Relatio bringt keine Änderung der Lehre, sondern des Tonfalls

Vatikanbeobachter sollten in den Zwischenbericht der Synode nicht hineinlesen, was sie gerne hören möchten

Cardinal Luis Antonio Tagle poses after celebrating a mass on Ash Wednesday, the first day of Lent, at the Roman Catholic Archbishop chapel in ManilaQuelle

Das Interesse an der Relation weise vielmehr auf eine völlig andere Veränderung hin, schreibt Elizabeth Dias im Kommentar in der “Time”.

Vatikan, kath.net, 14. Oktober 2014

Was bedeutet die “relatio post disceptationem”, der Zwischenbericht der Bischofssynode? Dies fragt Elizabeth Dias in ihrem Kommentar im amerikanischen Nachrichtenmagazin “Time” und stellt fest: “Vielleicht hat es Kardinal Tagle am besten beschrieben, als er am Montag bei der [vatikanischen] Pressekonferenz mit einem Lächeln sagte: “Das Drama geht weiter”. Die relatio bestätige mehrfach, dass die Ehe zwischen Mann und Frau stattfinde, an diesem Punkt gebe es keine Änderung. Schon zuvor habe der Vatikan wiederholt klargestellt, dass diese Synode keine Änderung in der Lehre bringen werde. Dass homosexuelle Menschen “willkommen” geheissen werden, bedeute nicht, dass die Kirche nicht länger Homosexualität mit Sünde gleichsetze.

Es gehe vielmehr um den Tonfall, wie immer im Pontifikat von Franziskus, erläuterte Dias. Der Papst lebe einen Stil der Umarmung, der Barmherzigkeit, er komme nicht sofort auf die Sünde zu sprechen. Es gehe darum, dass man versucht herauszufinden, an welchen Stellen Bejahung möglich ist, bevor man dann zu den Punkten komme, an welchen Bejahung nicht möglich sei. Möglicherweise sei dies der springende Punkt, der den Vatikanbeobachter John Thavis dazu brachte, die relatio als “Erdbeben” zu bezeichnen. In dem zwei Jahre währenden Prozess der Synode stelle diese relatio nicht mehr als einen Schnappschuss dar. In den kommenden Monaten seien noch mehr solcher Schnappschüsse zu erwarten.

Sich dauernd auf die Revolution zu freuen, könne in die Irre führen, stellt die Kommentatorin im Schlussabsatz fest. Dies könne die Sicht auf die aktuellen Vorgänge, auf das, was passiert und was nicht passiert, trüben. “Vatikanbeobachter – nicht zuletzt solche aus den Vereinigten Staaten, wo Gespräche über Homosexualität eine andere Richtung nehmen als im Vatikan oder in vielen Entwicklungsländern –, sollten vorsichtig sein, in diese Gespräche nicht das hineinzulesen, was sie gerne hören möchten. Das Interesse an einer relatio, einem relativ schwer verständlichen Dokument, weisst vielmehr auf eine andere Veränderung hin: Die Menschen nehmen nun wahr, was eine Gruppe Bischöfe macht.

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