Hass: Die Rückkehr einer elementaren Gewalt

Zum Tode von André Glucksmann

Die Tagespost: Der Nihilismus ist die Realität des Bösen
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Eine gleichermassen beklemmende wie aufrüttelnde Analyse legt der französische Philosoph mit diesem Werk vor. Er benennt Zusammenhänge, die zu verdrängen sich keine Gesellschaft mehr leisten kann.

Grenzenloser Hass geht um die Welt: mal glühend, mal schonungslos, mal schleichend und kalt. Wer glaubte, mit dem Ende des 20. Jahrhunderts sei die Zeit der Diktatoren und Aggressoren endgültig vorbei, hat sich getäuscht. Man betrachte den Nahost-Konflikt, das Drama in Tschetschenien, manches Land in Afrika oder den Iran — die Hass-Ausbrüche des iranischen Präsidenten gegen Israel sind nicht die ersten Attacken, die aus Teheran kommen. Andre Glucksmann erinnert in seinem Buch an einen früheren Präsidenten der islamischen Republik. Ayatollah Rafsandschani stellte im Dezember 2001 folgende Rechnung auf: Bei einem Atomkrieg Iran-Israel würden fünf Millionen Juden sterben. Dass sein Land drei Mal mehr Opfer haben würde, sei kein zu hoher Preis. Er sei angemessen, schließlich wäre der Staat Israel dann ausgelöscht.

Willkür, religiöser Fanatismus, Tötungswille und Menschenverachtung nehmen beängstigend zu. Sie manifestieren sich in den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York, dem Irak-Krieg und in vielen anderen Ländern. Zynismus und Hass diktieren den Umgang mit Gefangenen. Eine von ökologischen Ideen begeisterte Generation verfolgte das Ziel, sich von der atomaren Bedrohung zu befreien. Jetzt hat sie, ohne eigenes Zutun, eine noch schwierigere Zukunft vor sich als die, der sie den Schrecken nahm. Sie muss, so folgert Glucksmann, das Zeitalter der Wasserstoffbombe verlassen und sich auf die menschliche Bombe einstellen.

Es ist nicht einfach, das Buch aus der Hand zu legen und zur Tagesordnung zurückzukehren. Die Lektüre rüttelt auf. Dieser ganze Irrsinn hat Methode. Der französische Philosoph und Humanist analysiert eine Realität, der wir nicht entfliehen können und die wir nicht verdrängen dürfen. Es ist unsere Wirklichkeit. –Carsten Hansen

Über den Autor und weitere Mitwirkende

André Glucksmann, geboren 1937, lebt heute in Paris. Seit vielen Jahren schreibt er Bücher gegen totalitäre Systeme in jeglicher Ausprägung; mit Bernard-Henri Lévy und Alain Finkielkraut gehört er zur ‘Neuen Philosophie’ in Frankreich. Zu seinen bekanntesten Büchern zählen Die Meisterdenker, Die Macht der Dummheit und Das Gute und das Böse.

Rezension amazon (3)

Hass: Die Rückkehr einer elementaren Gewalt

Autor: André Glucksmann
Übersetzer: Bernd Wilczek
Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: Verlag Nagel & Kimche AG; Auflage: 4 (19. August 2005)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3312003601

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