Die vaterlose Gesellschaft

Die vaterlose Gesellschaft: Eine Polemik gegen die Abschaffung der Familie

Über den Autor und weitere Mitwirkende

Matthias Matussek (1954) studierte Amerikanistik und Vergleichende Literaturwissenschaften an der FU Berlin. Nach Stationen beim Berliner Abend und beim Stern kam Matussek zum Spiegel, für den er als Korrespondent und Reporter in New York, Berlin, Rio de Janeiro und London war. Im Herbst 2005 kehrte er in die ‘Zentrale’ nach Hamburg zurück, wo er bis Januar 2008 das Feuilleton leitete, für das er nun als Autor tätig ist. Sein Buch “Wir Deutschen” wurde im Fussballsommer 2006 zum Bestseller.

Rezension amazon (6)

Emotionales Plädoyer für eine Normalisierung
Von Ralph Berger

Matussek verdient zunächst ein Kompliment: Er schert sich hier tatsächlich wenig um Political Correctness, um übertriebenen Feminismus oder um das bizarre Gedankengebilde des so genannten Gender Mainstreamings ‘ wenngleich – Letzteres eher unbewusst geschieht.Doch sollte sich jeder Leser vor dem Kauf auch überlegen, dass dieses Werk trotz der Aneinanderreihung von vielen Daten, konkreten Fakten und Einzelheiten eine aggressive Streitschrift – wie im Untertitel schon erwähnt – eine Polemik darstellt.

Es ist eine subjektive Sicht auf den Zeitgeist und sein gutes Recht: Wie viele Familienschicksale um Sorgerechtstreit und Alimente werden aus der typisch stereotypen Sichtweise “Mann = Täter” / “Frau = Opfer” dargestellt? Es sind viele, genauer umrissen -‘ fast alle Fälle! Diese Darstellung in den Dumm- und Massenmedien deckt sich jedoch nicht mit der tatsächlichen Sachlage. Auf diesen Umstand weißt Matussek energisch und emotional hin, schießt hier jedoch teils über das Ziel hinaus ‘- vor allem wenn er hier zu sehr auf die Tränendrüse drückt und beginnt sich zu wiederholen.

Er zeigt auf, dass dieses Stereotyp nachweislich nicht stimmt und nennt auch Ross und Reiter der komplexen Maschinerie aus Jugendämtern, Familiengerichten, raffgierigen Zivilanwälten und obskuren “Selbsthilfegruppen” die letztendlich die gleiche Botschaft predigen: “Der Mann ist das Problem”. Dass sich diese extrem einseitige und simplifizierte Aussage negativ auf das Wohl des Kindes auswirkt, leuchtet wohl jedem ein.

Mich persönlich erinnert diese extrem polarisierte Debatte ein wenig an emotionalisierte ‘Tabuthemen’ wie Einwände gegen die ‘”Alleinkriegsschuld Deutschlands am Zweiten Weltkrieg”‘ oder um mediensensible Berichte über Ausländerkriminalität: Es darf eben nicht sein – was nicht sein darf.

Aber zurück zum Thema. Im Endeffekt – so postuliert Matussek – kritisiert die moderne Frau zwei konträre Haltungen des modernen Mannes zugleich:

– entweder er ist ein verweichlichter Windeln wechselnder Softi, der sich Unzulänglicherweise in die Erziehung und in das Familienleben einmischt –> Durchgefallen!

Oder eben

– ein knallharter Macho der sich der Kindererziehung grundsätzlich verweigert und seine “Brutalo-Machtstellung” aufgrund einer gewissen ‘Patriarchats-Dominanz” heraushängen lässt ‘ –> Durchgefallen!

Hier kommt der Autor zu dem ernüchternden Ergebnis, dass man es Frauen, welche sich “befreien”, “emanzipieren”, Selbstverwirklichen”, ‘Selbstrealisieren’, “individualisieren” usw. wollen – einfach NIE recht machen kann.

Aber auch die moderne Frau hat es nicht leicht: Sie muss sich in der vorherrschenden Ideologie wohl oder übel entscheiden, ob sie sich “vermännlicht” – oder sich bewusst die vermeintliche Schwäche der Frau als Bonus zunutze machen soll (im Fachjargon auch “Girlie-Feminismus”‘ genannt).

Trotz der Wut die man Matussek beim Schreiben anmerkt, bemüht er sich im Gegensatz zur Inquisitions-Kommandos à la Alice Schwarzer – die Frauen nicht über einen Kamm zu scheren. So oft wie möglich verweist er darauf, dass dies selbstredend nicht auf alle Frauen zutrifft – doch Fakt ist leider auch: Die Scheidungsfamilie ist auf dem Vormarsch, Alimente zahlen nun mal zu 99% Männer und das Sorgerecht wird i.d.R. auch den Müttern zugesprochen. Nicht zu letzt werden Kinder auch stetig mehr als ‘Druckmittel’ gegen die Väter eingesetzt – nach dem Motto: ‘”Du willst Besuchsrecht ‘ bitteschön. Dann aber bitte noch ein bisschen mehr betteln und vielleicht noch ein paar Hundert Euro Unterhalt extra drauflegen.'” Sie meinen nun, dass ist stark polemisiert und in einem Rechtsstaat nicht möglich? ‘- genau das ist es jedoch! Es gibt zwar zu Hauff Fälle, bei denen ein Besuchsrecht vom Vater erfolgreich eingeklagt werden konnte-‘ jedoch schlichtweg an der diesbezüglich nicht vorhandenen Exekutive scheiterte. Sprich: Wenn eine Frau ihrem Mann widerrechtlich den Umgang mit den Kindern verwehrt dann schaut der Staat genüsslich zu und droht im Extremfall vielleicht eine Geldstrafe an. Das war’s dann aber auch schon. Eine Frau wird in solchen Situationen von ihrer Selbsthilfegruppe als Heldin gefeiert werden ‘ würde ein Mann das Gleiche tun müsste er sich höchstwahrscheinlich stattdessen mit dem strafrechtlichen Vorwurf der “‘Kindesentführung'” auseinandersetzen und hätte sein Sorgerecht wohl endgültig verwirkt.

Um dem Scheinargument “‘Der Mann verdiene ja sowieso wesentlich mehr als die Frau ‘ also soll er gefälligst auch Unterhalt bezahlen’ vorzubeugen”: Lt. dem Autor verweigern in den Fällen wo Frauen die Hauptverdiener sind und Männer das Sorgerecht zugesprochen bekamen in fast allen Fällen die Unterhaltszahlung mit dem Argument: “‘Warum für ein Kind bezahlen, von dem ich eh nichts habe?'” Diese Frage werden sich in Zukunft wohl auch immer mehr Männer stellen, sollte es hier nicht endlich zu einer Normalisierung der Umgangsformen kommen. In jedem Fall ist jedoch sicher: Das Kind ist bei diesen Rosenkriege der Hauptgeschädigte.

Niemand erwartet hier bezüglich der Sorgerechtsproblematik ernstlich eine tatsächliche 100%-Gleichstellung von Mann und Frau – nicht zuletzt auch aus rein biologischen Gründen heraus da das Kind nun mal a priori eine stärkere Bindung zur Mutter als zum Vater aufweist. Was aber erwartet wird ist ein gewisser Grad von Fairness und gegenseitiger Achtung. Bei einer heutigen Scheidung gefährdet der Mann jedoch nicht nur seinen wirtschaftlichen Wohlstand sondern viel zu oft auch seinen sozialen Status, der im harmlosesten Fall als ‘”Tyrann”‘ beginnt da er seinem ‘Opfer’ (also seiner Frau) ‘”emotionale Gewalt”‘ angetan habe und sie in einer ‘”Ehehölle”‘ gehalten habe ‘ und im schlimmsten Fall bei ungerechtfertigen Vorwürfen in Richtung sexuellen Missbrauchs sein trauriges Ende findet.

Die vaterlose Gesellschaft: Eine Polemik gegen die Abschaffung der Familie

Autor: Matthias Matussek
Taschenbuch: 288 Seiten
Verlag: Fischer Taschenbuch Verlag; Auflage: 1 (28. April 2006)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3596171393

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