Neuen Medien, neue Strukturen

Vatikan aktualisiert und konzentriert seine Medienlandschaft

Von Johannes Schidelko (KNA)

Vatikanstadt, kath.net/KNA, 23. Januar 2013

Der seit längerem erwartete Umbau der vatikanischen Medienlandschaft kommt offenbar in Bewegung. Papst Benedikt XVI. ernannte am Dienstag den bisherigen Untersekretär des Päpstlichen Medienrates, Angelo Scelzo (66), zum neuen Vizedirektor des vatikanischen Presseamtes. Er wird dort die Akkreditierung von Journalisten zentral betreuen – eine Aufgabe, die bislang von verschiedenen Vatikanbehörden wahrgenommen wurde.

Diese historisch bedingte Konfusion soll nun zu Ende gehen. Bislang war der Medienrat am Ende der Via Conciliazione Anlaufstelle für alle Fotografen, Radio- und Fernsehvertreter, die eine Aufnahme- oder Drehgenehmigung für den Vatikan brauchten. Schreibende Journalisten wandten sich dagegen einige hundert Meter weiter an das Presseamt des Heiligen Stuhls, um dort einen Presseausweis und die täglichen Pressemitteilungen zu erhalten. Scelzo, der im Medienrat bislang die Drehgenehmigungen für TV-Crews ausstellte, wechselt nun mit einem Mitarbeiter in die Räumlichkeiten der Sala Stampa und führt dort alle Akkreditierungsbelange in eine Hand zusammen.

Von diesen Organisationsfragen ist die Informationspraxis des Presseamts unberührt. Dessen Leiter Federico Lombardi (70) bleibt an der Spitze dieser Behörde. Der Jesuit fungiert weiter als Sprecher des Papstes und ist Ansprechpartner für inhaltliche Auskünfte und Erklärungen des Vatikan. Unterstützt wird er dabei von einem Vizedirektor, dem aus San Marino stammenden Passionisten-Pater Ciro Benedettini (66) – der freilich immer wieder auch als Bischof für eine Diözese genannt wird. Mit dem aus dem süditalienischen Salerno stammende Scelzo kommt nun ein zweiter stellvertretender Direktor hinzu.

Als einer der wenigen Laien in vatikanischen Führungspositionen blickt Scelzo auf eine lange Karriere im Medienbereich des Heiligen Stuhls zurück: Erst war er bei der Zeitung “Osservatore Romano”, dann Pressechef des Komitees für das Heilige Jahr 2000 und danach auf der dritthöchsten Position im päpstlichen Medienrat.

Ebenfalls am Dienstag gab Lombardi eine seiner drei Leitungsaufgaben ab: Im vatikanischen Fernsehzentrum CTV wurde der Mailänder Priester Dario Edoardo Vigano (50) neuer Direktor (Lombardi trug den Titel Generaldirektor) und zugleich Sekretär des Aufsichtsrates. Vigano lehrte seit 1998 Kommunikationswissenschaft an der päpstlichen Lateran-Universität; seit gut einem Jahrzehnt bekleidet er dort eine Professur für “Theologie der Kommunikation”. Lombardi, der im vergangenen Sommer 70 Jahre geworden ist, bleibt weiterhin Chef des Presseamtes und Intendant von Radio Vatikan.

Damit dürften die Veränderungen jedoch noch nicht abgeschlossen sein. Technisch hat der Vatikan seine Medien in den vergangenen Jahren ausgebaut und umstrukturiert. Dabei setzt er verstärkt auf neue Medien. Etwa das in vier Sprachen erscheinende Nachrichtenportal news.va integriert Material des “Osservatore Romano” und von Radio Vatikan, die Mitteilungen des Presseamtes und des Missionspressedienstes Fides, ferner die Twitter- und Youtube-Kanäle sowie den Fernsehdienst CTV. Zugleich reduzierte das in 40 Sprachen sendende Radio Vatikan seine Übertragungen auf Mittel- und Kurzwelle. Stattdessen setzt es mehr auf das Internet.
Allerdings operieren die verschiedenen vatikanischen Medien-Institutionen weiterhin parallel nebeneinander, wenngleich in manchen Feldern verzahnt. Was fehlt, sind klare Aufgabenteilungen und Zuständigkeiten sowie Strukturen, die Synergien fördern. Dem Vernehmen nach sind Überlegungen für eine weitere Neuordnung im Gang. Immer wieder gab es in der Vergangenheit Spekulationen über eine zentrale Leitungsinstanz für die vatikanischen Medien. Es muss sich zeigen, ob die jetzigen Veränderungen der Anfang einer gründlichen Neustrukturierung sind oder eine punktuelle Korrektur.

KathTube
Presseamt des Hl. Stuhls
Der Staat der Vatikanstadt
Englisch-Deutsch Übersetzung für: Vatican.va
News.va

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