Singen für ein Halleluja
Singen für ein Halleluja: die Pueri Cantores auf Romreise
Singen, was die Stimmbänder hergeben: 140 geistliche Kinder- und Jugendchöre aus aller Welt sind dieser Tage in Rom zu Gast. In mehreren Kirchen wird gefeiert und gesungen, die Jugendlichen schauen sich die Ewige Stadt an, gehen durch die Heilige Pforte der Barmherzigkeit – und treffen Papst Franziskus. Gudrun Sailer hat sich zu einer der letzten grossen Chorproben vor der Begegnung mit dem Papst gesellt.
Ein geistiges Surren liegt in der Luft. In der grossen römischen Kirche der Heiligen Zwölf Apostel, unweit der Piazza Venezia, geben sich die Chöre deutscher Sprache ihr Stelldichein. Eine Messe wird da gefeiert und natürlich geprobt. Bunte Rucksäcke stehen herum, die letzten Gruppen tröpfeln erst gegen Beginn der Messe ein: der römische Busverkehr. Bis auf den letzten Platz sind die Kirchenbänke besetzt, stehend ein Knabenchor in bodenlangen scharlachroten Gewändern, ein Mädchenchor, knapp eingetroffen, streift sich die weissen Roben über, Brustkreuze fast wie Äbtissinnen, dann wird nach den gelbweissen Gesangsheften gelangt.
“Es ist anstrengend, in einer so grossen Kirche zu singen, aber es ist sehr beeindruckend, wenn so viele da sind und mitsingen.” Diese junge Sängerin gehört zum Kinder- und Jugendchor St. Johannes, der vergangenen Sonntag aus Rottenburg-Dettingen angereist ist. Ein reiner Mädchenchor mit Sängerinnen zwischen 13 und 23. Diese Romreise ist ein grosses Erlebnis für alle, sie schmiedet zusammen, macht aber auch neugierig auf die anderen Chöre von weit weg. “Schön ist das Gefühl, mit dem Chor zu verreisen, das gemeinsame Erleben, und dann hier so viele treffen, und sind alle wegen dem gleichen da.”
Chöre: Von Südkorea bis nach Brasilien
Zu ihrem 40. Internationalen Kongress in Rom sind die Pueri Cantores, die Kinder- und Jugendchöre, in diesem Jahr zusammengekommen. Aus Deutschland sind 20 Chöre angereist, aus der Schweiz und Österreich je einer, sehr viele – fast 40 – aus den USA, aber auch aus dem Kongo ist einer dabei, aus Brasilien, Japan, Mexiko oder Südkorea.
Das klassische Weihnachtslied Adeste fidelis ist der grosse Renner bei den Mädchen des Rottenburger Chores, “weil es alle Chöre gut können und es einfach viel Spass macht, es gemeinsam zu singen, mehrstimmig, mit Männerstimmen – einfach ganz toll, klingt und ist ein Gemeinschaftsgefühl!”
Für den Rom-Besuch wurde extra geübt, zusätzlich zu den ohnehin zweimal die Woche angesetzten Chorproben, erzählt Chorleiterin Diana Walz. Aber auch religiös hat man sich vorbereitet: Rom ist schliesslich nicht irgendein Ort für einen geistlichen Klangkörper. “Hände hoch, wer von euch geht morgen durch die Heilige Pforte? Alle! Wir gehen gemeinsam, das haben wir schon vorher geplant.”
Ausserdem haben die Mädchen sich überlegt, was sie im Fall des Falles den Papst fragen würden. Denn am Mittwochvormittag empfängt Franziskus die jungen Sängerinnen und Sänger in Audienz, danach singen die Chöre die jeweils besten Weihnachtslieder aus der Heimat, der Papst lässt sich damit gewissermassen beschenken, und zuletzt darf man ihm Fragen stellen. Das ist neu. Was will ein junger Mensch von einem alten Papst wissen? “Vielleicht ob er schon immer Papst werden wollte, schon als Kind.” Oder: “wie er mit der Verantwortung umgeht, dass er so viele hat, die ihn bewundern.” Oder auch: “Ob er selber gern singt, würde mich interessieren.”
“Weihnachtslieder sind auf der ganzen Welt bekannt, deshalb macht es so viel Freude, sie gemeinsam zu singen”, hält Chorleiterin Walz fest. 2005 war der Mädchenchor bereits einmal bei dem Pueri-Cantores-Treffen in Rom zu Gast. “Diejenigen, die vor 10 Jahren mit mir schon unterwegs waren, haben damals schon Adeste fidelis zusammen geübt, und das berührt einen, weil die Erinnerungen wieder zurückkommen, und ich denk das ist der grosse Punkt in der Weihnachtszeit in Rom zu sein, da das alle verbindet.”
rv 29.12.2015 gs
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