Bitte mehr Gelassenheit

Gleich mehrere Gremien haben in diesen Tagen im Vatikan Fragen beraten

Guido HorstDie Tagespost, 04. Juli 2014, Von Guido Horst

Gleich mehrere Gremien haben in diesen Tagen im Vatikan Fragen beraten, die mit dem Umbau der römischen Kurie zu tun haben: die acht Kardinäle plus Staatssekretär, die an der entsprechenden Konstitution arbeiten, die Kardinalskommission, die die Aufsicht über das Geldinstitut IOR führt, der aus Kardinälen und Fachleuten bestehende Wirtschaftsrat, der dem von dem australischen Kardinal George Pell geführten “Finanzministerium” zugeordnet ist.

Gerade wenn es um das liebe Geld geht, in diesem Fall um das IOR, läuft manchen Blättern das Wasser im Munde zusammen. Auch in Deutschland wurde der mögliche Abgang des deutschen Präsidenten der Vatikanbank, Ernst von Freyberg, medial als der nächste Fall in einer langen Reihe von Skandalen verkauft – so als habe sich der Manager mit seinen Aufräumarbeiten in Rom zu viele Feinde gemacht. Die Revolution, die Benedikt XVI. mit der Errichtung der vatikaninternen finanziellen Aufsichtsbehörde AIF eingeleitet hat, frisst ihre Kinder, möchte mancher meinen.

Doch gemach. Man weiss es aus dem Munde von Papst Franziskus, dass die Vermögens- und Immobilienverwaltung des Heiligen Stuhls, die APSA, in Zukunft als eine Art Zentralbank des Vatikans dienen soll. Das IOR, auch das hat der Papst angekündigt, soll fortbestehen, aber als Geldinstitut vor allem kirchlichen Institutionen und religiösen Gemeinschaften für ihre finanziellen Transfers zur Verfügung stehen. Die Zeiten sind vorbei, wo man beim IOR höhere Summen zum Teil zweifelhafter Herkunft bunkern konnte. Ein kleines Geldinstitut also im Dienste der Kirche. Da kann es durchaus sein, dass man in Zukunft keinen hoch bezahlten Finanzfachmann mehr braucht, der jede Woche aus Deutschland einfliegt, um dort die Aufsicht zu führen. Zumal das IOR mit dem Wirtschaftssekretariat und seinem Kardinalpräfekten George Pell eine starke Oberaufsicht erhält. Da genügt dann ein Chef vom Typ eines Sparkassendirektors, der an der Spitze des IOR steht. Mit einem Skandal hat das nichts zu tun. Die Kurienreform nimmt vielmehr langsam Gestalt an.

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