Warten auf den Vater

Die Jugendlichen im römischen Gefängnis bereiten sich auf den Papstbesuch vor

fusswaschungEiner der Strafgefangenen hatte spontan ausgerufen: “Endlich lerne ich jemanden kennen, der sagt, er sei mein Vater!” (Osservatore Romano)

Vatikan, kath.net/Osservatore Romano, ABONNEMENTS, 27. März 2013

Die 49 jungen Insassen der römischen Jugendstrafanstalt Casal del Marmo bereiten sich darauf vor, ein ungewöhnliches Geschenk zu erhalten: Papst Franziskus wird am Gründonnerstag nachmittag, 28. März, zu ihnen kommen, um die Abendmahlsmesse zu feiern. Die Stimmung in der Anstalt zeichnet sich durch freudige Erwartung aus. Die Jugendlichen hatten keineswegs mit so hohem Besuch gerechnet. Vor allem aber hätten sie nie damit gerechnet, so unversehens dem Papst, den sie noch nicht kennen, am Herzen zu liegen.

“Der Enthusiasmus der Jungen”, so sagte uns die Direktorin Liana Giambartolomei, “bezieht sich gerade darauf, dass sie sich als Protagonisten eines historisch bedeutsamen Tages fühlen. Im übrigen ist es genau das, was Papst Franziskus wollte. Er hat uns ausdrücklich darum gebeten, dass niemand sonst daran teilnimmt. Er will sicher sein, dass sie wissen, dass er nur für sie kommt, weil er sie liebt, weil er sie in seinem Herzen trägt und weil sie ihm wichtig sind, sehr wichtig”.

Eine Mitarbeiterin der Caritas, die in der Anstalt arbeitet, erzählt uns, dass einer von den Insassen, als er die Nachricht hörte, rief: “Endlich lerne ich jemanden kennen, der sagt, er sei mein Vater!”

Der Anstaltspfarrer, Pater Greco, kann nicht ganz verbergen, dass er zumindest anfänglich etwas ratlos war, “da wir unter unseren Insassen nur acht Italiener haben, sechs Männer und zwei Frauen. Alle anderen sind Ausländer. Und die meisten sind Muslime. Einige gehören überhaupt keinem Glauben an. Folglich wissen etliche von ihnen nicht einmal, wer der Papst ist. Auch deshalb war es nicht einfach, ihnen die Bedeutung des Papstbesuches zu erklären”.
Der Pfarrer vertraut uns an: “Ein junger Neapolitaner, der seit einiger Zeit hier ist, ist mir zu Hilfe gekommen. Ich hatte sie alle zusammengerufen, um zu versuchen, ihnen wenigstens die Bedeutung dieser Geste des Papstes zu erklären. Eine Geste der Liebe zu ihnen. Einen Augenblick lang war ich traurig über ihre ausdruckslosen oder im besten Falle durch meine Begeisterung neugierig gemachten Blicke. Dann hat unser Freund mit der klassischsten aller neapolitanischen Redewendungen das Schweigen gebrochen: ›Maronna mia, o Papa accà!‹ [Madonna mia, der Papst kommt her!] und hat sich die Haare gerauft, mit einem Gesicht, auf dem Bewegung und Glück miteinander kämpften. Und in dem Augenblick haben alle anderen, als sie sahen, wie sehr er staunte, verstanden, dass es sich um etwas wirklich Aussergewöhnliches handelte und haben angefangen, mir Fragen zu stellen. Ich habe gesehen, wie allmählich Begeisterung aufkam.”

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