Kein leichtes Jahr 2015
Auf Papst Franziskus wartet auch im neuen Jahr viel Arbeit
Von Guido Horst
Auf Papst Franziskus wartet auch im neuen Jahr viel Arbeit.
Für die katholische Kirche und ihr Zentrum in Rom wird 2015 ein ereignisreiches und spannendes Jahr werden – auch wenn nicht gesagt ist, dass am Ende sämtliche Würfel gefallen sind, die derzeit noch wild durcheinander über den Tisch purzeln. Das starke öffentliche Echo auf die Weihnachtsansprache des Papstes vor den Spitzenleuten des Vatikans, in der Franziskus “seine” Kardinäle und Bischöfe vor aller Welt mit fünfzehn Krankheiten der Kurie konfrontiert hat, zeigt, dass im Thema “Kurienreform” noch viel Musik drin ist.
Es beschäftigt nicht nur “Vatikanastrologen”, sondern auch die Medien und die einfachen Leute auf der Strasse. Aber die entsprechende Konstitution, die das Reformwerk in Paragrafen fasst, dürfte in zwölf Monaten noch nicht fertig sein. Stattdessen wird man ein Jahr lang viel kommentiert – und auch palavert – haben.
Versprechen die für 2015 geplanten Reisen des Papstes – in zwei asiatische und zwei oder drei lateinamerikanische Länder sowie ein Besuch in Frankreich und in den Vereinigten Staaten – keine dramatischen Höhepunkte, so könnte das mit der Familiensynode im kommenden Oktober anders sein. Auch wenn noch nicht deutlich ist, welche Richtung die Vorbereitungen mit der Kardinalsversammlung in Rom, dem nächsten Treffen des Rats der neun Kardinäle und der Ernennung neuer Purpurträger – alles bald im Februar – nehmen wird, so hat sich im ersten Jahr dieses synodalen Wegs doch eine Menge an Zündstoff angesammelt. Genau entlang der für die Ehe- und Familienpastoral nicht zentralen Fragen des Umgangs mit homosexuellen Paaren und der Kommunionzulassung der Wiederverheirateten hat sich eine Konfliktlinie zwischen zwei Lagern des Weltepiskopats und des Kardinalskollegiums entwickelt, bei der es um mehr geht als um die beiden genannten Personengruppen. Das eine Lager will die Kirche flexibler machen. Dort, wo die Pastoral nicht mehr auf einem gesunden volkskirchlichen Untergrund steht, sollen neue Formen der Einbindung von Menschen entwickelt werden, die nicht im Einklang mit den kirchlichen Normen leben. Von “Öffnung” und der “Weiterentwicklung” der Lehre ist die Rede. Das andere Lager setzt auf eine Neuevangelisierung, die bei der Verkündigung und seelsorglichen Begleitung der Menschen keine Abkehr von der bisherigen Praxis wünscht, sondern auf mehr missionarischen Eifer setzt. Am Ende muss Franziskus sein Wort sagen und offene Fragen in einem nachsynodalen Schreiben klären. Ob dieses in zwölf Monaten vorliegen wird, ist ebenfalls offen. Also ein schwieriges Jahr, in dem wieder viel geredet, gestritten und gerungen wird.
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