Barmherzigkeit Gottes zu den Menschen und der Menschen untereinander. „Lasst uns beten. Himmlischer Vater, durch die Verdienste deines Sohnes, der sich am Kreuz für uns „zur Sünde machte“, lösche aus den Herzen der Menschen, der Familien und der Völker die Rachsucht und gib, dass wir uns in die Barmherzigkeit verlieben. Gib, dass der Absicht des Heiligen Vaters beim Ausrufen dieses Heiligen Jahres der Barmherzigkeit eine konkrete Antwort unserer Herzen folgt, und dass allen die Freude zuteilwird, sich mit dir versöhnen zu lassen. Amen.“

rv/zenit 25.03.2016 ord

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