Fastenpredigten im Vatikan

Kirchenväter im Zentrum

Die geistlichen Impulse zur Fastenzeit für Papst und Kurie drehen sich in diesem Jahr um die Kirchenväter. Im Apostolischen Palast hielt der päpstliche Hausprediger Raniero Cantalamessa an diesem Freitagmorgen die erste seiner insgesamt fünf Fastenpredigten; anders als üblich war der Papst nicht mit dabei, weil Franziskus erst am Mittag aus Ariccia in den Vatikan zurückkehrte. Cantalamessa greift in seiner Predigtreihe ein Thema auf, das er bereits vor zwei Jahren ansprach. Der Kapuziner erklärte dazu im Interview mit Radio Vatikan:

“Ich hatte 2012 mit den griechischen Kirchenvätern, den grossen Lehrern der griechischen Kirche, eine Reihe gestaltet. Das war der Versuch, die grossen Wahrheiten des Glaubens aus dem Odem, der Tiefe und der Stärke der Kirchenväter neu zu interpretieren, dabei aber in die Zukunft zu schauen und darauf, was die Päpste der Welt von heute zu sagen haben.”

In diesem Jahr soll es dagegen um die lateinische Tradition gehen – mit Augustinus, Ambrosius, Leo dem Grossen und Gregor dem Grossen. Diese geistlichen “Giganten” der Spätantike und des Mittelalters hätten uns auch heute noch viel zu sagen, zeigt sich Cantalamessa überzeugt. So seien bei Augustinus etwa Grundideen der Ökumene angelegt, die man im aktuellen Dialog fruchtbar machen könne:

“Augustinus kann wirklich die Grundlagen geben, die den Prozess der Einheit der Christen beschleunigen. Dann wird es (in der Reihe, Anm.) um das andere grosse Thema der Eucharistie gehen, das mit Ambrosius und Christus verknüpft ist. Das wird auch eine Gelegenheit sein, mit vielen Pseudo-Konstruktionen der Figur Christi aufzuräumen, die in diesen Jahren für Furore gesorgt haben, im Fernsehen, in Filmen und Romanen. Die Christusfigur soll so auf ihren essentiellen, soliden und dogmatischen Kern zurückgebracht werden. Und schliesslich wird uns Gregor der Grosse zeigen, dass die Bibel ein Brief der Liebe ist, der vom Schöpfer an seine Geschöpfe geschrieben wurde – dies wird uns helfen, die Bibel nicht nur mit kritischen Augen zu lesen, sondern auch mit dem Herz der Verliebten.”

Während bei seiner Reihe über die griechischen Kirchenväter die Dreifaltigkeit im Mittelpunkt gestanden habe, sollten in diesem Jahr das Verhältnis zwischen Gesetz und Gnade, die Rechtfertigung, die Kirche und die Sakramente vertieft werden, kündigte Cantalamessa an. Die erste Predigt an diesem Freitagmorgen fiel thematisch allerdings ein wenig aus dem Rahmen – sie stand ganz im Zeichen der Fastenzeit. Cantalamessa meditierte über den Sinn des Fastens, das nicht nur ein Verzicht auf Essen, sondern auch auf Worte und Bilder sein könne, wie der Kapuziner vorschlug.

rv 14.03.2014 pr

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