Mehr verdächtige Geldbewegungen

Mehr verdächtige Geldbewegungen: Mehr verdächtige Geldbewegungen

Aufsichts-Leiter Brülhart: Anstieg von 6 auf 202 Verdachtsfälle deutet auf Wirksamkeit von Prävention und Rechtsrahmen.

Vatikanstadt, kath.net/KAP, 19. Mai 2014

Im Vatikan sind 2013 erheblich mehr verdächtige Geldbewegungen gemeldet worden als im Vorjahr. Nach Angaben der vatikanischen Finanzaufsicht AIF wurden im zurückliegenden Jahr 202 Fälle registriert, 2012 waren es 6. Das geht aus ihrem zweiten Jahresbericht hervor, der am Montag im Vatikan vorgestellt wurde.

Nach den Worten von Rene Brülhart, dem Leiter der AIF, bedeutet dies jedoch keineswegs, dass die Zahl der undurchsichtigen Geschäfte gestiegen sei. Die Vervielfachung besage lediglich, dass die Präventionsmassnahmen und der neue rechtliche Rahmen nun wirksam würden, sagte Brülhart vor Journalisten in Rom. “Wir sind noch nicht perfekt oder supergut, aber wir sind auf dem richtigen Weg”, so der Schweizer Anti-Geldwäsche-Experte.

Fünf der 202 Fälle sind laut dem Bericht an den vatikanischen Staatsanwalt zur Prüfung juristischer Schritte weitergeleitet worden. Spekulationen, davon sei auch der frühere Kardinalstaatssekretär Tarcisico Bertone betroffen, wollte Brülhart nicht kommentieren.

Der Vatikan verfüge jetzt über ein gutes und angemessenes System zum Kampf gegen Finanzkriminalität, das internationalen Standards entspreche, hob Brülhart hervor. Als weiteren Grund für den sprunghaften Anstieg der als verdächtig eingestuften Geldbewegungen nannte der die laufende Überprüfung der Konten bei der Vatikanbank IOR durch eine externe Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Wenn dieser Prozess abgeschlossen sei, rechne er mit einem deutlichen Rückgang der gemeldeten Fälle, so der Leiter der AIF. Wie viele der gemeldeten verdächtigen Transaktionen auf das IOR entfielen, wollte er nicht sagen.

Grosse Fortschritte in Sachen Transparenz

Im Jahr 2013 unternahm die AIF nach Brülharts Angaben erstmals eine Vor-Ort-Inspektion des IOR. Die Experten des Europarats-Komitees Moneyval hatten das bisherige Fehlen einer solchen Inspektion in ihrem sogenannten Fortschritts-Bericht im vergangenen Jahr bemängelt. Brülhart bescheinigte dem vatikanischen Geldinstitut grosse Fortschritte in Sachen Transparenz. Die AIF habe einen Aktionsplan erarbeitet, um eine vollständige Anwendung des neuen vatikanischen Anti-Geldwäschegesetzes vom Oktober 2013 zu gewährleisten.

2013 wurden laut dem AIF-Jahresbericht 1.557 Fälle registriert, in denen Bargeldsummen von mehr als 10.000 Euro den Vatikan verliessen. Im vergangen Jahr waren es noch 1.782.

550 mal wurden Geldmengen oberhalb dieser Grenze eingeführt (2012: 598). Brülhart wies daraufhin, dass dieser Bargeldtransfer für sich genommen noch kein Hinweis auf zweifelhafte Geschäfte sei. Es müsse stets der Kontext berücksichtigt werden.

Stark ausbauen konnte das AIF im vergangen Jahr seine internationale Zusammenarbeit. 2013 stellte die Behörde 28 Anfragen an ausländische Stellen (2012:1), ihrerseits erhielt sie 53 Auskunftsersuchen aus dem Ausland (2012:3). Moneyval hatte in seinem Fortschritts-Bericht über den Vatikan im vergangenen Jahr eine mangelnde internationale Kooperation bemängelt.

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